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Fuck machine: Storys

Fuck machine: Storys

Titel: Fuck machine: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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schwankend oben an der Treppe. Unten versammelten sie sich um die Frau. Sie schien noch am Leben zu sein und heile Knochen zu haben, aber ich wußte nicht, was mit dem Kind war.
Hoffentlich is’ dem Kind nix passiert, dachte ich. Dann kam der Ehemann von der Toilette und sah seine Frau.
Sie erklärten ihm, was vorgefallen war, und zeigten dann auf Jeff. Jeff drehte sich um und ging zurück zum Tisch. Der Ehemann schoß die Treppe hoch. Er war ein großer Kerl, so groß wie Jeff und auch so jung. Ich war nicht besonders glücklich über Jeff, und deswegen warnte ich ihn. Der Ehemann sprang Jeff auf den Rücken und packte ihn mit einem Würgegriff.
Jeff röchelte und sein ganzer Kopf wurde dunkelrot, aber trotzdem grinste er, das Grinsen kam durch. Er kämpfte gern. Er brachte eine Hand nach hinten, auf den Kopf des Burschen, griff dann auch mit der andern Hand hinter sich, und indem er sich vorbeugte, hatte er den Körper des Burschen parallel zum Fußboden. Der Ehemann hielt Jeff immer noch um den Hals gepackt, als dieser ihn zur Treppe trug, sich dort aufrichtete, sich den Burschen einfach vom Hals riß, ihn in die Luft hob und treppab schleuderte. Als der Mann der Dame zu purzeln aufhörte, war er sehr still. Ich begann zu überlegen, ob ich abhauen sollte.
Unten quirlten einige Chinesen herum. Köche, Kellner, die Besitzer. Sie schienen miteinander zu reden, während sie herumrannten. Dann fingen sie an, die Treppe hochzurennen. Ich hatte einen Flachmann in der Jacke und setzte mich an einen Tisch, um mir den Spaß anzugucken. Jeff trat ihnen oben an der Treppe entgegen und stupste sie wieder nach unten. Mehr und mehr tauchten auf. Wo all diese Chinesen herkamen, weiß ich nicht. Aber durch ihre Übermacht wurde Jeff schließlich von der Treppe zurückgedrängt, bis er in der Mitte des Raumes herumstapfte und sie niederstreckte. Unter andern Umständen hätte ich Jeff geholfen, aber dauernd dachte ich an diesen armen Hund und die arme Schwangere, und so saß ich einfach nur da, trank aus meinem Flachmann und sah zu.
Endlich kriegten zwei von ihnen Jeff von hinten zu fassen, ein dritter packte einen Arm, zwei weitere den andern Arm, ein sechster hatte ein Bein, und ein siebenter hatte ihn am Hals. Er war wie eine Spinne, die von einer Schar Ameisen zu Fall gebracht wird. Dann hatten sie ihn auf dem Fußboden und versuchten, ihn da niederzuhalten, ihn festzuhalten. Wie gesagt, er war der stärkste Mann, den ich je gesehen hatte. Sie hielten ihn nieder, konnten ihn aber nicht festhalten. Immer wieder, wie von einer unsichtbaren Gewalt herausgeschleudert, kam ein Chinese aus dem Haufen geflogen. Und sogleich stürzte er sich dann wieder in den Haufen hinein. Jeff wollte einfach nicht aufgeben. Und obgleich sie ihn nun am Boden hatten, wurden sie nicht fertig mit ihm. Er kämpfte stur weiter, und die Chinesen schien es ganz ratlos und unglücklich zu machen, daß er nicht aufgeben wollte.
Ich nahm noch einen Schluck, steckte die Flasche wieder in meine Jacke und stand auf. Ich ging zu dem Gewühl.
»Wenn ihr ihn festhaltet«, sagte ich, »schlag ich ihn k.o. Er wird mich zwar umbringen dafür, aber’s geht nich’ anders.«
Ich stieg da also hinein und setzte mich auf seine Brust.
»Haltet ihn fest! Den Kopf festhalten. Ich kann ihn nich’ treffen, wenn er sich so bewegt! Haltet ihn fest, verdammtnochmal! Himmelgottnochmal, ihr seid doch ein ganzes Dutzend! Könnt ihr nich’ ma’n einzigen Mann festhalten? Haltet ihn fest, verdammt nochmal, haltet ihn fest!«
Sie schafften es nicht. Jeff zuckte und zerrte weiter herum. Seine Kräfte schienen unerschöpflich. Ich gab es auf, setzte mich wieder an den Tisch und nahm noch einen Schluck. Es muß noch 5 Minuten so weitergegangen sein.
Dann, ganz plötzlich, hielt Jeff still. Nicht eine Bewegung machte er mehr. Die Chinesen hielten ihn fest und beobachteten ihn. Da hörte ich es weinen. Jeff weinte! Die Tränen liefen ihm nur so übers Gesicht. Das ganze Gesicht glänzte wie ein Teich. Dann schrie er auf, jämmerlich - nur ein Wort:
»MUTTER!«
Im nächsten Moment hörte ich die Sirenen. Ich stand auf, ging an ihnen vorbei und die Treppe hinunter. Auf halber Höhe der Treppe traf ich auf die Polizei.
»Er is’ da oben! Machen Sie schnell!«
Langsam ging ich durch die Vordertür hinaus. Dann kam ich zu einem schmalen Durchgang. Ich bog in ihn ein und fing an zu rennen. Als ich auf der andern Straße herauskam, hörte ich die Krankenwagen kommen. Ich ging in mein Zimmer,

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