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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Schreibzimmer zurück soll oder wenn
ich für mehrere Leute arbeiten muß, dann - dann suche ich mir einen anderen
Job“, sagte sie.
    Sicher wäre das die beste Lösung gewesen, aber im
Augenblick sollte sie besser noch keine Pläne machen. Ich bemühte mich, sie zu
beruhigen, bevor ich ihr wegen der vermeintlichen Ajax-Übernahme und Agnes'
Aktivitäten auf den Zahn fühlte.
    Von Ajax wußte sie nichts. Auch nicht von der
Maklerliste, die Agnes von Ferrant erhalten hatte. Was nicht mit der Post kam,
ging im allgemeinen nicht durch ihre Hände. Ich seufzte verzweifelt. Roger
würde Barnett um ein Duplikat bitten müssen, falls die Liste nicht im Büro
auftauchte.
    Ich erklärte Miss Vargas die Lage: „Möglicherweise
steht jemand auf der Liste, der sie gestern abend aufgesucht hat, und der
hätte sie als letzter lebend gesehen. Vielleicht war es sogar der Mörder. Ich
kann zwar eine Kopie beschaffen, aber das dauert zu lange. Wenn Sie die Liste
fänden, wäre das eine große Hilfe. Sie trägt den Briefkopf von Andy Barrett,
dem Börsenmakler. Sie könnte aber auch in einem Brief stecken, der an Roger
Ferrant adressiert ist.“
    Miss Vargas war gern bereit, nach der Liste zu
suchen, obwohl sie nicht viel Hoffnung hatte, sie unter dem Papierwust zu
entdecken.
    Kaum hatten wir wieder das Katastrophengebiet im
sechzigsten Stock betreten, nahm die Polizei Miss Vargas in Beschlag, und ich
begab mich zu dem Marktforscher der Firma Feldstein, Holtz& Woods, einen
gewieften jungen Betriebswirtschaftler namens Frank Bugatti. Ich stellte mich
als Kundin von Miss Paciorek vor; sie habe sich in meinem Auftrag mit Versicherungsaktien
befaßt.
    „Ich möchte Ihnen wirklich nicht wie ein
Leichenfledderer vorkommen. Aber heute früh habe ich in der Zeitung gelesen,
daß vielleicht jemand die Aktienmehrheit von Ajax erwerben will. Wenn das
stimmt, müßte doch der Kurs steigen, oder? Es wäre sicher ein guter Zeitpunkt,
jetzt zu kaufen. Ich dachte an ungefähr zehntausend Aktien. Miss Paciorek
wollte Sie fragen, wie Sie die Lage einschätzen.“
    Zum gegenwärtigen Kurs müßte man gut eine halbe
Million Dollar übrig haben, um zehntausend Aktien zu erwerben. Bugatti
behandelte mich mit gebührendem Respekt. Wir gingen in ein Büro, in dem es
wegen der vielen Papierstapel ziemlich eng zuging, und er verriet mir in
zwanzig Minuten alles, was er zum Thema Ajax-Übernahme wußte - nämlich gar
nichts. Zuletzt schlug er mir vor, er wolle mich mit einem der anderen Partner
bekannt machen. Sicher würde er künftig gern für mich tätig werden. Ich sagte,
daß ich erst den Schock über Miss Pacioreks Tod überwinden müsse, und bedankte
mich für seine Hilfe.
    Miss Vargas saß wieder an ihrem provisorischen
Schreibtisch, als ich zurückkam. Sie schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Ich habe
nichts gefunden - jedenfalls nicht auf dem Schreibtisch. Beschaffen Sie sich
lieber eine Kopie der Liste.“
    Von ihrem Apparat aus versuchte ich, Roger zu
erreichen. Er war in einer Besprechung, doch ich drangsalierte die Sekretärin
so lange, bis sie ihn ans Telefon holte. „Entschuldige bitte, Roger, aber ich
brauche eine Kopie von der Maklerliste, die du Agnes gegeben hast. Könntest du
Barrett bitten, dir per Einschreiben eine zu schicken? Noch besser wäre es,
wenn er sie gleich an mich adressieren würde, dann hätte ich sie am Samstag.“
    „Klar. Hätte ich selbst dran denken können. Ich rufe
ihn sofort an.“
    Miss Vargas starrte mich immer noch erwartungsvoll
an. Ich dankte ihr und versprach, sie auf dem laufenden zu halten. Als ich an
Agnes' Büro vorbeikam, kämpften die Ermittlungsbeamten immer noch mit
Papierbergen. Wie schön, daß ich Privatdetektivin war!
    Das blieb an diesem Tag aber auch der einzige Grund
zur Genugtuung. Als ich um vier den Dearborn Tower verließ, schneite es. Bis
ich dann endlich in meinem Wagen saß, war der Verkehr völlig ins Stocken
geraten. Schuld daran waren die Pendler, die die Schnellstraßen vermeiden
wollten und damit den Innenstadtverkehr zum Erliegen brachten.
    Warum hatte ich Phyllis Lording bloß versprochen,
bei ihr vorbeizuschauen! Ich war schon beim Aufstehen müde gewesen, und als
mich Mallory um elf gehen ließ, war ich bereits reif fürs Bett. Hinterher war
ich aber doch sehr froh, daß ich mich bei ihr hatte blicken lassen; denn sie
kam mit Mrs. Paciorek nicht zurecht und brauchte Schützenhilfe. Wir redeten
lange und sachlich über den Umgang mit Neurotikern.
    Phyllis war eine

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