Fünf Zaubersteine zu binden fünf verschiedne Welten
entsprach ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Sie wu ß te zwar nicht recht, wie er aussehen sollte – gewiß alt und hä ß lich, mit bösen Augen und narbigem Gesicht –, aber davon konnte keine Rede sein. Er war kaum über Vierzig und sah jung, gesund und sonnengebräunt aus. Er war überaus attraktiv und liebenswürdig.
Sie hatten bei Tisch gesessen, wunderbaren Wein getrunken und köstlich zubereiteten Fasan gegessen.
»Noch Wein, meine Liebe?« hatte er gesagt. »Ein ausg e zeichnetes Jahr – heutzutage können dergleichen nur noch w e nige genießen.«
»Danke, nein. Ich bin Ihnen dankbar, aber ich kann nicht mehr. Ich muß allerdings sagen, daß Sie ein charmanter und liebenswürdiger Gastgeber sind, ganz und gar nicht das, was ich von einem … einem –«
Er lächelte.
»Einem Gangster, meinen Sie? Aber, meine Liebe, die Wu r zeln dieser Organisation reichen zurück bis zur Einigung It a liens 1871, als die Adligen des alten Königreiches beider Siz i lien von den korsischen Eroberern vertrieben wurden. Sie fl o hen hierher, in ein Land, das noch frei und offen und im Wac h stum begriffen war, und errichteten ein Scha t ten-Königreich, das ihr altes Leben widerspiegelte. Hier verlieh das Geld den Adel, nicht die Geburt – also stiegen meine Vorfahren ins G e schäft ein und lieferten Waren und Dienstleistungen, auf die es den Menschen wirklich ankam, selbst wenn sie in der Öffen t lichkeit behaupteten, sie sollten verboten sein. Noch niemand ist je mit vorgehaltener Pistole gezwungen worden, illegale Wetten abzuschließen, kein unschuldiger junger Mann betritt Bordelle unter Drohungen, niemand borgt bei einem Wucherer, wenn er über Kredit verfügt und seine Rechnungen fristgerecht bezahlt, um nur drei Beispiele zu ne n nen. Durch das Angebot solcher Dienste kamen gr o ße Geldsummen zusammen; man rief Armeen von ›Soldaten‹ ins Leben, der Adel wurde wiederhe r gestellt und achtete auf seinesgleichen. Wir haben unsere Fam i lienfehden und internen Auseinandersetzu n gen, sogar Kriege, aber sie bleiben alle meistens in der Familie und verschonen Unbeteiligte. Die Nac h frage nach unseren Diensten ist so groß geworden, daß zu unserer Familie jetzt auch Juden und Schwa r ze und Polen und Chinesen gehören. Ich sehe keinen Grund, weshalb man uns nicht als zivilisierte menschliche Wesen b e trachten sollte – schlie ß lich sind wir von Adel!«
In seiner Rechtfertigung verbarg sich irgendwo ein Fehler, aber sie beschloß, die Suche danach z u rückzustellen. Es gab jetzt Wichtigeres zu klären.
»Was werden Sie mir mir machen?« fragte sie le i se.
Er grinste und nippte an seinem Weinglas.
»Wie Sie wissen, hat vor kurzem ein Überfall stattgefunden, eine Folge unserer Familienstreiti g keiten. Einer meiner Brüder und Kollegen, der viel mehr an sich bringen möchte, brachte es fertig, eine wichtige Person in meinen Diensten so zu foltern oder zu bestechen, daß er den Verbleib besonders bedeutsamer Unterlagen erfuhr. Meines Dämons wegen konnte er mich nicht direkt angreifen – also versucht er es auf diese Weise. Ich habe aber vor, ihn zu übertölpeln und ihm das Handwerk zu legen. Ich kann meinen Teil des Reiches von ferne steuern, aber nicht aus zu weiter Ferne, und ganz bestimmt nicht aus dem Gefän g nis.« Er verengte die Augen zu Schlitzen, seine Miene wurde grimmig. »Ich hatte mir so einen Ort schon eingerichtet, meinen eigenen kleinen Stadtstaat im Privatbesitz, unten im Südwe s ten, im BezirkChihuahuaa in Mexiko. Ich habe einen Großteil me i ner Organisation dorthin verlegt und das viele Jahre genossen.«
Sie versuchte die Dinge ins rechte Lot zu bringen. Auf dieser Erde hatte Mexiko seine nördlichen B e sitztümer nie verloren; Chihuahua verlief von Monterrey nach Norden durch das wes t liche Texas, das südliche Neu-Mexiko und das ganze Arizona.
Constanzas Gesicht verdüsterte sich.
»Aber vor einigen Monaten begann eine große Kampagne gegen mich. Die dortigen Bewohner, in der Hauptsache Farmer, mochten mich und meine Herrschaft nicht. Ich bewohnte ein großartiges Schloß mit Blick auf einen Fluß, der im Umkreis von Hunderten von Meilen der einzige war. Sie waren von mir abhängig, weil ich den Damm besaß, der den Fluß anstaute, aber ich glaube, daß ich ein g e rechter Herrscher gewesen bin.« Er nickte vor sich hin. »Ah, es war wie früher in Neapel, bevor die Korsen kamen! Ich beherrschte mehrere tausend Untert a nen, streng, aber gerecht.« Sein Gesicht
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