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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Oberholz
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Handwerkerreputation gegenüber dem Schildermacher wahren kann, das freut ihn außerordentlich. Er findet, dass ich ein janz dufter Kerl bin.
    Ich fühle, dass an mir gezerrt wird, von allen Seiten. Wieder dieses Flipperautomatengefühl, die Geistaustreibung steht auch noch an, ganz zu Schweigen von klärenden Gesprächen mit einigen Mitarbeitern. Je länger ich damit warte und je mehr Missverständnisse auftreten, desto schwieriger werden die Gespräche sich gestalten.
    Vor dem Termin mit Dolores und Aurinia will ich mich einen Moment im Lüftungsraum sammeln und wenigstens noch ein, zwei sinnvolle Kleinigkeiten abarbeiten, um mir vorzugaukeln, heute einen erfüllten, sinnvollen Tag gehabt zu haben.
    Ich teile Aurinia die kurze Verzögerung mit und schleppe mich in mein Lüftungsräumchen. Als ich an Magnus und Howard Carpendale vorbeigehe, nicken sie mir anerkennend zu, einer klopft mir auf die Schulter. Mir, dem Helden der Liebe, der in ihren Augen vermutlich mindestens drei Affären gleichzeitig jongliert. In Wahrheit hatte ich schon seit Monaten keinen Sex mehr, weil ich mich lieber um die Feinheiten kümmere.
    Ich bin erschöpft, schaue nicht nach hinten, um zu sehen, wer von den beiden mich abgeklopft hat. Ich schleppe mich die alte Holztreppe hinauf, streichele den Handlauf, denke an Biberkopf, Döblin, lächele leise, schließe die Lüftungsraumtür hinter mir und lasse mich vom Dröhnen der Motoren umarmen.

13.
    MULTIBALL
    E ndlich bin ich in dem schönen schwarzen Loch. Das Dröhnen der Lüftungsmotoren umhüllt mich schützend und sorgt dafür, dass nichts anderes an mich herandringt. Gesegnete Ruhe im Lärm. Dass ich diesen Ort einmal als Rückzugsort empfinden würde, hätte ich nicht gedacht. Ich könnte ein kleines Schläfchen abhalten, bevor ich den nächsten Termin habe. Das machen andere Manager doch auch. Ein, zwei sinnvolle Aufgaben abhaken und dann kurz die Augen schließen.
    Ich habe noch nicht mal angefangen zu überlegen, welche Aufgaben ich zur Erledigung auswählen möchte, als es hektisch und laut an der Tür klopft. Ich kann körperlich spüren, wie der Flipperfinger mir ins Kreuz schlägt.
    Bevor ich ›herein‹ sagen kann, wird die Tür geöffnet. Milena steht aufgeregt vor mir. Sie hat von Natur aus große Augen, aber jetzt sind sie wirklich groß, unwirklich groß.
    »Fred! Fred ist wieder da!«, keucht sie außer Atem, sie muss die Treppe hinaufgesprintet sein. Fred kann ich gerade nicht gebrauchen, meine Lust, ihm das Hausverbot persönlich zu erteilen, ist in den letzten Tagen ohnehin verschwunden.
    »Der will sich nur sein Hausverbot abholen kommen. Das kannst du genauso gut übernehmen. Ich habe hier noch einiges zu erledigen.«
    »Nun ja, er steht unten im Gastraum und hat direkt nach dir gefragt. Er ist in einem merkwürdigen Zustand. Ich habe gesagt, du bist nicht da, und dann, na ja, also dann fing er an, komische Dinge zu tun.«
    Milena kommt kaum zu Atem. Während sie spricht, zieht sie immer wieder die Luft scharf durch die Zähne.
    »Bitte komm mit runter! Bitte mach nur dieses eine Mal, was ich von dir verlange!« Milena hat Angst.
    Dass Fred sich überhaupt noch in meinen Laden traut, ist dreist. Ich werde ihm jetzt endgültig Grenzen setzen, mit all meiner neuen Wut und Leidenschaft. Ich habe noch etwas anderes zu tun, als mich nur um die schrägen Vögel des Rosenthaler Platzes zu kümmern. Das ist mein Laden, und das ist kein Flipperautomat, und ich bin keine polierte Stahlkugel.
    Neue Kraft durchströmt meine Adern. Da ist es wieder, dieses rauschhafte Gefühl. Ich muss ja sowieso hinuntergehen, um mit Aurinia und Dolores die Geistaustreibung abzuhalten, also übernehme ich doch die Sache. Ich richte mich auf, mein Stuhl fällt um. Milena greife ich fest an ihre Oberarme. »Jetzt ist hier ein für alle Mal Schluss. Bitte schau dir an, was jetzt passiert!«
    Das Dröhnen der Lüftungsmotoren – hat es mich eben noch umschmeichelt, klingt es nun wie die Turbinen eines Kampfjets. Vielleicht hat auch nur jemand die Lüftung am Regler in der Küche eine Stufe höher gestellt.
    »Ich muss dir da noch was …«
    Ich unterbreche Milena herrisch, indem ich meinen ausgestreckten Zeigefinger auf meinen Mund lege und ein lautloses ›sch‹ mit den Lippen forme. Milena bricht ihren Satz ab und nickt zögerlich. Im Überschwang lege ich meinen Zeigefinger nun auf ihren Mund. Weich, warm und angenehm fühlen sich ihre Lippen an.
    Ich schiebe Milena sanft, aber bestimmt

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