Für ein Lied und hundert Lieder
an, es wölbte sich eine weibliche Brust heraus wie bei einem jungen, knospenden Mädchen. Die Brustwarzen sahen aus wie Kirschen, sehr erotisch, auf den Gesichtern der anderen Kerle stand ein schiefes Grinsen, eine Zelle voller Räuber. Lan war aufgebracht, er rannte im Kreis herum, um die Belustigten zu verprügeln.
Einmal hat er dann nicht aufgepasst, ist vom Kang gefallen und hat sich seitlich an der Stirn ein Loch geschlagen. Er rappelte sich auf und setzte sich schnaufend wie ein Ochse vor das Gitter. Irgendetwas lief ihm über das Gesicht, man konnte nicht sagen, was es war, Tränen, Schweiß oder Blut.
Wen Zhi, der Zellenchef, beeilte sich, Meldung zu machen, die Verwaltung schaffte den Gefängnisarzt heran, aber auch er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Als der Gefängnisarzt die Blutung gestillt hatte, sage er, man müsse die Schwellungen abstützen, er solle sich vorsichtig aus Gaze einen Büstenhalter schneiden, Salbe auftragen, zwei für die Brust und einen für seinen lädierten Kopf, und alles ordentlich zubinden. Diesmal war die ganze Zelle außer Rand und Band vor Vergnügen. Als die Verwaltung weg war, stand alles um den alten Lan herum und veralberte ihn: »Brav, brav, wieso hast du eigentlich drei Titten bekommen?«
Der Tote Lan musste jeden Tag die Salbe erneuern, wenn er auch nur ein wenig trödelte, schwoll seine Brust gefährlich an. Er steckte noch in seinem engen Unterzeug, bei diesem extrem heißen Wetter! Außerdem hatte er beide Arme schützend vor die Brust gelegt, was dazu führte, dass er übelste Geschwülste am ganzen Körper bekam.
Er sang gerne Schlager, er konnte am Fuß der Wand, wo er oft saß, jäh den Kopf heben, ein paar Zeilen von sich geben, aber er erntete immer sofort das Gelächter der Meute. Ich war der Einzige in der Zelle, der sich nie über ihn lustig gemacht hat. Er zeigte sich erkenntlich, schob nicht nur für mich Wache, wenn ich schlief, er schenkte mir auch ein Foto von seiner Tochter.
»Ein sehr liebes Mädchen«, lobte ich.
»Ist schon an einen Fremden vergeben«, er biss sich auf die Lippen, »hätte sie einen Vater wie dich gehabt …«
»Ich bin auch kein guter Vater«, fügte ich selbstkritisch hinzu, »ich kann mich um meine schwangere Frau draußen nicht kümmern.«
»Du bist nicht auf den Kopf gefallen«, sagte er und lachte hart, »wenn der Bauch der Frauen einmal dick ist, dann tappen sie verzweifelt zu Hause herum und warten auf den Mann.«
»Weiß der Himmel«, sagte ich nachlässig. In diesem Augenblick war mein Herz ein Knäuel aus Sorgen.
In der Morgendämmerung, ich hatte meine Wache noch nicht lange angetreten, wurde ich Zeuge, wie sich das Ding des Toten Lan ungeschickt bewegte, wie ein Mini-Mörser, ein paar Salven abschoss und in seiner Unterhose einen großen feuchten Fleck hinterließ.
Der alte Lan richtete sich auf, schob schamvoll das Teil zur Seite, ich eilte, um ihm zu helfen.
»Zu schmutzig«, wehrte er mit rotem Kopf ab. Ich reichte ihm Toilettenpapier, damit er sich sorgfältig abwischen konnte. Aber erst als er eine frische Hose angezogen hatte, zog er sich auf seine Ecke des Kang zurück, schloss die Augen und entspannte sich.
Im diffusen Licht streckte der Tote Lan einen Finger aus und stupste mich wach und malte von oben ein Essschälchen. Ich widersprach nicht, sprang vom Kang, während er in Windeseile seinen runden Brustverband aufriss und Milch in das Schälchen drückte, wobei er so fürchterlich mit den Zähnen knirschte, dass einem die Haare zu Berge standen.
Er quälte sich eine geschlagene halbe Stunde herum, seine Brust schrumpfte schlimm zusammen, ich nahm ihm die halbe Schale mit klebriger Flüssigkeit ab, sie war von einem blassen Gelb und roch nach vergammeltem Fisch.
Der Tote Lan entschuldigte sich: »Nur noch ein paar Tage, Konterrevolution, ich habe vor, dem Ganzen ein schnelles Ende zu machen.«
Am nächsten Tag nach Mittag war es unerträglich heiß, die beiden Brüste des Toten Lan waren wieder angeschwollen wie am Anfang. Ein paarmal durchbrach er den Ring aus Menschen, der ihn umgab, und ging draußen zum Teich, in der Hoffnung auf Kühlung, aber jedes Mal versperrte ihm Wen Zhi den Weg. Die Meute wusch ihre Schalen, wischte sich reihum den Körper ab, und er sah mit starren Augen zu, wie das Wasser im Teich immer weniger wurde. Am Schluss drehte er durch, stürzte wie ein tollwütiger Hund nackt und mit eingezogenem Kopf heraus, durchbrach die Menschenmauer, warf sich in den Teich
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