Füge Dich! (German Edition)
dir die Geschichte erzählen, aber jetzt ist es noch zu früh.»
«Lass dir Zeit. Ich liebe dich, Alina, und ich möchte alles tun, damit du glücklich bist. Dir zu sagen, dass du mir vertrauen kannst, hat keinen Zweck, das hat dir dieser andere sicher auch schon versprochen. Du musst fühlen, dass es so ist, und ich bin glücklich, dass du mir schon jetzt so viel Vertrauen schenkst. Die Zeit wird dir helfen, das Vergangene zu vergessen.»
In den folgenden Wochen hatte sich Ricky immer weiter vorgetastet. Er wollte keine Grenzen einreißen, und dafür war Alina ihm sehr dankbar. Ganz behutsam steckte er die Messlatte immer ein Stück höher, dabei stets auf Alinas Reaktionen achtend. Gemeinsam betraten sie Neuland. Ricky fand immer mehr Gefallen an seiner dominanten Rolle. Doch ganz gleich, was er auch von ihr verlangte, ihre Erfüllung stand für ihn stets an erster Stelle. Oh, wie sie ihn dafür liebte!
Alina setzte sich auf, um nach Ricky Ausschau zu halten. Er hatte sich schon bei Sonnenaufgang mit dem Kanu auf den Weg gemacht. Sie wusste nicht, was er vorhatte, doch er wollte noch am Vormittag wieder zurück sein.
Nachdem er ihr das Schwimmen beigebracht hatte, war es ihr zur Gewohnheit geworden, jeden Morgen schwimmen zu gehen. Die kleine der Kolonie vorgelagerte Insel lag nahe genug, um sie auch ohne Boot erreichen zu können, und somit hatte Alina sie schon bald zu ihrem täglichen Ziel auserkoren. An sonnigen Tagen, wenn Ricky wieder eine Tour leitete, genoss sie dort ausgiebige Sonnenbäder, bevor sie ihre Badeinsel wieder verließ. In der übrigen Zeit versuchte sie, sich nützlich zu machen. Sie wollte sich nicht von Ricky aushalten lassen, auch wenn dieser dagegen protestierte.
Einen geregelten Job konnte und wollte sie auch nicht annehmen.
Sie hatte sich mit Xiao angefreundet, einer Chinesin, die von allen nur liebevoll «Biene» genannt wurde. Xiao war eine auffallend kleine Person, der wegen ihres überschäumenden Temperaments jedoch so viel Respekt entgegengebracht wurde, dass diese Tatsache niemandem mehr, der sie kannte, bewusst war. Xiao war vor etwa fünfzehn Jahren zu der Gruppe gestoßen. In ihrer Heimat hatte sie eine strenge Erziehung und musikalische Ausbildung genossen. Als erfolgreiche Konzertpianistin erlangte sie auf Auslandstourneen Ruhm und Ehre für ihr Vaterland, doch nach einem Konzert in Stockholm hatte sie sich vor der Heimreise abgesetzt und war untergetaucht. Der Traum von einem freien, selbstbestimmten Leben sollte endlich Wirklichkeit werden.
Die Musik war noch immer ein Teil ihres Lebens, abends ließ sie die Menschen regelrecht in Ekstase versinken, wenn sie, sich dem Rhythmus ihrer Trommelschläge anpassend, immer schneller und euphorischer um das Lagerfeuer tanzten.
Xiaos mitunter aufbrausendes Temperament übte eine ausgesprochen anziehende Wirkung auf einige der Männer aus. Die Art, wie sie Xiao ansahen, ließ Alina schmunzeln. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie davon träumten, sich ihrer Freundin zu unterwerfen und sich von ihr dominieren zu lassen.
Neben der Musik hatte Xiao allerdings auch noch andere Talente. Aus Ästen und Wurzeln konnte sie wunderschöne Kunstwerke schnitzen, die sie auf dem Markt in Filipstad zum Verkauf anbot.
Alinas Menschenscheu hatte sich schon bald gelegt. Die Angst, jemand könnte das Video gesehen haben und sie wiedererkennen, verebbte. Es war so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. So hatte Alina den Verkauf der Kunstwerke bald selbst in die Hand genommen. Neben den Schnitzereien ihrer Freundin bot sie auch selbstgemachten Schmuck und wunderschöne Batiken an. Es dauerte nicht lange und Alina war ein vollwertiges Mitglied dieser alternativen Gemeinschaft.
Hinter der Badeinsel tauchte plötzlich ein Kanu auf, das in ihre Richtung steuerte. Im Glauben, Ricky wäre endlich zurückgekehrt, war Alina aufgesprungen, um ihm freudig zuzuwinken, doch das Boot drehte frühzeitig ab und verschwand in Richtung Süden. Enttäuscht ließ sie sich wieder nieder. Wenn sie darüber nachdachte, war ihr schon des Öfteren ein einzelner Kanufahrer aufgefallen, der sich in der Nähe herumgetrieben hatte. Sicher ein Tourist, der hier irgendwo seinen Urlaub verbrachte. Sie verscheuchte den Gedanken an den Fremden sofort, als sie nun endlich ihren Liebsten erkannte, der mit kraftvollen Paddelschlägen direkt auf den Steg zuhielt.
«Ich komme um vor Sehnsucht, nimm mich ganz fest in die Arme und lass mich nicht mehr los!»
Ricky konnte
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