Für ein Lied und hundert Lieder
bei den Dreharbeiten haben sich die Leute ausgesprochen angeregt gezeigt. Wenn es etwas im Leben gibt, das mehr Spaß macht und mehr stimuliert als die Leidenschaften der Liebe, dann ist es das Theater.
Zeng Lei hat mich wie einen Blinden in die Drehbaracke gezerrt, als er mich losließ, fing ich schon an zu wanken. Ich hob den Arm, um mich vor dem grellen Licht zu schützen, meine innere Leere verbreitete sich im ganzen Raum und verband die Menschen um mich herum miteinander. Das Publikum war am Ende der Welt, auf den Sternen; Lampengalgen wurden herangeschafft, immer fünf Lampen auf einmal, ich stand mitten in der Sonne, die Funken verpufften um mich herum, ich streckte die Hand aus, streckte sie noch einmal aus, die Finger waren ineinandergedreht, der Blick war leer, das Gehirn versuchte, durch die Spalten zwischen den verdrehten Fingern durchzudringen.
»Hört doch, hört«, es war ein spitzer Schrei, der da aus mir herauskam, aber es war nichts zu hören. Der Barackenzaun der Stimme verschmolz mit den Lichtstrahlen, die die Augen blendeten, ich war eingeschlossen in einem goldenen Käfig, mein Blick folgte den Strahlen wie Motten dem Licht, die Saiten meines Denkens schlugen krachende Funken, das war also meine Kindheit, meine Kindheit, allein verhockt in der Sandkiste und beim Bauen von Sandbühnen, ich allein habe so viele Rollen gespielt, mal mit lauter grober Stimme, mal mild wie Regen und Wind. Einmal haben sich zwei von mir erfundene Gestalten in meiner Stimme gestritten, sie haben sich immer verrückter aufgeführt, bis ich mir selbst so eine heftige Ohrfeige verpasst habe, dass mir die Nase blutete.
Ich stand einen halben Tag lang da, völlig erstarrt, nichts geschah. Ein Mädchen hat mir oft aus sicherer Entfernung von einem Versteck aus zugeschaut, sie sagte, meine Selbstgespräche seien manchmal donnernder als der Donner.
Würde ich auch einmal auf dem Tiananmen stehen und Selbstgespräche führen? So wie Mao Zedong, der noch keine zwei Jahre tot war, und das ganze Volk wusste, wie einsam er war?
»Nicht übertreiben!«, mahnte Zeng Lei.
»Lass ihn machen«, sagte Wan Xia, »nimmt einfach alles auf, und wenn es Hundescheiße ist, dann nimmst du die Gefühle von Hundescheiße auf.«
»Was?!«
»Der Griff, die zitternden Mundwinkel, die Spuckefäden in den Mundwinkeln! Geh dem Objektiv nach, Großaufnahme, der Kerl riskiert Kopf und Kragen, er weiß bestimmt nicht, was er da tut.«
Den Schnitt haben später Zeng Lei und Wan Xia besorgt, ich wollte mich erst einmal erholen und wieder zu mir kommen. Aber was ich auch tat, ich steckte noch mit jeder Faser im »Requiem«. Ich kaufte mir das Zugticket früher als geplant, setzte mich hin, schrieb einen Brief und verabschiedete mich ein zweites Mal von A Xia. Die Wurzeln waren herausgerissen, von jetzt an hing ich in der Luft.
Die Nacht vor meiner Verhaftung.
Taiheng hatte Fleisch eingekauft und etwas zu trinken, er hatte vor, sich selbst in die Küche zu stellen und zu kochen, es sollte ein Abschiedsessen werden. Um die Stimmung zu heben, hatten wir uns mit ein paar Mädchen aus der Shapingba-Straße verabredet. Wir aßen zuerst etwas für den gröbsten Hunger, dann nippten wir an dem Rotwein und hörten Musik. Xiaomin nahm ein Fotoalbum herüber, aus dem ich mir ein paar Fotos zur Erinnerung aussuchen sollte. Ich wollte eins von dem jungen Paar gemeinsam und eins von ihr alleine und packte es in das kleine Album, das ich bei mir trug.
Vor gut einem halben Monat hatte ich noch in Fuling für A Xia einen ganzen Film verknipst. Ihre Schwangerschaftsflecken waren jeden Tag deutlicher geworden, aber sie war immer noch das einfache verliebte Mädchen. Sie verstand nicht, was ich tat, dass ich meine Jugend, meine Frau, mein Zuhause und meine Heimat in dieses Album und das Album in die Tasche stecken wollte, damit ich es, wenn ich mich irgendwo herumtrieb, wo mich niemand kannte, dann und wann herausziehen konnte, um mir das zu erklären: Es war die Seele, die mich vor der Zeit, noch vor der Verbannung des Fleisches, die Jugend überwinden und direkt mit den späten Jahren weitermachen ließ.
Xiaomin senkte ihren klaren Blick, neigte den Kopf, schon hatte Taiheng sie im Arm und begann langsam mit ihr zu tanzen, bei ruhigem Licht und ruhiger Musik.
»Tanz, auf ein letztes Abendmahl sollte ein letzter Tanz folgen!«, sagte Yawei spöttisch.
Ich forderte eines der Mädchen auf, mein Körper war hart wie eine Tragestange, an der das Mädchen
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