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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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dran in der Hand. Sie erkannte die Filmkamera ihres Vaters und die selbstgebaute Flutlichtanlage.
    »Hast … hattest du das eben eingeschaltet? Die Scheinwerfer?«
    »Spinnst du? Dieses Ding ist so kaputt, daß ich damit höchstens ein Feuer verursachen würde. Was ist das eigentlich?«
    Celia ging langsam die Treppe hinunter, genauso langsam wie bei ihrer Weihnachtsprozession. »Die Filmkamera meines Vaters.« Es war, als sehe sie das Ding gerade zum ersten Mal, eine Menge von Verstrebungen, herausragenden Schrauben und Stromkabeln. »Er baute diese Lichtanlage selbst. Er benützte sie nur an Weihnachten und ein oder zwei Mal im Urlaub.«
    »Ziemlich wild«, sagte David. »Gut, daß er nicht Elektroingenieur werden wollte.«
    »Was hast du da auf den Boden gelegt?«
    Er blickte hinunter auf einen Stapel flacher Schachteln. »Ein Haufen Videokassetten. Die lagen bei der Kamera. Ich glaube, er hat eure Weihnachtsfilme auf Kassetten überspielt.«
    Sie bückte sich und hob die Bänder auf. Weihnachten 1963 stand auf dem ersten in der präzisen Buchhalterhandschrift ihres Vaters. Weihnachten 1966. Weihnachten 1965. Weihnachten 1971. Alles durcheinander. Weihnachten 1967.
    »Möchtest du sie anschauen?«
    Ihr Hals begann zu schmerzen. »Nicht jetzt. Später.« Sie sammelte die Kassetten und steckte sie in einen Champagnerkarton, nahm die Kamera und die Lichtanlage aus Davids Händen und legte sie sorgsam obenauf. »Fahren wir heim.«
    »Hast du alles gesehen, was du hier sehen wolltest?«
    »Ja«, sagte sie. »Ja.«
     
    Sie hatten ihre Strümpfe geöffnet, nachdem sie einzeln heimlich aus dem Bett geschlüpft waren, um für den anderen den Weihnachtsmann zu spielen, und nun hantierte David in der Küche herum. Celia las Fetzen von Geschenkpapier vom Boden auf, zerknüllte sie und warf sie in einen der übriggebliebenen Flaschenkartons. Dann fiel ihr Blick auf den Champagnerkarton. Die oberste Videokassette konnte man gerade noch zwischen den Kabeln der Lichtanlage hindurch sehen.
    Weihnachten 1989 stand in sauberen blauen Tintenbuchstaben darauf.
    Aber das mußte wohl 1969 heißen. Schließlich war jetzt 1989. Sie zog die Kassette heraus, um sie genauer betrachten zu können. Die Zahl war unmißverständlich – klar bei einem Mann, der mit Zahlenschreiben seinen Lebensunterhalt verdiente.
    Der Duft von gebratenem Schinken kam aus der Küche herüber. Celia brachte die Kassette zum Recorder und schob sie in den Schlitz. Sie drückte die Play-Taste und hielt den Atem an, als Schneegestöber den Bildschirm füllte.
    Es flackerte zweimal und dann tanzten Amy und Ann, dem Aussehen nach etwa drei Jahre alt, vor der Kamera, schoben sich gegenseitig weg und kicherten. Das Bild flackerte ganz eigenartig. Auf ihren hellen neuen Nachthemden leuchteten rote Schneeflocken.
    »Der Weihnachtsmann ist dagewesen!« rief eine Kinderstimme. Das Bild wackelte stark und zeigte dann das Wohnzimmer. Ihr Vater war nie ein guter Kameramann gewesen.
    Sie starrte auf den Bildschirm und erinnerte sich an den Traum – sie wußte, daß es ein Traum gewesen sein mußte – gestern abend im Elternhaus.
    Sie wollte ihren Vater sehen.
    Das Bild stand wieder und sie sah sich selbst, wie sie auf ihres Vaters Schoß kletterte und die Arme um seinen Hals schlang. »Ich hab’ dich lieb, Pappi«, sagte Celia auf dem Bildschirm, ihre Stimme durch sein Pyjama-Oberteil gedämpft.
    »Das stimmt«, sagte Celia zum Fernseher. »Das stimmt. Ich wollte, daß du mich für immer von dort fortbringst. Aber ich hasse dich nicht, weil du das nicht fertiggebracht hast, Pappa, ich hasse dich nicht. Du hast dein Bestes getan.«
    »Du wußtest nicht, was du tun solltest«, flüsterte Celia.
    Er nickte ihr zu. »Ich wußte nicht, was tun. Aber ich hatte dich lieb, Celie, und ich wünschte, ich hätte dir eine schönere Kindheit geben können. Ich sorgte mich so sehr um eure Mutter, weißt du. Ich bemühte mich, für sie zu sorgen, und für dich und deine Schwestern, und ich wußte nie, was richtig war und was nicht. Aber ich bemühte mich.«
    »Ich weiß …«
    »Du hast dich auch bemüht, Celie. Für dich ist alles gut verlaufen, nicht? Trotz meiner Fehler. Vielleicht habe ich dir niemals gesagt, wie stolz ich auf meine Tochter war – die Professorin für Geschichte. Auch darauf, wie ihr Mädels zusammengehalten habt. Du und Amy und Ann. Ihr habt euch prächtig gemacht.« Sie hob ihre Hand und legte sie auf den Bildschirm. »Ich kann dich nicht fortbringen, Celia«,

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