Für immer in Honig
blödhirnige Qualster sofort begeistert aufgenommen worden von den üblichen Verdächtigen, soweit sie noch leben ( R.I.P. aufgrund der Ereignisse leider die genialen Baudrillard & Virilio & Sloterdijk, sie mögen in Frieden liegenbleiben).
Schönster, randvollster Kelch in der kleinen Blütenlese, die Skriba mir ausgehändigt hat – by the way: Warum eigentlich? Werde ich, wenn die Grundausbildung rum ist, versetzt ins Referat Psychologische Kriegsführung, Abteilung Ideologiekritik? –, ist selbstverständlich ein Aufsatz der anscheinend unzerstörbaren, großartigen, ewigen Habimaus aus Frankfurt, die sich den »postmortalen« Jargon mit der üblichen Geschmeidigkeit angezogen hat und jetzt die intellektuellen Raten dafür abzahlen muß. Es geht halt doch immer weiter. Und zwar im Rahmen einer Debattenreihe meines ehemaligen Mutterblattes zum Thema »Müssen wir jetzt anders denken?« (Eröffnungsartikel, mir nicht übergeben, von Karl Kimmacher: »Mehr tot als lebendig: Was für eine Zivilisation wollen wir?«), hier also tritt die Maus ans Licht der Dumbness mit einem Elaborat des Titels »Ist die Emanzipation vom Tod ein eingelöstes modernes Projekt?«.
Solange der noch lebt, er möge niemals untergehen, wird sich liberal bemüht, mag auch das letzte Hirn des letzten Philosophiedozenten der letzten Uni von Zombies mit dem Plastiklöffelchen aus dem Cranium gekratzt worden sein.
Highlight: »Entwürfe wie der Marxismus verstanden sich als Praxisphilosophie. ›Praxis‹ ist etwas den Lebenden Vorbehaltenes, und es leuchtet ein, daß diese Theorie und alle von ihr abgezweigten emanzipatorischen Sekundärprogramme schon von daher nicht nur im Paradigma der Bewußtseins- und Subjektphilosophie, sondern auch dem der sterblichen Philosophie befangen bleiben mußten. Dem sterblichen, zur Praxis fähigen Subjekt wurde damit ein privilegierter Status im Hinblick auf die Beziehung zur Welt der manipulierbaren weltlichen Objekte zugesprochen – die instrumentelle Vernunft ist selbst sterblich, setzt sich aber in performativem Widerspruch dazu normativ und subjektübergreifend, ewig, unsterblich. Zwar löst sich eine derartige Philosophie vom Modernitätskriterium Hegels, dem ›Selbstbewußtsein‹, ersetzt es aber durch das ebenso metaphysische der ›Produktion‹.«
Was der Meister, ergänze ich hier mal aus lieber Gewohnheit, natürlich belächelt, denn seinetwegen müßte nicht produziert werden, er lebt vom Grübeln allein, sein Stoffwechsel hat die Metaphysik letzte Woche ausgeschieden. Weiter im Quatsch: »Der Marxismus ist intellektuell und politisch gescheitert, weil er nie erklären konnte, wieso die sterbliche Praxisform der Arbeit, der Produktion allen anderen kulturellen Formen des Ausdrucks vorgeordnet sein sollte.«
Marx war nämlich doof: Er konnte das nicht nur nie keineswegs nit erklären, ihm war vermutlich sogar nicht mal klar, daß man’s erklären muß – das Denken war zu seiner Zeit nämlich noch nicht soweit, sich klarzumachen, daß man eine Gesellschaft auch nur mit Beten, Hupfauf, Bücherschreiben und Bildermalen am Laufen halten kann, und von daher blieb er eben auch außerstande, uns zu erklären, »ob irgendeine normativunsterbliche Aktivität aus der metabolischen Interaktion zwischen der sterblichen Gesellschaft und der sterblichen Natur abgeleitet werden kann und wenn ja, wie die aussehen müßte«.
Der Energieerhaltungssatz und die Entropie sind Herrn Riesenkopf nämlich als poplige Naturgesetze einfach nicht normativ genug. Schilda wird niemals untergehen! Fazit: Dieses Zeug zu lesen, ist genauso fade wie vor dem Weltuntergang, aber just das macht es jetzt, danach, so lustig, anregend und erfreulich.
Man hat damals ja immer nur vermutet, daß sie auch in extremis in this fashion weiterquaken werden, beweisen konnte man es nicht. Das hat die Welt jetzt selbst besorgt.
»Und, wie gefällt dir das Zeug?«
»Faselei.«
»Und der Frankfurter? Der ist nicht schlecht, was?«
»Na ja.«
»Der bedeutendste lebende Philosoph der westlichen Linken.«
»Gott steh uns bei.«
»Mal sehen«, lächelt Skriba, als wüßte er wirklich Näheres, »er wohnt jetzt jedenfalls auf Haiti, nachdem sie dort Platz geschaffen haben für Leute wie ihn. Gelehrtenrepublik, eine List der Vernunft, wenn je eine war.«
»Wer wohnt da? Gott?«
Skriba lacht schallend: »Nein, woher denn … der Frankfurter. Aber dazu ein andermal.«
Abendessen ruft. Yakov hat sein komisches Musikinstrument schon
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