Für hier oder zum Mitnehmen?
auf. Wir mussten sagen: Weiche! Weiche! Von uns und diesem Haus. Weiche … Und immer so weiter. Das war ganz schön gruselig. Aurinia ist dann mit einem Mal in sich zusammengesunken, total verschwitzt und erschöpft. Dolores ging es auch nicht viel besser. Magnus hat den beiden erst mal einen Schnaps gegeben, damit sie wieder zu sich fanden. Ich glaubte ja bis heute nicht an so einen Kram, aber ich sage dir, wenn du dabei gewesen wärst …«
Das geht noch eine Weile so weiter, ich kann Milena nicht mehr ganz folgen, zu sehr bin ich abgelenkt von meinen kleinen Tests mit Milena und der Wirkung des doppelten Wodkas, zu dem sie mich nicht lange überreden musste. Ich habe auf Autopilot umgestellt. Der Point of no Return ist überschritten. Die Stopptaste unauffindbar. Der Alkohol wiegt mich in seinem warmen, tiefen Schoß.
Milena erzählt, dass Aurinia mehrere Geister vertreiben musste und dass es dringend nötig war, dieses Gebäude von seinem uralten Multi-Fluch zu befreien. Mit meinen Testergebnissen bin ich unterdessen durchaus zufrieden: Ich lege ab und zu eine Hand auf Milenas Oberschenkel und streiche an ihrer statt das Haar hinter ihr Ohr, sie lässt mich gewähren.
»… jedenfalls soll ich dir schöne Grüße sagen, Aurinia denkt, dass es das jetzt erst mal gewesen ist. Sie kommt in ein paar Tagen vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, und bringt dann auch die Rechnung mit.«
Wir hatten gar nicht darüber gesprochen, wie viel es kosten würde. Aber das war mir gerade sehr egal.
»Wieso bist du ausgerechnet heute hier im Golden Gate?«, frage ich und muss mich zusammenreißen, damit ich nicht lalle.
»Ich wohne direkt um die Ecke, das ist quasi mein Stammladen, und … ich will ehrlich sein«, sie kommt ganz nah an mich heran, streicht mir über die Wange, »ich war mit Magnus hier verabredet, aber der hat mich versetzt. Dieser Arsch!«
Sie sackt kurz in sich zusammen, dann sagt sie fröhlich zum Barmann: »Zwei doppelte Wodka!«
Magnus hat zu jeder Frau in meinem geschäftlichen Umfeld einen sehr guten Draht. Er scheint sich aber unser Gespräch zu Herzen genommen zu haben.
»Weißt du eigentlich, dass heute Neumond ist?«, flüstere ich Milena ins Ohr und stütze mich dabei sehr weit oben an ihrem Oberschenkel ab.
15.
ANY NEWS IS GOOD NEWS
I ch träume von einer eisgekühlten Flasche Kola des größten Erfrischungsgetränkeherstellers der Welt. Das Fassungsvermögen der Flasche beträgt zweihundert Milliliter. An der Außenwand kondensiert das Wasser, das sich in der Luft befindet, sie muss sehr kalt sein. Das perfekte Getränk für großen Durst. Und ich habe großen Durst. Die Form der Pfandflasche gleicht einem Frauenkörper. Sie wurde nicht zum ersten Mal ausgeliefert. An den Ausbuchtungen unten und in der Mitte sieht man deutliche Gebrauchsspuren, das transparente Glas ist von den Getränkekisten weißlich angemackt.
Neben der Flasche steht der Handelsvertreter des größten Erfrischungsgetränkeherstellers der Welt. Er hält Milena im Würgegriff und bedroht ihren schönen schlanken Hals mit einer abgebrochenen Kola-Flasche eines unabhängigen, kleinen Erfrischungsgetränkeherstellers.
»Entweder du trinkst jetzt sofort unsere Kola, oder ich schlitze deine Freundin hier auf.« Dabei zieht er Milena noch näher an sich heran und drückt mit der Bruchkante der Flasche die Haut in der Nähe der Halsschlagader ein. Ich greife nach der schön kalten Flasche und nehme einen tiefen, übernatürlich gut schmeckenden Schluck. Das ist das Leckerste, was ich je trank! Der Handelsvertreter lacht diabolisch, das Lachen hallt wie in einer Kirche. Er lässt Milena auf die Knie sinken, die sich den Hals mit beiden Händen umfasst und schwer hustend nach Luft ringt.
Echter, brennender Durst weckt mich. Ich öffne die verklebten Augen und blicke auf Marilyn Monroe. Eine ganze Wand vollgepackt mit gerahmten Fotografien von ihr. Darunter bekannte Ikonen wie die Aufnahme, auf der sie über dem Luftschacht steht, aber auch viele Motive, die ich noch nie gesehen habe. Alles in Schwarzweiß. In dieser Wohnung bin ich noch nie gewesen. Ich ahne, wem sie gehört, aber niemand ist zu sehen. Ich bin allein. Aber den Abdrücken in der anderen, freien Betthälfte nach zu urteilen, hat auch dort jemand gelegen.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass Milena und ich feststellten, dass wir beide schon lange keinen Sex mehr hatten. Diese Feststellung trafen wir an der Bar.
Wie ich dann hierhergekommen bin, weiß ich
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