Fruchtbarkeit - 1
die drei andern, Blaise, Denis und Ambroise, fuhren glücklicherweise fort, in kräftiger Fröhlichkeit zu gedeihen, und bewahrten die Gesundheit junger Eichen. Und als Marianne ihr sechstes Kind gebar, ein Mädchen, dem sie den Namen Claire gaben, begrüßte Mathieu das neue Geschenk ihrer Liebe, hochbeglückt über diese Vermehrung an Macht und Reichtum.
Dann folgten durch weitere zwei Jahre wieder die ewigen Kämpfe, die Leiden und Freuden, um schließlich zu denselben Siegen zu führen. Marianne gebar wieder, Mathieu eroberte neue Gebiete. Immer unter viel Arbeit, viel ausgegebenem, viel gewonnenem Leben. Diesmal mußte der Besitz nach den Heiden, den sandigen und steinigen Hängen hin ausgedehnt werden, wo seit Jahrhunderten nichts gewachsen war. Die Quellen des Plateaus, die gefaßt und über diese unbebauten Flächen geleitet wurden, befruchteten sie allmählich und bedeckten sie mit einer sich vermehrenden Vegetation. Anfangs gab es Enttäuschungen, bereits schien die Niederlage zu drohen, es bedurfte großer Geduld und Ausdauer zu dem schöpferischen Werke. Aber auch diese Felder lieferten schließlich reiche Ernten, während wohlangebrachte Holzungen in den gekauften Wäldern großen Gewinn abwarfen und die Möglichkeit ergaben, weite Lichtungen, die bisher nur von Gestrüpp bedeckt gewesen waren, später der Kultur zuzuführen. Die Kinder wuchsen in dem Maße, als der Besitz sich vergrößerte. Die drei ältesten, Blaise, Denis und Abroise, besuchten nun ein Lyceum in Paris wohin sie tapfer jeden Morgen mit dem ersten Zuge fuhren, um abends wieder zurückzukehren. Die drei andern, der kleine Gervais, die Mädchen Rose und Claire, wuchsen noch in Ungebundenheit in der freien Natur. Mit ihnen gab es nur die gewohnten kleinen Übel, Schmerzen, die einer Liebkosung wichen, Tränen, die ein Sonnenstrahl trocknete. Aber bei dem siebenten Kinde war die Entbindung Mariannens so schwer, daß Mathieu einen Augenblick von der Angst erfaßt wurde, sie zu verlieren. Sie war gefallen, als sie vom Hofe zurückkam; es waren heftige Schmerzen aufgetreten, sie mußte sich zu Bett legen und gebar am nächsten Tage, nach acht Monaten, ohne daß Boutan, der in Eile berufen worden war, für Mutter oder Kind gutstehen konnte. Es war eine furchtbare Zeit, aus welcher sie jedoch, dank ihrer kräftigen Gesundheit, heil hervorging, wahrend das Kind, der kleine Grégoire, die verlorene Zeit einholte, an ihrer Brust sich Lebenskraft holte, als an der natürlichen Quelle des Daseins. Als Mathieu sie wieder lächelnd vor sich sah, mit dem Kinde auf dem Arme, küßte er sie leidenschaftlich, triumphierte wieder einmal über alle Schmerzen und allen Kummer. Noch ein Kind, das bedeutete noch Reichtum und Macht, eine neue in die Welt geworfene Kraft, ein neues für die Zukunft besätes Feld. Und so wuchs immerfort das gute und große Werk, das Werk der Fruchtbarkeit durch die Erde und durch die Frau, siegreich über die Vernichtung, für jedes neue Kind neue Lebensmittel schaffend, liebend, wollend, kämpfend, arbeitend unter Leiden, unaufhörlich zu neuem Leben, neuer Hoffnung fortschreitend.
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Zwei Jahre gingen hin. Und während dieser zwei Jahre bekamen Mathieu und Marianne noch ein Kind, ein Mädchen. Und diesmal vergrößerte sich gleichzeitig mit der Familie auch der Besitz Chantebled wieder um dreißig Hektar Waldgrund auf dem Plateau, bis zu den Feldern von Mareuil, und um dreißig Hektar Heide an den Hängen längs der Eisenbahn bis zum Dorfe Monval. Da der baufällige Pavillon, das ehemalige Jagdrendezvous, längst unzureichend geworden war, hatte sich die Notwendigkeit ergeben, einen ganzen Bauernhof zu errichten, Wirtschaftsgebäude, Scheunen, Wagenschuppen, Pferde und Rinderställe zu erbauen, um die Frucht, das Gesinde und das Vieh unterzubringen, welches sich bei jeder Vergrößerung mehrte, wie in der blühenden Gemeinschaft einer Arche. Das Leben setzte seinen unaufhaltsamen Eroberungszug fort, die Fruchtbarkeit verbreitete sich unter der Sonne, die Arbeit schuf unausgesetzt, unermüdlich trotz aller Hindernisse und Kümmernisse, füllte die Lücken der Verluste aus, goß zu jeder Stunde neue Kraft, neue Gesundheit und Freude in die Adern der Welt.
Mathieu kam, häufiger als ihm lieb war, in Geschäften nach Paris, sehr oft, um mit Séguin zu unterhandeln oder um Käufe und Verkäufe abzuschließen, Aufträge aller Art zu erteilen. Eines heißen Vormittags im August, als er in die Fabrik gekommen war, um das
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