Für immer, Emily (German Edition)
„Was du vorhin gesagt hast, du hättest es sein sollen, hast du mal darüber nachgedacht? Sie war deine Mutter. Denkst du, sie hätte gewollt, dass du stirbst? Denkst du, sie hätte jemals wieder glücklich sein können? Ich denke nicht. So sind Mütter nicht. Meine Mom kommt jedenfalls nicht zurecht mit dem was ... nun, was mir passiert ist. Ich weiß genau, wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sie alles auf sich nehmen, nur um mich zu schützen. Und wenn ich jemals ein Kind haben sollte, werde ich auch alles tun, was ich nur kann, um es zu beschützen. Und du wirst das sicher auch einmal tun.“
Niclas schwieg und zog Emily näher an sich. Sie fühlte, dass seine Hände zitterten und schmiegte sich eng an ihn. Sie lauschte seinem Herzschlag, und Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Es war so unfair. Kein Kind sollte mit solchen Schuldgefühlen leben müssen.
Irgendwann sagte Niclas leise: „Du hast Recht, sicher hätte sie nicht gewollt, dass mir etwas passiert. Sie war eine tolle Mom, sie war immer für mich da. Aber gerade das macht es ja so schwer, weißt du. Ich hab sie sehr geliebt, und ich vermisse sie immer noch. Ich wünschte, ich könnte sie noch ein einziges Mal sehen und sie um Verzeihung bitten.“
Emily nickte. „Ja, das verstehe ich gut. Aber, Nic, ich denke, sie wusste, wie sehr du sie geliebt hast und es immer noch tust. Sie würde keine Entschuldigung erwarten, denn es war ein Unfall. Schrecklich und sinnlos, aber ein Unfall. Und ganz bestimmt hätte sie nicht gewollt, dass du dein Leben unglücklich und alleine verbringst und dir einredest, du verdienst es nicht, glücklich zu sein. Sie würde ganz bestimmt nur das Beste für dich wollen, und du solltest das auch. Versuche, so zu leben, wie deine Mom es sich für dich gewünscht hätte, damit hältst du ihr Vermächtnis und die Erinnerung an sie in Ehren.“
Niclas‘ Hand vergrub sich in ihren Locken. „Denkst du, sie wäre stolz auf mich?“
„Natürlich. Natürlich wäre sie stolz auf dich.“ Emily schmiegte ihren Mund an seinen und flüsterte: „Und ich bin auch stolz auf dich, weil du heute unglaublich mutig warst und endlich über deine Ängste geredet hast. Acht lange Jahre hast du für etwas gebüßt, was du nicht verursacht hast und was du nicht wolltest. Denkst du nicht, das ist genug? Ich verstehe deine Gefühle, wirklich, ich glaube, ich hätte ähnlich empfunden in deiner Lage. Aber ich glaube auch, dass es an der Zeit ist, dir selbst zu verzeihen. Deine Mutter hätte dir sicher schon lange verziehen. Ich liebe dich, Niclas, und ich möchte für dich da sein. Wir werden das schon schaffen, oder?“
Sie fühlte seine Lippen, die ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund hauchten. „Das werden wir. Du weißt doch, zusammen schaffen wir alles. Ich liebe dich auch, Emily. Du weißt ja gar nicht, wie sehr.“ Er strich ihr sanft über die Haare und flüsterte zwischen zwei Küssen: „Wie konnte ich nur so dumm sein und denken, ohne dich leben zu können?“ Ben brummte, und sie sahen sich lächelnd an. „Natürlich auch nicht ohne dich, mein Großer.“ Niclas strich Ben über den Kopf, woraufhin dieser genießerisch grummelte und sich mit einem lauten Schnaufen vor der Couch auf den Boden fallen ließ.
„Jetzt ist er glücklich.“ Emily betrachtete den großen Hund, der den Kopf auf die Pfoten gelegt und die Augen geschlossen hatte. Sie kuschelte sich an Niclas und schloss die Augen. Er drehte eine ihrer Locken um seinen Zeigefinger. „Ich wollte niemals jemanden lieben, niemals. Aber dann bist du gekommen und hast meine ganze Welt komplett auf den Kopf gestellt. Ich hab mich gewehrt gegen diese Gefühle für dich, aber du hast mir überhaupt keine Chance gelassen. Von Anfang war da etwas, was ich nicht kontrollieren konnte, und das hat mich so was von wahnsinnig gemacht.“ Er küsste sie auf die Schläfe und fuhr dann leise fort. „Spätestens aber seit dem Tag, als du Emmanuel geholfen hast, war ich völlig verloren. Ich sah, wie viel Angst du selbst hattest, aber du hast nicht darauf geachtet, sondern dich vor diesen kleinen Jungen gestellt. Da war mir klar, dass du etwas ganz Besonderes bist. So jemanden wie dich habe ich noch nie gekannt. Und je tiefer meine Gefühle für dich wurden, desto mehr hab ich sie abgestritten, vor anderen, aber ganz besonders vor mir selbst. Kevin hat mich dauernd genervt damit, er hat schon von Anfang an gemerkt, was los ist. Aber ich wollte nicht auf ihn hören.“
Emily
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