Für immer, Dein Dad
annahm, war ich der glücklichste Mann auf Erden. Du hättest mein Grinsen sehen sollen; es war so breit, dass mir fast das Gesicht auseinanderfiel. Und als sie meinen Heiratsantrag annahm, war ich stolz und SELIG, dass diese wunderschöne, intelligente Frau sich vorstellen konnte, mehr als nur ihre Freizeit mit MIR zu verbringen. Ich war garantiert nicht der attraktivste Mann, den man sich vorstellen kann, hatte mit früher Glatzenbildung zu rechnen (verdanke ich meinem Dad), und manchmal (besonders nach einem Bier) erinnerte mein Sozialverhalten mehr an einen Pavian. Und trotzdem wollte sie MICH. Ich liebte sie. So sehr. Und als Du geboren warst, fühlte ich mich, als hätte ich gerade das Siegertor bei der Weltmeisterschaft geschossen. Jetzt hatte ich alles, was ich mir wünschte. Was ich zu sagen versuche, ist: Egal, was Dir irgendwer vielleicht erzählt, jemanden zu lieben und wiedergeliebt zu werden ist eine der schönsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann. Und jemandem, den Du liebst, diese Erfahrung zu vermiesen, ist einfach nicht richtig. Wenn Deine Mum in Zukunft eine neue Liebe findet, dann entziehe Dich ihr nicht. Unterstütze sie. Und versuch, den Typen nicht allzu grässlich zu finden (ich weiß natürlich, dass er auf keinen Fall so stark und gutaussehend ist wie Dein Dad). Und bitte, bitte, mache es Deiner Mutter nicht schwerer als nötig, weil …
Ich knallte den
Leitfaden
zu und warf ihn aufs Bett. Ich hatte nach Antworten für MICH und meine Verliebtheit gesucht, nicht nach Mums Problemen. Dad sollte mir erklären, was das für Gefühle waren, die ich für Greg hatte. War es Liebe? Sollte ich mit ihm meine Jungfräulichkeit beenden?
So lag ich ratlos auf dem Bett, dachte nach, starrte dabei zur Decke hoch und zählte die Sprünge im Verputz.
Ungefähr um Mitternacht rief Greg vor der Tür leise meinen Namen, und ich ließ ihn hereinkommen.
«Ich wollte nur wissen, ob du schon schläfst», sagte er.
Ich setzte mich auf. «Noch nicht.»
Er nahm meine Hand und küsste sie. Es war nur eine kleine Geste, doch sie bedeutete mir in diesem Augenblick ungeheuer viel – so weit von zu Hause und allem Vertrauten entfernt.
In dieser Nacht schlief ich zum ersten Mal mit ihm.
Keine Jungfrau mehr zu sein, löste eine Veränderung in mir aus, die schwer zu beschreiben ist. Ich fühlte mich schon seit Jahren nicht mehr als Kind, das war es nicht. Es war mehr so ein Gefühl von längst überfälliger Rebellion, oder vielleicht war es auch nur das Wissen, dass mir Carla in dieser Hinsicht nun nichts mehr voraushatte. Das hier war ich, Lois. Ein bisschen ausgeflippt, ein bisschen hemmungslos – na ja, jedenfalls fühlte ich mich ungefähr so. In Amerika durfte ich erst mit einundzwanzig Alkohol trinken, trotzdem trank ich regelmäßig Bier (obwohl es scheußlich schmeckte), und zum ersten Mal in meinem Leben kam es mir so vor, als sei ich «etwas Besonderes». Überall, wo ich hinkam, machten die Leute freundliche Bemerkungen über meine Aussprache. Sie erzählten, was sie über meine Heimat wussten. Als ob dieses England, aus dem ich kam, ein Märchenland voller Prinzen, Pferde und Gurkensandwiches wäre.
Eines Abends – ich hatte gerade von einem der Kids ein Tütchen Hasch konfisziert – erreichte meine Rebellion ihren Höhepunkt.
«Wir müssen es der Leiterin sagen …», sagte ich zu Greg, während wir das winzige, verlockende Tütchen anstarrten, das voller Versprechen zu stecken schien. Mal abgesehen von Übelkeit, Abhängigkeit, Rauswurf und dem drohenden Rückflug nach England mit der nächsten Maschine.
«Oder wir könnten es selber rauchen, richtig?», sagte Erin. Das überraschte mich. Hatte sie keine Angst, dass sich davon ihre schönen Zähne verfärbten?
«Aber … also, ich meine … was ist, wenn die Leiterin es rausfindet? Riecht man das nicht?», stotterte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Joint rauchte. Alles, was ich in dieser Hinsicht bisher probiert hatte, war eine einzelne Zigarette mit Corey gewesen.
«Jetzt stell dich nicht so an, Lois. Wenn wir es draußen rauchen, merkt kein Mensch was», erwiderte Erin.
An diesem Abend, nachdem die Kids angeblich im Bett lagen, in Wirklichkeit aber höchstwahrscheinlich irgendetwas Verbotenes anstellten, zündeten Erin und Greg einen Joint an.
«Versuch mal, es ist gut!», sagte Erin und sog den Rauch tief ein. Ich nahm ihr den Joint ab und hielt ihn ungeschickt und ganz eindeutig mit den falschen Fingern
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