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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Rade sprang.
    Dies war unbestreitbar. Während der ersten Jahre hatte sich ganz Janville feindlich gegen die Froment gestellt, diese Stadtleute, die weiß Gott woher gekommen waren und die Anmaßung hatten, Frucht auf einem Boden wachsen lassen zu wollen, auf welchem seit Jahrhunderten nur Steine gewachsen waren. Dann hatte das Wunder, der außerordentliche Sieg noch lange Zeit Haß erzeugt, indem er das Selbstgefühl der Leute verletzte. Aber alles vergeht, man trägt dem Erfolge nichts dauernd nach, die Leute, die reich werden, haben zum Schlusse immer recht. Und jetzt blickte Janville mit wohlwollendem Lächeln auf diese fruchtbare Familie, die da gewachsen war, und hatte ganz vergessen, daß jedes neue Kind einmal einen neuen Skandal für die ehrsamen Einwohnerinnen bedeutet hatte. Wie hätten sie übrigens der glücklichen und fröhlichen Kraft, dieser sieghaften Ausbreitung widerstehen sollen, wenn, wie an diesem festlichen Sonntag, die ganze Familie in rascher Fahrt daherkam, die Straßen und Plätze überflutend? Der Vater, die Mutter, elf Kinder, wovon sechs Knaben und fünf Mädchen, dann schon zwei Enkel, das machte fünfzehn. Die Ältesten, die Zwillinge, waren vierundzwanzig Jahre alt, einander noch so ähnlich, daß die Leute sie manchmal verwechselten, obgleich sie nicht mehr so ganz gleich waren, wie einst in ihrer Wiege, wo sie die Augen öffnen mußten, damit man sie unterscheiden könne, denn Blaise hatte graue, Denis schwarze Augen. Der Jüngste, Nicolas, am andern Ende, war erst fünf Jahre alt, ein kleiner frühreifer Bursche, dessen Mut und Energie drollig verwunderlich waren. Und zwischen den zwei großen Brüdern und diesem kleinen stuften sich die andern mit immer zwei Jahren Altersunterschied ab: Ambroise, der Bräutigam Eroberer, der auf der Bahn zu allen Erfolgen war; Rose, die Lebensprühende, ebenfalls im Begriffe, Weib und Mutter zu werden; Gervais mit der breiten Stirn und den athletischen Gliedern, der sich bald in dem edeln Kampfe für die Kultur der Erde betätigen sollte; Claire, die Stille und Fleißige, ohne Schönheit, mit einem treuen Herzen und dem klugen Kopfe einer Hausfrau; Grégoire, der ungebärdige Schüler, der immer seinem eignen Willen folgte, immer abenteuersuchend im Freien herumstreifte; endlich die drei jüngsten Mädchen, Louise, das gute dicke Kind, Madeleine, die Zarte und Träumerische, Marguerite, die wenigst Hübsche und Liebevollste. Und wenn nun die elf so hinter Vater und Mutter einherkamen, gefolgt von Berthe und Christophe, der schon heranwachsenden dritten Generation, so gab das einen ganzen großen Zug, wie auch heute an diesem schönen Sonntag, auf dem von festlicher Bevölkerung erfüllten Hauptplatze von Janville. Es war ein unwiderstehlicher Anblick; selbst die, welche die Wunderschöpfung von Chantebled noch mit scheelen Blicken ansahen, konnten sich dem Einfluß dieser alles überschwemmenden fröhlichen Schar nicht entziehen, so strömten sie Gesundheit, Kraft und Freude aus, als ob die Erde selbst in ihrem Lebensüberfluß sie für die ewige Zukunftshoffnung in so reicher Zahl geboren hätte.
    »Die, welche mehr sind, sollen vortreten,« sagte Rose wieder übermütig. »Wir werden vergleichen.«
    »Sei doch still,« sagte Marianne, die ausgestiegen war und Nicolas zu Boden gesetzt hatte, »man wird uns sonst noch auspfeifen.«
    »Auspfeifen? Sie bewundern uns ja alle, sieh sie nur an! Es ist doch seltsam, Mama, daß du nicht mehr stolz auf uns bist.«
    »Ich bin so stolz, daß ich fürchte, die andern zu demütigen.«
    Alle lachten. Und Mathieu, der neben Marianne stand, war seinerseits nicht minder stolz, obgleich er eine gutmütig gelassene Haltung bewahrte, wenn er sich so in der Öffentlichkeit inmitten seines heiligen Bataillons sah, wie er scherzhaft seine Söhne und Töchter nannte. Die wackere Madame Desvignes gehörte auch mit dazu, seitdem ihre Tochter Charlotte, sowie über kurz oder lang auch ihre Tochter Marthe, das Lebenswerk fortsetzte, dem Bataillon Soldaten lieferte, das schließlich zur Armee werden würde. Das war nur erst der Anfang, es würde sich immer mehr und mehr verstärken, das siegreiche Geschlecht immer weiter wuchern mit Enkeln und Urenkeln. Bald würden sie fünfzig sein, dann hundert, dann zweihundert, immer mehr zum Glücke und zur Schönheit der Welt beitragend. Und in das Staunen, in das heitere Wohlwollen, womit Janville auf diese fruchtbare Familie sah, mischte sich zweifellos auch die unbewußte

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