Fuchsjagd
»Wie geht es seiner Tochter? Der blonden Amazone?«
Julian zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
»Gemma – Gemma Squires. Sie ist in deinem Jagdverein. Ich glaube, sie hat ein Pferd namens
Monkey Business
.«
Ihr Mann gab sich amüsiert. »Der Jagdverein ist groß, Ellie. Auf Anhieb fallen mir zwanzig Blondinen ein, die dazugehören. Du solltest mal mitkommen. Ich weihe dich gern in die Geheimnisse der Jagd ein, wenn du magst.« Er lachte über ihren Gesichtsausdruck. »Meine Frau ist gegen die Fuchsjagd«, erklärte er dem Sergeant. »Sie findet sie grausam.«
Monroe machte sich seine Gedanken über die blonde Amazone. »Da bin ich mit Mrs. Bartlett einer Meinung«, sagte er freundlich. »Es ist ja wirklich ein ungleicher Kampf – ein verängstigtes kleines Tier, das von Reitern bis zur Erschöpfung gehetzt und dann von Hunden in Stücke gerissen wird. Das ist weder mutig noch ehrenhaft – und jeder, dem das Spaß macht, ist ein Sadist.« Er lächelte. »Das ist natürlich meine ganz persönliche Auffassung. Den offiziellen Standpunkt kenne ich nicht, ich weiß nur, dass der Steuerzahler entsetzt wäre, wenn er wüsste, was es kostet, Jäger und Jagdgegner voneinander fern zu halten.«
»Ach, du meine Güte!« Julian hob liebenswürdig kapitulierend beide Hände. »Jeder nach seinem Geschmack, ja? Wir brauchen uns doch nicht zu streiten.«
Monroe lächelte wieder. »Das ist nicht sehr sportlich von Ihnen, Sir. Ich bin sicher, der Fuchs sagt jedes Mal, wenn die Hunde ihn aufspüren, genau das Gleiche. Leben und leben lassen, das ist alles, was er will. Aber er ist der Unterlegene. Genau wie Sie im Augenblick –« er sah Eleanor an –, »und wie Colonel Lockyer-Fox es bei diesen Anrufen war. Wenn ich recht unterrichtet bin, haben Sie Mrs. Weldon gesagt, sie solle die Anrufe nachts machen, Mrs. Bartlett. Warum? Das sieht mir sehr nach überlegter Zermürbungstaktik aus.«
»Ich…« Sie fuhr sich mit der Zunge um die Lippen. »Um diese Zeit war am ehesten damit zu rechnen, dass er da sein würde.«
Monroe schüttelte den Kopf. »Das ist keine Antwort. Mrs. Weldon sagte, dass die Anrufe alle aufgezeichnet wurden, da spielte es also überhaupt keine Rolle, ob er da war oder nicht. Sie hat mir übrigens auch erzählt, dass er sich völlig zurückgezogen hat. Würden Sie mir das mal erklären?
Ich verstehe nämlich nicht, wieso es bei einem Fuchs grausam ist, ihn bis zur Erschöpfung zu jagen – bei einem alten Mann von über achtzig aber nicht. Was wollten Sie erreichen?«
Wieder Schweigen. Der ganze Abend war von Schweigepausen durchsetzt gewesen, dachte er, in denen boshafte Frauen überlegt hatten, wie sie sich am besten rechtfertigten.
»James sollte mal am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man gequält wird«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
»Ah ja«, sagte er langsam. »Und das ausschließlich auf Grund der Aussage einer Frau, die Sie selbst als ›krank‹ beschrieben haben.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Was glauben Sie wohl, wozu wir Gerichte haben, Mrs. Bartlett? Was glauben Sie wohl, warum Anklage und Verteidigung vom Richter und von den Geschworenen auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor ein Urteil ergeht? Haben Sie mal was vom ›begründeten Zweifel‹ gehört?«
Sie sagte nichts.
»Wessen Idee war es, Böswilligkeit für Gerechtigkeit auszugeben.«
»Es war keine Böswilligkeit.«
»Dann war es noch schlimmer«, entgegnete er barsch. »Sie können mit Anklagen wegen Nötigung und Erpressung rechnen, wenn die Bandaufnahmen des Colonels beweisen, dass Sie Forderungen an ihn gestellt haben.«
Wieder leckte sie sich nervös die Lippen. »Das habe ich nie getan.«
»Ihn zu einem Geständnis zu drängen ist Nötigung, Mrs. Bartlett. Selbst wenn er all der Dinge schuldig ist, die Sie ihm vorwerfen, begehen Sie eine strafbare Handlung, wenn Sie ihm telefonisch drohen. Wenn Sie Geld für Ihr Schweigen verlangt haben –« er sah sich demonstrativ im Zimmer um –»oder von einem Dritten Geld dafür angenommen haben, dass Sie ihm das Leben so unerträglich machten, dass er auf die Forderungen dieses Dritten eingehen würde, wird man Ihnen eine ganze Anzahl von Vergehen zur Last legen – das schwerste davon Verabredung zum Betrug.«
»Das hab ich nicht getan«, beteuerte sie und wandte sich ihrem Mann zu.
Der schüttelte abrupt den Kopf. »Mich brauchst du nicht um Hilfe zu bitten«, sagte er. »Die Suppe müsst ihr schon allein auslöffeln, du
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