Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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nicht erinnern. Ich meine, vielleicht weiß mein Unterbewusstsein irgendetwas davon, dass mich kleine grüne Männlein verschleppt haben, aber bis jetzt ist es noch nicht damit herausgerückt. Und wenn Colette jetzt das Gleiche passiert ist? Was können wir tun? Nehmen wir mal an, sie wurde … weil sie keinen Respekt gezeigt hat … weniger freundlich aufgenommen.»
    Lol fragte sich, ob sie diese Unterhaltung wirklich führten oder ob er selbst entführt worden war und wieder mit Medikamenten vollgepumpt in der Klinik lag. Dann kam Merrily etwas außer Atem die Treppe hoch. Ihre Stirn lag in Falten. «Hast du irgendetwas damit zu tun, Schatz?»
    Lol, der sich zum ersten Mal seit Urzeiten in der Gesellschaft eines jungen Mädchens entspannen konnte, ging durch den Kopf, wie unheimlich hübsch Janes Mutter war.
    «Das war ein Anwalt namens Harold McCready. Der Anwalt von Lucy Devenish. Er hat gesagt, sie sei vor ein paar Tagen in seiner Kanzlei gewesen, um eine Ergänzung an ihrem Testament vorzunehmen. Sie wollte einen Testamentsvollstrecker einsetzen. Als ob sie gewusst hätte, dass sie nicht mehr lange zu leben hat, meinte McCready. Ist ein ziemlich leutseliger Provinzanwalt. Hatdas schon früher erlebt, sagte er. Die Leute ahnen oft etwas, auch wenn sie kerngesund sind.»
    Jane setzte sich auf. «Was ist ein Testamentsvollstrecker?»
    «Jemand, der darauf achtet, dass der letzte Wille eines Verstorbenen genau befolgt wird. Normalerweise ist das eine Formalität. Aber mir erscheint es so, als würde es jetzt noch ein bisschen komplizierter.»
    «Warum?»
    «Weil ich es bin, Schatz. Es wird immer seltsamer. Warum sollte sie das tun? Jemanden einsetzen, der so wenig mit ihr zu tun hatte. Wirklich komisch. Ich soll mich bei ihr nach weiteren Hinweisen auf ihre letzten Wünsche umsehen … Genaueres hat sie nicht geschrieben. Ein Kanzleiangestellter von McCready bringt ihren Hausschlüssel vorbei. War einer von euch schon mal dort?»
    «Nur im Laden», sagte Jane. «Mom, diese Sache musst du wirklich ernst nehmen. Sie hat gesagt, du würdest vielleicht kalte Füße bekommen und von hier weggehen wollen. Aber sie meinte, das sollst du nicht. Sie hat auch gesagt, du solltest deine Meinung ändern und das Stück in der Kirche aufführen lassen. Und sie sagte …»
    «Schatz …»
    «Ich bin ja nur ein Kind», sagte Jane. «Macht eigentlich ein Testamentsvollstrecker dasselbe wie ein Katalysator?»

36 Aber Mutter, wo warst du denn?
    «Es war verheerend», verkündete Dermot Child in der Stille des frühen Abends. «Vollkommen verheerend. Am späten Nachmittag war es eindeutig. Ungefähr drei Dutzend richtige Zuschauer, der ganze Rest nur Gaffer, die mal einen Leichensack sehen wollten.Nachdem ein Polizeiauto nach dem anderen weggefahren ist, haben sie sich verzogen.»
    Mit großen Schweißflecken unter dem Arm, die Merrily an den unangenehmen Traum erinnerten, den sie von Dermot Child gehabt hatte, stand er an der Einmündung der Church Street am Rand des Marktplatzes.
    «Und die Presse ist genauso. Kein Einziger von einem Kulturressort dabei. Zehn Leute waren in der Ausstellung, und niemand hat etwas gekauft. Dreißig verkaufte Eintrittskarten für das Streichquartett. Lohnt sich da der ganze Aufwand überhaupt? Kommen Sie, trinken Sie ein Glas mit mir, Merrily. Erfüllen Sie Ihre Pflicht als verständnisvolle Pfarrerin. Ich lade Sie ein. Als Gegenleistung können Sie ja für das Festival beten.»
    «Pfarramtsvertreterin», sagte Merrily stumpf. Der Schlafmangel beeinträchtigte so langsam ihre Entschlusskraft. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war ein gemütlicher Drink mit Dermot Child. «Die verständnisvolle Pfarramtsvertreterin muss sich entschuldigen. Ich habe noch einen Termin, Dermot. Ich versuche, später ins Konzert zu kommen.»
    «Die Morris-Tänzer waren ganz klar ein Fehler. War eine Idee von Terrence. Damit setzt er sich zwischen alle Stühle. Die Intellektuellen finden es pittoresk, aber ein bisschen albern, und die einfachen Leuten gähnen bloß darüber. Terrence will es immer nur harmlos und traditionell haben. Ich finde, wir sollten ein bisschen avantgardistischer sein.»
    «Wie mit Ihrem
Old-Cider-
Chor?»
    «Aah.» Er kniff die Augen zusammen und tippte sich an die Nase. «So etwas haben Sie noch nie gesehen, Merrily. Und Terrence auch nicht. Vielleicht wirkt es erst mal zahm, aber dann kommt dieser unheimlich
männliche
Fruchtbarkeitsruf.»
    «Faszinierend», sagte