Für immer, Emily (German Edition)
zwinkerte Emily zu, und die musste nun doch lächeln.
„Ja, das tut er. Er hat schöne Augen, Mom. Manchmal sieht es aus, als ob kleine, goldene Funken darin tanzen würden. Außerdem kann ich an seinen Augen sofort erkennen, ob ihm was nicht passt, ob er sauer ist oder traurig. Er versucht oft, seine Gefühle vor mir zu verbergen, aber ich sehe es ihm an.“
Kate nickte langsam. „Emily, ich frage jetzt mal ganz direkt: Bist du in Niclas verliebt?“
Emily hatte den Kopf gesenkt und spielte mit den Fingern am Saum ihrer Bluse herum. „Ich weiß nicht. Vor ein paar Wochen hätte ich noch nein gesagt, weil ich viel zu viel Angst vor einem Ja gehabt hätte, aber jetzt ... es ist alles nicht so einfach. Nic ist ... er ist unglaublich süß und liebenswert. Er bringt mich zum Lachen und ist für mich da, wenn es mir nicht gut geht. Ich vermisse ihn, wenn ich ihn eine Weile nicht sehen kann. Heute zum Beispiel, ich war so froh, als er endlich hier war, da hab ich mich natürlich schon gefragt, ob das wirklich nur Freundschaft ist, was ich für ihn empfinde. Und manchmal denke ich, ihm geht es genauso. Er scheint gerne mit mir zusammen zu sein, und ich glaube, es ist ihm sehr wichtig, dass es mir gut geht.“
Kate nickte. „Das klingt alles sehr schön. Und wo ist das ‚Aber‘ in der Geschichte?“
Emily seufzte und verzog das Gesicht. Ihre Mutter blickte sie an und sah den Schmerz in ihren Augen. „Das ‚Aber‘, Mom, bin ich. Wie könnte ich Niclas das zumuten? Wie könnte ich ihm zumuten, mit jemandem zusammen zu sein, der so kaputt ist wie ich.“ Sie strich sich durch die Haare.
Kate musterte sie bestürzt. „Aber, Emily, was redest du denn da? Wenn Niclas dich liebt, bist du doch keine Zumutung für ihn. Dann ist er glücklich, wenn du ihn auch liebst und will mit dir zusammen sein, alles andere spielt überhaupt keine Rolle.“ Sie suchte nach Worten. „Du sagst doch, Niclas sei ein sehr verständnisvoller und einfühlsamer junger Mann. Denkst du wirklich, er würde nicht mit dir zusammen sein wollen, weil du vielleicht für ... nun ja, manche Dinge mehr Zeit brauchen wirst als andere Mädchen?“
Emily schüttelte heftig den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Es liegt nicht an ihm. Es liegt an mir. Ich kann das nicht erklären. Ich hab Angst, Mom. Einfach Angst, verstehst du? Nic ... weißt du, es scheint auch irgendetwas in seinem Leben zu geben, mit dem er nicht gut klarkommt. Er redet zwar nie darüber, aber ich fühle es. Er ist verletzt, und manchmal wirkt er schrecklich unglücklich. Und, wie soll ich sagen? Er ist toll und er verdient es, jemanden zu haben, der ihn bedingungslos glücklich machen kann, und nicht so jemanden wie mich, der dauernd mit seinen eigenen Ängsten zu kämpfen hat. Und jetzt will ich nicht mehr drüber reden, es ist doch sowieso egal, denn Nic liebt mich nicht, er ist ein guter Freund und nicht mehr. Ich geh jetzt wieder runter.“
„Emily, warte doch.“ Kate starrte ihrer Tochter verdutzt nach, doch Emily war schon aufgesprungen und zur Tür hinausgelaufen. Meine Güte, wieso lehnte das Mädchen sich selbst so sehr ab, und warum hatte sie als ihre Mutter das nicht schon viel früher gemerkt? Natürlich hatte sie gewusst, wie sehr Emily unter allem litt, aber dass sie sich nicht für gut genug hielt, um von jemandem geliebt zu werden, das hatte sie nicht geahnt. Kate blieb noch eine Weile sitzen und grübelte vor sich hin. Schließlich stand sie seufzend auf und ging ebenfalls nach unten. Für den Rest des Abends beobachtete sie ihre Tochter unauffällig, die sich ständig in Niclas‘ Nähe aufhielt. Emily war still und sah traurig aus, und auch wenn sie es zu verbergen versuchte, wirkte sie verloren inmitten all der fröhlichen jungen Leute. Auch Niclas schien dies zu bemerken, denn Kate sah, wie er Emily oft nachdenklich musterte. Es war rührend, zu sehen, wie sehr er sich um sie sorgte und welche Mühe er sich gab, damit es ihr gut ging. Und tatsächlich schaffte er es immer wieder, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
„Sie sind süß zusammen, stimmt‘s?“ Dorothy war neben ihre Schwester getreten und hatte ihr den Arm leicht um die Taille gelegt.
Kate nickte. „Ja, das sind sie. Es ist wirklich rührend, wie sehr Niclas sich um Emily kümmert. Denkst du, er empfindet mehr für sie als Freundschaft? Du kennst ihn ja besser als ich.“
Dorothy zuckte mit den Schultern. „Na ja, so gut kenne ich ihn auch nicht. Aber wenn ich mich auf das verlasse,
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