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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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natürlich Blubberlutsch. Verkehrspolizist im Sumpf: kein leichter, auch kein immer ganz schöner Job. Ich hatte erst eine knappe Woche vor der Veranstaltung überhaupt davon erfahren, daß es da drei Acts – japanisch / britische Krachelektronik, ohrenschädigende englische Kleinkunst-Poltercomputermusik und ein DJ-Set von Herrn Aphex Twin – an diesem Samstagabend in diesem Theater zu erleiden geben würde, spaßigerweise ausgerechnet von einer Freundin von Judith, die ich auf dem Nachhauseweg in der U-Bahn getroffen habe und die immerhin noch mit mir redet. Sie hat mit keiner Silbe Judith erwähnt, obwohl: Vielleicht sind sie ja auch nicht so gut befreundet und haben seit Judiths Auszug keinen Kontakt miteinander gehabt. Jedenfalls war mir sofort klar, daß ich da hin muß, mit der riskanten Scheingeliebten, der ich deshalb noch am selben Abend davon erzählt habe und die auch sofort meinte: »Wenn das so ist, dann kommen da sicher deine ganzen exzessiven Menschen hin, die sich fürs Harte und Absurde begeistern. Ist doch toll, machen wir, an dem Abend gucken meine Eltern eh bloß ›Wetten, daß‹, er danach bestimmt noch Sport und dann hauen die sich wahrscheinlich gleich hin. Die merken vielleicht nicht mal, wenn ich später heimkomme als erlaubt. Plus, Samstag: Toleranzspielraum.«
    Ich rief Patrick an, um rauszukriegen, wie’s mit dem Zutritt aussah, denn das Ding war sechs Tage vorher natürlich ausverkauft. Er meinte, mit viel Ach und Krach könnte ich noch eine Pressekarte (»plus eins«; Valerie!) kriegen, vorausgesetzt, ich verspräche ihm, daß ich was drüber schreibe.
    Habe ich versprochen, und mich dann, als kurz drauf eine Mail von Patrick kam, die Kartensache sei geregelt, für fünf nach acht im McDonald’s nahe der Haltestelle Schönhauser Allee mit Valerie verabredet, weil sie erstens meinte, unser Treffpunkt müsse unbedingt so ein Fastfoodladen sein (ich durfte später erfahren, warum, dazu sofort) und weil zweitens dieser spezielle Fastfoodladen eben am geometrisch nächsten lag, sowohl für mich wie für sie.
    Als ich die »Frittentankstelle« (Sorry, behämmerter Ausdruck, fällt mir nur gerade ein, weil Philip und Jenny sich früher so auszudrücken liebten, meine liebsten alten Freunde – an die muß ich heute nacht dauernd denken, was die wohl sagen würden, wenn sie mich jetzt sehen könnten, so völlig verkommen. Phil war der mit der Schranke, Ende der Parenthese) betrat, dachte ich zuerst: Das hätte mir längst einfallen müssen, daß das irgendwann passieren muß.
    Es sah nämlich so aus, als würde sie, inspiriert von unserer alten ­Karls­ruher Drecksidee, nun ihrerseits mal ein Ausgeh-Event dergestalt koordinieren, daß Leute aus ihrer Szene – wenn man die »Bravo Girl«-Leserinnenwelt von Großberlin so nennen kann – die gefährliche Liaison mitkriegen. Denn warum soll Valerie nicht auch mal angeben? Im Prinzip o.k. mit mir.
    Als ich mich dann aber, nervös wie nur je ein Schwiegersohn, der seinen strengen zukünftigen Schwiegereltern vorgestellt werden soll, zu den drei Milchshakemadonnen an den Plastiktisch setzte, mußte ich lernen, daß es um ganz was anderes ging als Angabe. Zunächst mal wurden mir die beiden Mädchen vorgestellt, in deren Gesellschaft Valerie ausgerückt war, die künstlerisch hochwertige Volksbühnen-Krachgalaxis zu erobern: Sarah, eine kurzhaarige, irgendwie »indisch« (so wie in »Addictive« von Truth Hurts, Du kennst das Video) aufgedreßte echte Schönheit, mit dunklem Teint und enervierend frostigem Dauerlächeln, und Christina, nicht ganz schlank, mit roten Löckchen bis zur Schulter, sehr hübsch, fast so hübsch wie Valerie.
    Von Christina habe ich gleich mal was Einleuchtendes, aber Überraschendes erfahren:
    »Wir wissen das alles schon lange, was Valerie und Sie da vortäuschen.«
    »Wir können uns duzen.«
    »O.k. Jedenfalls, wir haben … also, wir helfen sogar, wir erzählen Schwindelgeschichten, um Valerie zu decken, und passen auch sonst auf.«
    Schwindelgeschichten: Das war nett genug, daß es mich fürs erste aus meinem Philosophendämmer befreite. Nahezu guter Stimmung brachen wir auf.
    »Mach Dir keinen Kopf wegen der Karten«, sagte Sarah gönnerhaft, und ich konnte in Valeries Gesicht lesen, daß es ihr lieber gewesen wäre, wenn nur sie mich hätte duzen dürfen, während ihre Freundinnen mich weiter hätten siezen müssen. »Wir haben uns längst zwei gekauft, Christina und ich, schon vorletzten Montag. Da gab’s

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