Fünf Freunde Jagen Die Entführer
Laterne gewesen sein, die du gesehen hast«, stimmte Julian ihr zu. »Sie wollen nicht entdeckt werden, und deshalb sind sie hier bei den Felsen an Land gegangen.«
Alle schwiegen bedrückt. Nach einer Weile sagte Anne:
»Wollen wir Berta nicht die Burg zeigen? Sie hat sich so darauf gefreut. Die Männer sind verschwunden, und wir können doch nichts weiter tun.«
Langsam gingen sie zurück. Berta sah staunend auf die Ruine. Schreiende Dohlen umflogen einen Turm.
»Es war einmal«, begann Georg feierlich, »es war einmal eine Burg. Die hatte feste Mauern und zwei hohe Türme. Aber nun ist alles verfallen, und nur die Ruinen sind übriggeblieben. – Tritt ein«, sagte sie und lachte.
Berta ging zögernd und voller Staunen hinter den anderen her. Das alles gehörte Georg! Wie glücklich mußte sie sein!
Durch einen breiten Torbogen gelangten sie in einen dämmrigen Raum, dessen Wände aus großen Quadern gefügt waren. Durch zwei hohe, schmale Fenster fielen die Strahlen der Nachmittagssonne.
›Fremd und geheimnisvoll‹, dachte Berta. ›Alles schläft und träumt von vergangenen Zeiten.‹
»Aufwachen«, lachte Dick. »Du siehst ja ganz benommen aus.« Sie gingen weiter durch die verfallenen Räume, die nur noch zwei oder drei Wände hatten.
»Wunnervoll!« rief Berta. »Es ist einfach wunner…wundervoll.«
Sie beguckten die ganze Burg. »Die Hauptsache haben wir allerdings noch vergessen! Wir haben ihr ja die Kerker noch nicht gezeigt.« Georg war sehr stolz, daß Berta ihren Besitz so bewunderte.
Als sie über den Innenhof gingen, blieb Tim plötzlich stehen. Sein Fell sträubte sich, und er knurrte leise.
»Was ist los?« flüsterte Georg. Tim begann aufgeregt in Richtung der kleinen Bucht zu schnuppern.
»Da muß irgend jemand sein«, entfuhr es Dick.
»Wenn sie uns das Boot wegnehmen!«
Georg stieß einen Schrei aus. »Unser Boot!« Sie jagte mit Tim davon.
»Komm zurück!« schrie Julian ihr nach. »Komm sofort zurück!« Aber sie hörte nicht. Sie rannte weiter, sprang über die Felsen und zum Strand hinunter. Dann hielt sie plötzlich inne.
Zwei Polizisten stapften durch den Sand auf sie zu. Ihr Boot lag neben dem der Kinder. Sie tippten mit der Hand an die Mütze.
»Guten Tag, Fräulein Georgina.«
»Ist etwas los?« fragte Georg mißtrauisch. »Warum sind Sie hierhergekommen?«
»Jemand hat uns mitgeteilt, daß auf dieser Insel Fremde gesehen worden sind«, antwortete der eine von ihnen.
»Wie? Das weiß doch keiner außer uns!«
»Johanna war es!« rief Dick. »Johanna hat die Polizei alarmiert. Sie wollte uns nicht allein hierher lassen.
Sie hat Angst um uns gehabt.«
»So ist es«, bestätigte der Polizist gleichmütig. »Wir sind gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Habt ihr schon etwas Verdächtiges bemerkt?«
Julian erzählte, wie sie die Zigarettenstummel fanden und wie sie dann das Motorboot schnell davonfahren sahen.
»Aha«, sagten die beiden wie aus einem Munde.
»Aha.«
»Wieso ›Aha‹?« fragte Dick.
»Fred«, der eine Polizist zeigte mit dem Daumen auf seinen Nebenmann, »hörte in der Nacht ein Motorboot.
Darüber möchten wir etwas Näheres wissen.«
»Das wollen wir auch gerne wissen«, entgegnete Julian.
»Außerdem wird es Sie aber vielleicht interessieren, daß wir heute vormittag beobachtet haben, wie irgend jemand von der Insel aus den Strand mit einem Fernglas absuchte.«
»Aha«, sagten die beiden wieder und sahen einander bedeutungsvoll an.
»Es beruhigt uns, daß ihr zwei Hunde habt«, ließ Fred sich wieder vernehmen. »Wir werden uns jetzt hier etwas umsehen und dann wieder in unser Boot gehen. Und wenn ihr in der nächsten Zeit irgend etwas Auffälliges bemerkt, benachrichtigt ihr uns sofort. Nicht wahr, Fräulein Georgina?«
Die Polizisten gingen und suchten den Boden ab. Sie fanden die Zigarettenstummel und hoben sie auf. Dann gingen sie weiter.
»Laßt uns wieder abfahren!« maulte Georg. »Ich habe keine Lust, hier Tee zu trinken, wenn wir nicht allein sind.
Wir können ja versuchen, eine Bucht zu finden, in der wir ein bißchen bleiben können.« Sie zogen das Boot ins Wasser und sprangen hinein. Sally war glücklich, daß sie von einem Ende zum anderen laufen konnte. Unentwegt wedelte sie übermütig mit ihrem lustigen kleinen Schwanz.
Tim rannte hinter ihr her und war allen im Wege.
»Wie soll ich denn rudern, Tim, wenn du dauernd über mich hinwegspringst?« rief Dick. »Sally, du bist ungezogen! Und was ist mit dir, Toni?
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