Frühstück im Bett
Winnie alles über unser kleines Tête-à-Tête in dieser Kneipe erfahren und sich grausig ärgern wird. Was du hier treibst, ist wohl kaum die beste Methode, eure Differenzen zu bereinigen.«
»Ich habe mir nichts vorzuwerfen …«
Weil er die Worte nur zögernd aussprach, musterte sie ihn aufmerksam. »Also hast du dich zu mir gesetzt, um einen ganz bestimmten Zweck zu verfolgen? Damit’s deiner Frau zu Ohren kommt?«
»Gibst du mir die Fritten, wenn du sie nicht isst?«
»Ich lasse mich nicht gern benutzen.«
»Immerhin bist du mir was schuldig.«
»Seit dem letzten Sonntag nicht mehr.«
Ryan betrachtete den feuchten Ring auf der Tischplatte, der von seiner Bierflasche stammte. »Redest du von Gigi?«
»Scharfsinnig wie eh und je …«
»Für meinen Zorn werde ich mich nicht entschuldigen.«
»Du bist ein Idiot. Mit Winnies Hilfe hast du mich in eine verbotene Frucht verwandelt. Und du kannst drauf wetten – Gigi wird Mittel und Wege finden, um mich wiederzusehen.«
Statt eines energischen Protests zeichnete er den Wasserkreis
mit einer Fingerspitze nach. »Wahrscheinlich hast du Recht.«
Die Kellnerin servierte das Bier und zwei Torten. Dann legte sie Sugar Beths Rechnung auf den Tisch.
Nachdem sie wieder verschwunden war, ergriff Sugar Beth ihren Strohhalm und verrührte die restlichen Eiswürfelsplitter im Colaglas. »Sie ist ein großartiges Mädchen, Ryan. Schon jetzt stellt sie Fragen, die den meisten Leuten erst einfallen, wenn sie älter werden.«
»Mich hat sie nichts dergleichen gefragt.«
Erstaunt hob sie die Brauen.
»Wir kommen sehr gut miteinander aus«, verteidigte er sich. »Und wir haben immer über alles gesprochen.«
»Bevor sie ein Teenager wurde.«
»Das dürfte keinen Unterschied machen.«
»Nun redest du wie ein Neunzigjähriger. Erinnerst du dich nicht, wie’s mal war? Ich bin nicht ihre Mutter, außerdem berüchtigt, also eine unwiderstehliche Person, der sie ihre Geheimnisse erzählen will.«
»Welche Fragen stellt sie dir?«
»Das verrate ich nicht. Du musst mir vertrauen.«
Eine Zeit lang starrte er sie an, und sie erwartete, er würde betonen, sie sei der letzte Mensch, dem er vertrauen könne. Das tat er nicht. »Colin hat Recht, du bist verändert.«
Wortlos zuckte sie die Achseln, und er spielte mit seiner Bierflasche.
»Überlegst du manchmal, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn wir zusammengeblieben wären?«
»Das hätten wir nicht getan. Mein selbstzerstörerischer Impuls war zu stark. Hätte ich dich nicht Darrens wegen verlassen, wär’s ein anderer gewesen.«
»Also trifft dich keine Schuld.«
»Moment mal. So bereitwillig wedelst du mit dem Olivenzweig ?«
»Dein Vater war ein herzloser Hurensohn. Hätte er dir ein
kleines bisschen Zuneigung geschenkt, wärst du den Männern vielleicht nicht mit deiner Politik verbrannter Erde begegnet.«
»Ach ja, die Mädchen und ihre Daddys …«
Bestürzt zuckte er zusammen.
»Um Gigi musst du dich nicht sorgen, Ryan. Sie weiß, wie sehr du sie liebst. Bald wird sie die Phase, in der sie jetzt steckt, überwinden. Du musst ihr einfach nur erlauben, ein paar Fehler zu machen.«
Zu ihrem Leidwesen wechselte er das Thema. »Fall bloß nicht über Colin her, Sugar Beth. Er leidet genauso wie wir alle. Und er ist noch nicht über den Selbstmord seiner Frau hinweggekommen.«
»Kümmere dich um deinen eigenen Kram.« Sie schob ihren Tortenteller zu ihm hinüber. »Und benutz mich nie wieder als Schachfigur in deinem problematischen Spiel mit Winnie.«
»Glaubst du ernsthaft, das würde ich tun?«
»Ja.«
Er lehnte sich zurück und schaute ihr in die Augen. »Und wenn ich jetzt sage, ich hätte oft an dich gedacht?«
»Dann würde ich dir glauben, aber nichts hineingeheimnissen. Zwischen uns sprühen keine Funken mehr.«
»Du bist nach wie vor eine schöne Frau.«
»Und du ein wundervoller Mann. Ken und Barbie sind erwachsen geworden. Ja, wir würden ein attraktives Paar abgeben. Leider haben wir uns nicht viel zu sagen.«
Darüber musste er nun lächeln, und sie spürte, wie sich die angespannte Atmosphäre lockerte. Sie ergriff ihre Handtasche und schob die Rechnung über den Tisch. »Danke fürs Dinner. Und viel Glück, wenn du’s Winnie erklärst.«
Als Ryan das Haus betrat, wirkte es leer und verlassen. Keine Ehefrau erwartete ihn mit einem Glas Wein und einem Lächeln. Im Oberstock dröhnte keine Rockmusik. Er warf sein
Jackett über die Lehne eines Küchenstuhls, auf den Pullover,
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