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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Fünfzehnjährige nicht wirklich Betretbares gab.
    3  Sex? Au weia.
    Mitten unter Leuten, im hellen Alltag, dachte sie häufiger drüber nach als allein – was es damit auf sich hatte, beschäftigte sie also, wenn sie zum Beispiel gelangweilt in Bio am Rand ihrer Buchseiten abstrakte, für sie aber mit allerlei Erotischem aufgeladene Krakel anbrachte; oder in der U-Bahn, wenn Pärchen knutschten; oder in der Umkleidekabine, vor dem Sportunterricht, wenn sie sich fragte, ob sie attraktiver als ihre Mitschülerinnen war, oder weniger attraktiv, oder so ungefähr gleich, und ob sie wohl je beurteilen können würde, was Jungs eigentlich anziehend fanden, da sie doch offensichtlich meist eher diejenigen anderen Mädchen hübsch fand, die weniger Verehrer hatten als jene, an denen Valerie nichts finden konnte außer ein, zwei Anzeichen von Frühreife, sei’s von Natur – Brüste! –, sei’s hingeschminkt.
    Wenn sie beim Lesen der Fan-Seiten in ihren Lieblings-Mangaheftchen, wo sich japanische Mädchen, die kaum viel älter waren als sie, in Rüschen, flamboyant bunten Fummeln und manchmal sogar Strapsen fotografiert zeigten, erfuhr, daß es ein japanisches Jugendmagazin namens Gothic & Lolita Bible gab, dann stellte sie sich Fragen, die sich gar nicht so leicht als ordentliche Sätze formulieren lassen. Es gab, lernte sie so, nicht bloß Gedanken, sondern auch Gefühle mit Fragezeichen dran, unklares Herumraten in den Farben von Stimmungen, Erwartungen, Aussichten, auch Ängsten.
    Drei, vier entsprechende persönliche Erfahrungen hatte sie inzwischen auch gemacht.
    Hinter der Säule vor dem Zugang zum Sprachlabor zum Beispiel, mit Björn aus der c-Klasse, am Rande des Schulballs nach der Musicalaufführung von »Jesus Christ Superstar«, die von Oberstüflern veranstaltet worden war – der hatte ihr hinten in die Hose gegriffen und am Popo rumgetatscht, sie erinnerte sich hauptsächlich daran, wie unangenehm ihr der Knopf vorne in den Bauch gedrückt worden war, und daß es wohl besser gewesen wäre, sie hätte die Hose aufgeknöpft und den Reißverschluß geöffnet. Das hatte sie allerdings weder selber machen wollen, noch war ihr unbedingt danach gewesen, diesen Björn dazu aufzufordern.
    Jetzt ging Björn mit Ina aus seiner eigenen Klasse, die am Hals immer wieder auffällige Pickel hatte, aber sonst wundersamerweise nirgends.
    Nachhaltiger beeindruckt als das Gefingere in ihrer zu engen Jeans hatte Valerie ihre erste »feste Beziehung«: Zwei Wochen war das gutgegangen, eine davon auf der Skifreizeit in Süddeutschland, eine zuhause in Berlin. Torsten hieß der Junge, war ein Jahr älter als sie und ging auf eine andere Schule. Bei dieser Skifreizeit war ganz allgemein viel losgewesen – trotz eines gußeisernen Verbots von Lehrer- und Betreuerseite hielten sich die Jungs ständig in den Mädchenschlafzimmern auf, teilweise war’s auch umgekehrt, und einmal machten sich in Valeries Zimmer, einem mit drei Etagenbetten vollgestellten Sechs-Personen-Quartier, drei Jungs gleichzeitig bei Nacht, im blautraulich ­Dunk­len, heimlich am Glück zu schaffen. Torsten schlüpfte dabei sogar in ihren Schlafsack. Weitergehen als mit Björn, so hieß die Herausforderung, und deshalb ließ sie zu, daß er runterrutschte – kriegt er da eigentlich genug Luft, hatte sie sich gefragt – und sie da küsste, dann noch was anderes versuchte. Dabei erschrak sie allerdings, was sie ihm mit flattrigen Händen an seinem Kopf sacht herumtrommelnd auch zu verstehen gegeben hatte, weil sie sich nämlich nicht traute, einen Mucks zu machen, obwohl es auch bei Jana und Michaela grad ganz schön raschelte und flüsterte.
    Was der anscheinend Erfahrene probiert hatte, kam ihr gar nicht mal unangenehm vor, die Lippen nicht, der heiße Atem nicht, die Zunge auch nicht. Aber sie hatten das, was da passierte, nicht verabredet, auch nicht durch Andeutungen. Das war ein Problem. Außerdem hatte sie Angst, daß er womöglich erwartete, sie würde sich revanchieren. Was sie aber von »Blowjobs«, »Blasen« und »Mit dem Mund befriedigen« wußte, aus den einschlägigen Jugendzeitschriften und Gesprächen mit Sarah, verriet ihr nicht viel mehr, als daß sie das nicht wollte, jedenfalls jetzt nicht, hier nicht. Ihre Hände an seinem Kopf, fester; er hörte auf.
    Als er wieder hochgerutscht war und eigentlich recht lieb, aber auch ein bißchen beleidigt zu quengeln anfing: »Warum denn nicht … laß mich doch … du Süße, du Tolle … he,

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