Frühstück im Bett
geschehen war. Und je länger sie nachdachte, desto größere Sorgen machte sie sich. Schließlich stellte sie das Autoradio leiser. »Frag sie nach dem Laden.«
»Was?«
»Wenn ihr heute Abend ausgeht, frag sie nach dem Yesterday’s Treasures. Darüber redet sie gern. Nicht übers Geld, das sie damit verdient. Erkundige dich, wie sie das Schaufenster gestaltet, und warum sie genau weiß, was sie kaufen muss. So was in der Art. Damit kannst du dein Interesse beweisen.«
»Ja – gut«, erwiderte er langsam.
»Und was sie auch anhat – frag bloß nicht, ob’s neu ist. Das
tust du immer. Sie zieht was an, das sie schon tausend Mal getragen hat, und du fragst: ›Ist das neu?‹«
»Tu ich gar nicht.«
»Doch, dauernd.«
»Sonst noch was?« Jetzt nahm seine Stimme einen sarkastischen Klang an.
»Sie unterhält sich gern über Bücher. Und du musst ihr versichern, sie würde schön aussehen. Vielleicht solltest du ihre fantastischen Zähne erwähnen.«
»So was sagt man über ein Pferd – aber nicht über eine Frau.«
»Also, mir gefällt’s, wenn mir ein Junge zuflüstern würde, ich hätte tolle Zähne.«
»Okay, ich werde ein Loblied auf ihre Zähne singen. Bist du nun fertig?«
»Frag sie bloß nicht nach Sugar Beth! Die beiden sind nach wie vor verkracht.«
»Glaub mir, das würde ich niemals wagen.«
Sie wusste, wie gern er erfahren würde, was am Morgen des vergangenen Tages passiert war. Sollte sie ihm erzählen, Sugar Beth hätte gewisse Ereignisse in der High School geschildert? Nein, das wäre zu peinlich.
Als sie in die Mockingbird Lane bogen, fuhr ihnen Colins Lexus entgegen. Gigi winkte ihm. »He, Sugar Beth fährt mit Colin irgendwohin.«
»Möge der Allmächtige seiner Seele gnädig sein.«
»Richard, ich könnte dich schlagen!«, rief sie.
Sein Lächeln vertiefte sich und gestattete ihr einen
Blick auf perfekte weiße Zähne. »Das würde dir wohl
kaum gelingen, meine Liebe.«
Penelope und der Dandy, von Georgette Heyer
19
S ugar Beth sah wie eine Diät-Pepsi-Reklame aus, einer dieser TV-Werbespots, die man vor Tankstellen in der Wüste drehte.
Mit wiegenden Hüften schlenderte sie zu seinem Auto, in hautengen Jeans, einem bauchfreien Top, einen Cowboyhut aus Stroh tief in die Stirn gezogen – ein grandioser genetischer weiblicher Freak, zu groß, zu dünn, zu langbeinig. Wie im Zeitlupentempo umwehte das glatte blonde Haar ihre Schultern, anmutig schwangen die Arme im Rhythmus. An einer Fingerspitze hing eine Jeansjacke. Lange bevor sie den Bahnhof erreichten, begann er zu schwitzen.
»Du bist heute so still, Colin.« »Weil’s nichts zu sagen gibt, verdammt noch mal!« Er steuerte seinen Lexus auf den Parkplatz, stieg aus und stelzte zum Eingang. Dort musste er warten, denn Sugar Beth hatte den Schlüssel, stand sich die Füße in den Bauch und fand eine Gelegenheit, das Spektakel erneut zu beobachten – den lässigen, wiegenden Gang, die langbeinige Grazie, die geschmeidigen Bewegungen. Als sie die Stufen heraufstieg, rutschte ihr Stretch-Top noch weiter nach oben und der Hosenbund hinunter, um mit ihrem Nabel Guck-Guck zu spielen. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss. Inzwischen halb verrückt vor Begierde, fauchte er: »Lass mich das machen!«
»Großer Gott, was ist los mit dir?«
Da ihm nur obszöne Antworten einfielen, ignorierte er die Frage, drückte ihr Arbeitshandschuhe in die Hand und zeigte zum Hintergrund des Bahnhofs. »Da fangen wir an. Wir gehen systematisch vor.«
»Was immer der Herr belieben.«
Bei ihrer Ankunft in Parrish hatte sie erschöpft und krank ausgesehen. Jetzt schimmerten ihre Wangen rosig, das Haar glänzte wieder. Hatten seine Liebeskünste neue Lebensgeister in ihr geweckt und ihren Körper mit einem magischen Elixier erfüllt, das die Rückkehr ihrer Jugendblüte bewirkte? Was sich manche Männer vormachen …
»Wollen Euer Gnaden den ganzen Tag hier herumstehen oder mir helfen, diese Kiste beiseite zu rücken?«
»Verdammt, Sugar Beth, ich konzentriere mich!«
»Worauf? Seit fünf Minuten starrst du die Wand an. Falls du sie nicht niederreißen willst, komm her und hilf mir.«
Schon den ganzen Morgen war er schlecht gelaunt, und das zerrte an ihren Nerven. Aber da er was von Gebäuden und Bautechnik verstand, brauchte sie ihn, um das Bild zu finden. Und wenn sie den Bahnhof mit leeren Händen verließen, würde sie seinen Sarkasmus brauchen und Trost daraus schöpfen.
»So schrecklich, wie der Bahnhof aussieht, ist er
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