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Fuer immer 2 - die Liebe

Fuer immer 2 - die Liebe

Titel: Fuer immer 2 - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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ihnen halten, aber ich war beeindruckt, wie entspannt und zufrieden sie alle wirkten. Trotzdem käme ich mir ein bisschen wie eine Verräterin vor, wenn ich die Einladung annehmen würde. »Ich kann nichts versprechen.«
    Er schlägt mit dem Finger ein paar einzelne Töne auf dem Klavier an. »Wie schade«, sagt er mit einem kleinen Lächeln. »Aber ich kann’s verstehen.« Dann legt er beide Hände auf die Tastatur und spielt gekonnt ein paar Akkorde – offensichtlich sitzt er nicht zum ersten Mal an einem Klavier.
    Mit dem Kopf deutet er auf mein Cello. »Und, hast du geübt?«
    Ich zucke die Schultern. »Ein bisschen. Das hier ist ein Linkshänder-Cello, ein Geschenk von … es wurde extra für mich angefertigt.« Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, in seiner Gegenwart auch nur Griffons Namen zu erwähnen.
    »Cool«, sagt er abwesend und spielt ein paar weitere Akkorde. »Wir sollten irgendwann mal zusammen Musik machen.«
    Ich schüttele vehement den Kopf.
    »Kein Auftritt, nur so zum Spaß.« Seine Finger schweben eine Weile über den Tasten, dann setzt er an, und die ersten Takte von
River Flows in You
erklingen.
    Mein Herz fängt an zu rasen, als ich die Melodie erkenne. »Hör auf damit!«
    Drew nimmt die Hände von den Tasten, doch die Töne hallen noch eine Weile durch den Raum. »Okay«, sagt er ein wenig verwirrt. »Was ist denn?«
    »Nicht dieses Stück.«
    »Du magst Yiruma nicht?«
    »Doch, sogar sehr. Es ist nur …« Ich denke zurück an die Zeit vor ein paar Monaten, als meine größte Sorge war, was ich beim nächsten Auftritt spielen sollte. Inzwischen kommt mir das vor wie aus einem anderen Leben. Ich atme tief durch. »Das Stück habe ich mit meiner Partnerin geprobt, bevor ich den Unfall hatte. Bevor … all das begann.«
    Drew nickt nur und lächelt. »Es ist eins meiner liebsten modernen Stücke, ich mag es ganz besonders gern.«
    »Ja, ich auch.«
    Er steht auf, kommt herüber und dreht den Stuhl, neben dem ich stehe, Richtung Wand. »Versuch’s mal so«, sagt er sanft und setzt sich wieder ans Klavier. »Spiel es nicht für mich oder für die anderen Leute hier. Spiel es für die Wand.« Er schlägt die ersten Akkorde an. »Spiel es für dich.«
    »Ich kann nicht.«
    »Woher willst du das wissen?« Er schließt die Augen und greift in die Tasten. Ich rühre mich nicht von der Stelle, doch dem Zauber der Musik kann ich mich nicht entziehen, unwillkürlich wiegt sich mein Körper zu den vertrauten Klängen. Dann kommt die Stelle, an der ich eigentlich einsetzen würde. Ohne Cello klingt das Stück leer und trostlos – wie ein Tänzer, der einsam und allein im Scheinwerferlicht tanzt. Drew hält kurz inne und beginnt dann noch einmal von vorn. Wieder gleiten die Töne der Einleitung durch den Raum und ich spüre ein Kribbeln in meinen Fingern. Sie sehnen sich nach den Saiten, um den hellen, klaren Tönen des Pianos mit dem tiefen, samtigen Klang des Cellos zu begegnen.
    Ich setze mich und nehme mein Cello. Nicht, weil ich vorhabe, zu spielen, ich will nur das Stück im Kopf mitverfolgen und sehen, ob ich die Fingersätze noch weiß. Darum bin ich völlig perplex, als plötzlich ein paar Töne aus dem Cello kommen und durch den Raum schweben. Ich schließe die Augen, spüre die Saiten unter meinen Fingern und lasse mich tragen von der Melodie, die sich in weichen, fließenden Bewegungen mit den zarten Klängen des Pianos vereint, wie ein eng umschlungen tanzendes Paar. Es ist, als wären wir in einem anderen Universum, das nur aus dieser Musik besteht, kräftig und voller Substanz und gleichzeitig so fein und fragil wie ein zarter, flüchtiger Windhauch.
    Als das Stück – viel zu schnell – vorüber ist, rollen mir ein paar Tränen die Wangen hinunter und tropfen auf das dunkle Holz des Cellos. Ich wische sie hastig weg, doch ich spüre, dass Drew mich beobachtet.
    »Okay«, sagt er und räuspert sich ein wenig verlegen. »Wirklich schade, dass du am Freitag nicht kommen kannst.«
    Ich spüre einen kurzen Luftzug und höre das leise Klicken der Tür. Als ich aufsehe, ist Drew verschwunden.
    Ich quäle mich durch den restlichen Vormittag und kann mich kaum noch auf irgendetwas konzentrieren. Dann endlich stehe ich vor Raynes Tür. Sie haben sie von der Intensivstation auf die normale verlegt. Mein kurzes Stoßgebet draußen auf dem Gang wird erhört, denn als ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne, ist das Bett neben ihrem leer. Ich muss ihr unbedingt erzählen, was passiert

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