Fünf: Schwarzwald Thriller 1
möchte, dass Sie dann durch die Reihen gehen und die Person suchen, die zu dem Namen passt, den Sie gezogen haben. Wenn Sie Ihren Partner dann gefunden haben, setzen Sie sich bitte mit ihm an einen Tisch.« Sie lächelte strahlend. »Das machen wir so lange, bis alle einen neuen Partner gefunden haben.«
Also zog er einen dieser blöden Zettel und fragte sich mürrisch und mit aufgesetztem Lächeln durch die Menge aufgeregt kichernder Mamas, denn natürlich war er der einzige Vater gewesen, der dumm und unerfahren genug gewesen war, sich von seiner Frau hierher zwingen zu lassen.
Endlich saßen alle irgendwo an winzigen Tischen auf noch winzigeren Stühlen. Johanna saß am anderen Ende des Mäusezimmers, denn Andreas war in die Mäusegruppe eingeteilt worden und somit ein Mäusekind. Damit die Eltern das nachher beim gemeinsamen geselligen Teil mit den Katzenkindereltern nicht vergaßen, bekamen sie eine kleine, aus Papier ausgeschnittene graue Maus an einer langen grauen Schnur um den Hals gehängt.
Josef hätte kotzen können. Den Rest des Abends hatten sie, um sich besser in die Lage ihrer Kinder versetzen zu können, Memory spielend und Kekse knabbernd verbringen müssen. Warum er ausgerechnet an diesen Abend dachte, als er den Riesen auf sich zukommen sah, wusste er selbst nicht. Jetzt stand der baumlange Kerl direkt vor ihm.
»Sie sind doch der Kommissar, der verantwortlich ist für die Suche nach Melissa Wagner?«, stellte der Mann fest.
»Nun, nicht ganz«, erwiderte Horn. »Ich bin Leiter der Sonderkommission Melissa, aber noch suchen die Kollegen, denn wir gehen davon aus, dass Melissa noch lebt«, erwiderte er, obwohl das völlig gegen seine sonstigen Gewohnheiten ging.
Aber er erkannte die Verunsicherung in den Augen der Mütter und Väter um ihn herum und er sah auch in den Augen des Riesen, dass er nicht aus Neugier, sondern hauptsächlich aus Mitgefühl und Sorge um das Kind nach ihrem Ermittlungsstand fragte.
»Sind Sie sicher, dass Sie den richtigen Mann eingesperrt haben? Oder sind Sie sicher, dass er keinen Komplizen hat, bei dem die Kleine jetzt versteckt ist?«
Horn lächelte nachsichtig. »Sie können sicher sein, dass wir das Umfeld des Täters Person für Person und Stück für Stück genau geprüft haben. Es gibt keinen Komplizen.«
»Aber der Kerl war doch jetzt schon mindestens drei Tage lang nicht mehr bei Melissa, wie können Sie davon ausgehen, dass sie noch lebt?«
»Sie verstehen sicher, dass ich nicht ins Detail gehen kann, aber wenn ich Ihnen sage, dass wir davon ausgehen, dass Melissa noch lebt, dann basiert das auf fundierten Annahmen.« Die letzten beiden Sätze hatte Josef lauter gesprochen, denn mittlerweile hatten die umstehenden Eltern ihre Bemühungen aufgegeben, unbeteiligt auszusehen, und hatten einen engen Kreis um ihn und den Langen gebildet.
»Haben Sie von der Polizei eigentlich die Maßnahme angeordnet, dass die Kindergartentür jetzt immer abgesperrt ist?«, fragte eine schwarzhaarige Frau mit sehr mütterlicher Figur und einer kleinen Warze an der Oberlippe.
»Soweit ich weiß, hat die Kindergartenleitung entschieden, die Türen verschlossen zu halten, als wir den Entführer von Melissa noch nicht gefasst hatten. Dass sie die Maßnahme noch immer weiterführen, hat mit der Polizei nichts zu tun.« Josef fühlte sich immer mehr wie auf einer der verhassten Pressekonferenzen, die ihm im Laufe seiner Karriere immer wieder begegneten.
Bevor er mit weiteren Fragen bestürmt werden konnte, hob er abwehrend die Arme. »Es tut mir leid. Ich weiß, Sie alle mögen Melissa und wünschen sich, dass sie so schnell wie möglich wieder hier in unserem Kindergarten mit den Kindern spielen kann, aber ich kann Ihnen trotzdem nicht mehr sagen.«
Wann kommt denn endlich die Erzieherin und schließt diese gottverdammte Tür auf, dachte er verzweifelt, als erneut Hände in die Höhe schossen, in der Erwartung, aufgerufen zu werden und noch eine blöde Frage an den Mann bringen zu können, die er sich alle längst selbst gestellt und beantwortet hatte.
Endlich tauchten hinter der Glastür die Köpfe einiger Kinder auf, die ihre Zimmer verlassen hatten und jetzt beim Anziehen jede Menge Lärm verursachten.
Dann erschien mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht die Erzieherin mit den blonden Zöpfen, schloss die Türen auf und ließ die Eltern herein.
»Papi«, schluchzte eine kleine Stimme und Uli stürzte sich weinend in seine Arme.
»Was ist denn los, mein
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