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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Nie mehr würde sie sich mit etwas begnügen, nie, und das war nicht nur auf Lügner, Betrüger und Schwindler beschränkt. Falls und wenn sie sich wieder mit einem Mann einließ (und das war ein großes »Falls« und ein vorsichtiges »Wenn«), würde er sich verdammt glücklich schätzen, sie zu haben.
     
    Am Tag vor Joyce Wingates alljährlicher Weihnachtsparty warf sich Clare in eine alte Jeans und einen Zopfpulli. Darüber trug
sie ihre weiße Skijacke mit Wollhandschuhen und um Hals und untere Gesichtshälfte einen hellblauen Wollschal. Sie verbrachte den Nachmittag damit, der Fassade des Hauses an der Warm Springs Avenue den letzten weihnachtlichen Schliff zu geben.
    In den zwei Wochen seit dem Mittagessen mit ihren Freundinnen hatte sie ihrer Mutter und Leo geholfen, das Herrenhaus innen und außen zu dekorieren. In der Empfangshalle stand eine dreieinhalb Meter hohe Douglas-Fichte mit antikem Weihnachtsschmuck, roten Schleifen und goldenen Lichtern. Die Räume im Erdgeschoss waren mit Kiefernzweigen, Messingkerzenhaltern, Szenen von Christi Geburt und Joyces umfangreicher Nussknacker-Sammlung geschmückt. Das Weihnachtskristall von Spode und Waterford war auf Hochglanz poliert, die Tischwäsche gebügelt und wartete im Kofferraum von Clares Wagen darauf, ins Haus gebracht zu werden.
    Am Tag zuvor hatte Leo eine Erkältung bekommen, weshalb sie und Joyce darauf bestanden, dass er die noch unerledigten Arbeiten im Freien abbrach. Stattdessen bekam er den Auftrag, drinnen das Silber zu polieren und Kiefergirlanden und rote Samtbänder um das Mahagonigeländer zu binden.
    Clare hatte seine Arbeit im Freien übernommen, und jedes Mal, wenn sie sich zurück ins Haus wagte, um sich Kaffee nachzuschenken oder die Füße aufzuwärmen, regte sich Leo auf und behauptete, er sei fit genug, um die Lichterketten in die restlichen Sträucher zu hängen. Das mochte ja sein, doch in seinem Alter wollte Clare das Risiko nicht eingehen, dass sich die Erkältung verschlimmerte und zu einer Lungenentzündung auswuchs.
    Die Arbeit im Freien war weder schwierig noch anstrengend,
dafür eiskalt und ermüdend. Clare hatte das Herrenhaus mit leuchtenden Zweigen geschmückt, die über der Tür und an der Veranda hingen und um die Steinsäulen gewunden waren. Im Vorgarten standen zwei anderthalb Meter große Rentiere, und der Bürgersteig und die Einfahrt waren von leuchtenden Zuckerstangen gesäumt.
    Clare verrückte die Leiter zum letzten Strauch und entwirrte die letzte Kette aus C-9-Glühbirnen. Noch diese eine, dann war sie fertig, und sie freute sich schon darauf, nach Hause zu fahren, heißes Wasser in ihren Whirlpool zu lassen und sich darin zu aalen, bis ihre Haut runzlig wurde.
    Die Sonne war herausgekommen und hatte das Tal auf linde -0,5 Grad erwärmt, was im Vergleich zu den -2,8 Grad am Tag zuvor ein echter Fortschritt war. Clare stieg auf die Leiter und wickelte die Lichterkette um die Spitze des knapp zweieinhalb Meter hohen Strauchs. Leo hätte ihr sowohl die geläufige als auch die wissenschaftliche Bezeichnung dafür nennen können. Er verfügte da über erstaunliches Wissen.
    Die gefrorenen Blätter machten ein Kratzgeräusch, als sie über Clares Jackenärmel strichen, und die Zehen in ihren Stiefeln fühlten sich schon seit etwa einer Stunde taub an. Auch ihre Wangen konnte sie nicht mehr spüren, doch ihre Finger in den pelzgefütterten Handschuhen funktionierten noch. Als sie sich weit in den Strauch lehnte, um die Lichter hinten zu befestigen, rutschte ihr Handy aus der Manteltasche. Sie griff eine Sekunde zu spät danach, und das schmale schwarz-silberne Klapp-Handy verschwand im Geäst.
    »Verdammt.« Ihre Hände tauchten in die grünen Zweige und bogen sie auseinander. Prompt rutschte es noch tiefer in den Strauch. Sie beugte sich über die oberste Leitersprosse und
versuchte, den Arm so weit wie möglich auszustrecken, doch sie kriegte das Telefon nicht zu fassen. Als sie den Kopf wieder aus dem Strauch zog, bog ein Fahrzeug in die Einfahrt und fuhr weiter bis hinters Haus. Sie sah sich um, doch das Auto war nicht mehr zu sehen. Vermutlich war der Florist, der die Weihnachtssterne, Krokusse und Amaryllis für die Party ihrer Mutter lieferte, etwas zu früh dran.
    Sie stellte sich hinter den Strauch, der am nahesten beim Haus stand, und schob die Äste auseinander. Die gefrorenen Zweige streiften ihr Gesicht, und sie musste schlagartig an Spinnen denken. Jetzt war sie froh über die Minustemperaturen. Wäre

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