Frisch verlobt
fertig werden“, fuhr Claire fort, „komm einfach her und hab ein wenig Spaß.“
Da war es wieder – genau wie bei Maggie. Dieses Mitleid. Nicole hasste es, wenn man sie bemitleidete.
„Es ist lieb von dir, dass du dir Gedanken machst“, sagte sie und bemühte sich, dabei nicht mit den Zähnen zu knirschen. „Aber mir geht’s bestens. Besser als bestens. Ein andermal.“
„Du musst ausgehen.“
„Du meinst mit einem Mann, nicht wahr? Du würdest aufhören, dir um mich Sorgen zu machen, wenn ich mit einem tollen Mann auftauchen würde, oder?“
Claire lachte. „In der Tat, das würde ich.“
Nun musste Nicole lächeln. „Also sorgst du dich eigentlich gar nicht darum, wie ich mich fühle. Dabei geht es einzig und allein um dich.“
„Mag sein, vielleicht. Aber du gehörst dazu.“
„Und das weiß ich ja auch zu schätzen. Also, mir geht’s gut. Ich schwöre es, aber ich muss jetzt los. Lass uns später miteinander reden.“
Sie legte auf und schnappte sich ihre Handtasche. Als sie die Haustür öffnete und hinaustrat, klingelte das Telefon schon wieder, aber sie ignorierte es und wünschte sich gleichzeitig, sie hätte tatsächlich etwas vor.
Hawk stapelte die DVDs, die er aus dem vorhandenen Filmmaterial über das Spiel zusammengestellt hatte. Er hatte bereits alles durchgesehen und wusste, welche Punkte er herausstellen wollte. Normalerweise nutzte er die wenigen Minuten, die ihm blieben, bevor die Jungs nach und nach eintrudelten, um sich Notizen zu machen, aber an diesem Sonntag sah er ständig auf die Uhr und fragte sich, wann Nicole kommen würde.
Er wusste, dass er sich in ihrer Gegenwart wie ein Kind benahm, und sogar, wenn er nicht mit ihr zusammen war. Wie es aussah, konnte er überhaupt nicht mehr aufhören, an sie zu denken. Okay, „denken“ traf es nicht so ganz, „fantasieren“ war wohl eher das passende Wort. Permanent hatte er sie nackt und flehend vor Augen, und in seiner Fantasie war er dann immer glücklich, ihr jeden Gefallen tun zu können. Er war nun einmal die Sorte von Mann.
Er hatte keine Ahnung, warum sie eine solche Wirkung auf ihn ausübte, aber er genoss es. Sie war witzig und sarkastisch. Sie forderte ihn heraus, und sie zeigte Haltung. Er mochte es, wenn eine Frau Haltung besaß.
Im Korridor vor dem Konferenzraum hörte er Schritte. Leichte Schritte, die zu keinem seiner Spieler passten. Vor lauter Spannung zog sich sein Magen zusammen, und schon betrat, wie erwartet, Nicole den Raum.
„In meinem Auto stehen mindestens sechs Schachteln Dessert“, sagte sie. „Willst du mir nicht beim Tragen helfen?“
„Selbstverständlich“, antwortete er und fragte sich, ob er wohl noch Zeit haben würde, sie zu küssen, bevor seine Schüler eintrafen. Er ging auf sie zu, blieb aber stehen, als er etwas Dunkles, Schmerzvolles in ihren Augen glimmen sah. „Was ist los?“
„Nichts.“
„Das glaube ich dir nicht. Irgendetwas ist geschehen.“
Und als er sie nun genauer anschaute, konnte er es auch an ihren leicht hängenden Schultern und ihrer blassen Haut erkennen. „Irgendjemand hat dich verletzt.“
„Mir geht’s gut“, erwiderte sie achselzuckend. „Es ist nichts.“
„Ich war zwölf Jahre lang verheiratet. In diesem Kontext ist ‚nichts‘ lediglich die weibliche Verschlüsselung für ‚Du wirst weiter fragen müssen, um zu beweisen, dass es dich ernsthaft interessiert‘. Also, was ist los?“
„Mir geht es gut.“
„Damit gebe ich mich nicht zufrieden.“ Und das würde er auch nicht, bis er wusste, wer oder was sie so mitgenommen hatte.
Sie seufzte. „Ich bin … ich habe ein wenig Ärger mit meinem Ex.“
Welche Art von Ärger? „Du bist geschieden?“
„Ich bin dabei, mich scheiden zu lassen. Der Antrag ist eingereicht, und über die Bedingungen haben wir uns geeinigt. Ich warte nur noch auf den Termin.“
„Vermisst du ihn noch?“ Hawk stellte die Frage, ohne dass er die Antwort eigentlich wissen wollte. Was wäre, wenn sie Ja sagte?
„Nicht im Geringsten. Aber gestern ist er vorbeigekommen. Er will mich zurückhaben, und seine Art, mich davon zu überzeugen, ist beleidigend und schäbig.“
Hawk nahm eine drohende Haltung ein. „Hat er dir etwas angetan?“
Sie brachte ein Lächeln zustande. „Nicht wirklich.“
„Ich kann ihn für dich verprügeln.“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich bin davon überzeugt, dass du das mit erstaunlicher Effizienz tun könntest, aber nein.“
Ihm war es wirklich ernst damit. „Es
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