Fuer immer Ella und Micha
immer wieder, sie zu überreden, mit mir zu kommen, doch sie lehnt höflich ab.
Zwei Tage bevor Ethan und ich nach Star Grove fahren wollen, ist zufällig mein erster Auftritt im The Hook Up. Es ist Freitagabend, und sämtliche Tische und Sitznischen sind besetzt. An der Bar drängeln sich die Leute und brüllen der Kellnerin ihre Bestellungen zu. Sie ist in den Zwanzigern, hat bunte Tattoos auf den Armen, Dreadlocks und ein Nasenpiercing. Rote und grüne Lichterketten hängen an der Decke, und auf jedem Tisch steht ein Miniatur-Tannenbaum.
Es ist eine Weile her, seit ich alleine aufgetreten bin, und ich bin ungewöhnlich aufgeregt und unruhig. Von der Hintertür aus blicke ich mich in dem Lokal voller lärmender Leute um.
Jemand kneift mir in den Hintern, und ich fahre herum. »Hey!«
Ella strahlt mich an. »Du bist nervös.«
Mein Blick wandert von oben bis unten über sie hinweg. Sie hat ihr Haar lose aufgesteckt, sodass einzelne Locken ihr Gesicht umrahmen, und ihre vollen Lippen schimmern im Licht. Sie trägt ein kurzes grünes Trägertop und eine hautenge Jeans, die jeden Zentimeter ihrer Kurven betont. »Unsinn, Hübsche. Du weißt doch, dass ich nie nervös werde.«
»Du siehst aber nervös aus«, wiederholt sie.
Ich streiche mit dem Finger über ihren Mund. »Du wirkst selbst ein bisschen aufgeregt.«
Sie knabbert leicht an meinem Finger, was mich gleichermaßen erschreckt wie erregt. »Nur deinetwegen.«
Seit wir aus New York zurück sind, ist unsere Beziehung rein freundschaftlich. Ella schien eine Tür zu verschließen, als wir in unser Leben zurückkehrten, also zog ich mich zurück – wenn auch ungern.
»Bist du nach hier hinten gekommen, um mich psychisch fertigzumachen?«, scherze ich, um die aufgeladene Stimmung zu überspielen. Ich fahre mir mit den Händen durchs Haar und sehe über die Schulter zu den Leuten, die durch den Vordereingang hereinströmen. »Das wäre nämlich gemein von dir.«
Sie wirft die Arme um meinen Hals und beißt mir ins Ohrläppchen. »Mir ist heute Abend nach Gemeinsein.«
Sanft schiebe ich sie an den Schultern zurück und bemerke, dass ihre Augen glasig sind. »Bist du betrunken?«
Sie nickt eifrig, was unsagbar niedlich aussieht. »Ich hatte einen nervigen Abend, da hat Lila mir ein paar Bacardis gegeben.«
»Lila hat dir Bacardi gegeben?«, frage ich verwundert. »Sie kommt mir gar nicht wie der Bacardi-Typ vor.«
»Na ja … sie hat ihn von Ethan.« Sie kippt zur Seite und droht hinzufallen. Rasch fange ich sie ab, indem ich einen Arm um ihre Taille lege.
Bis sie das Gleichgewicht wiedergefunden hat, lasse ich meine Hand an ihrer Seite. »Alles okay?«
»Ja, bestens …« Ihre Augen schweifen zur Mitte des Raums, wo Leute unter den grellen Lichtern tanzen. »Lass uns tanzen.«
Ich unterdrücke ein Lachen und ziehe Ella mit mir beiseite, als eine Gruppe ziemlich rau aussehender Typen vorbeigeht. Dabei drehe ich Ella mit dem Rücken zur Wand, sodass sie sich anlehnen kann, und stütze eine Hand neben ihrem Kopf ab. »Ella May, ich muss in ungefähr fünf Minuten auftreten. Ich kann jetzt nicht tanzen.«
Sie schiebt schmollend die Unterlippe vor. »Bitte, bitte.«
»Ella …«, beginne ich lachend und zucke zusammen, als sie mich plötzlich mit einer Hand am Schritt berührt. Rasch ziehe ich sie weg. »Babe, ich glaube, du bist ganz schön angetrunken, also geh es lieber ruhig an, okay?«
Mit ihrer freien Hand will sie sich erneut vorwagen, als Ethan und Lila in der Tür erscheinen. Ethan hat ein Bier bei sich und Lila ihr Handy am Ohr, in das sie wegen des Lärms im Club sehr laut hineinspricht.
»Ah, sie hat dich gefunden«, ruft Ethan mit einem dreckigen Grinsen. »Gott sei Dank. Sie hat die ganze Zeit von dir geredet.«
Ella vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust. »Ich bin müde.«
»Wie viel hast du sie trinken lassen?«, frage ich Ethan genervt. »Zu viel offensichtlich.«
Ethan schüttelt den Kopf und nimmt einen Schluck von seinem Bier. »Sie wollte trinken. Die beiden waren vielleicht eine Viertelstunde alleine im Wohnzimmer, als ich geduscht habe, bevor wir zu deinem großen Auftritt fahren wollten. Als ich wieder rauskam, fehlte eine halbe Flasche Bacardi, und die zwei hier hockten sturzbesoffen in der Küche.«
Lila stolpert auf ihren hohen Absätzen und hält sich mit einer Hand an der Wand fest. »Ja, mir ist echt egal, was du machst«, sagt sie laut ins Telefon. »Ich will nicht, dass du hierherkommst.«
Mit einem breiten Grinsen
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