Für immer in Honig
aktiv und bewußt gegen das Thatchersche Schweinegesetz gerichteten, sondern im Gegenteil blinden Umsichschlagens der Verhexten als angeblich gute, dezentrale, nicht mehr subjektverblendete, multitudinale, »kommende« (Derrida / Agamben) Alternative zur übergeordneten brutalen Zerfallsdynamik – das war die Schuld der ersten Linken nach dem Sozialismus, die größte. Es gibt, findet der Verf., wohl nichts Schweinischeres auf der Welt, als wenn Intellektuelle und andere Privilegierte die faszinierend urchristlichen Formen der lärmenden Wehrlosigkeit loben, welche das Unrecht überall so malerisch erzeugt. Oder wollt Ihr so leben: von der Hand in den Arsch? (…)
Der Kommunist Ronald M. Schernikau in seinem Buch »Legende«: »machen wir uns nichts vor: staatspolitik ist militärpolitik, kulturpolitik ist wirtschaftspolitik, bürgerinitiativen sind pipifax.«
2 Sie waren wirklich Götterdämmerungsmusik von Wagners Fleisch und Geist, diese neuen gigantischen »Abkommen« der finstersten kapitalistischen Rechten, versus die kaum ein paar hundert Jahre alte Erklärung der universalen Menschenrechte: TRIPS , GATS , oder das nordamerikanische Freihandelsgrundlagenwerk NAFTA , dessen schönster Testfall jene 30 Millionen Dollar Entschädigung ergab, die eine amerikanische Firma namens Metaclad von der mexicanischen Regierung erpressen konnte, weil die ihr die Errichtung einer Giftfabrik untersagt hatte. (…) Zur selben Zeit erschienen wieder viele Bücher über Marx; wenige nur über Lenin, ja eigentlich nur eins, von einem slowenischen Verrückten, der die Hälfte der Buchtitel und zwei Drittel der Zitate betr. den Russen und den weltkommunistischen Zusammenhang, in dem der zu agieren geglaubt hatte, falsch wiedergab, Krtk pur. Das war, teilt Cordula Späth dem Verf. mit, die letzte Spur, das schon total verzerrte Restchen des Anlaufs von 1917.
(…) Die Lage war immer noch dreifaltig: militärisch, ökonomisch, wissenschaftlich.
Aber über den Details der Zerstörung der Lebensgrundlagen – Newsflash: Holzproduktion seit 1970 verdreifacht, hält trotzdem nicht Schritt mit dem Verbrauch, Newsflash: Sechsmilliardengrenze der Erdbevölkerung überschritten, Newsflash: Erste-Welt-Menschen verbrauchen von allem das Dreifache, Newsflash: Links ist, wenn man nicht den Lebensstandard der Drittweltler steigern, sondern den der Erstweltler (und zwar zuerst den der Verhexten) senken will – ging das verschütt, und so kämpften Soldaten, Wissenschaftler, Fließbandmänner, Sweatshop-Frauen und billigst gekaufte Philosophen alle je und je für sich allein, soweit sie kämpften, punktuell, isoliert, verwirrt. Manchmal schien so was auf wie eine Schnittstelle: Als die Hotel and Restaurant Employees Union der USA , die weltgrößte GATS -Opfer-Organisation sozusagen, bestehend aus Kloputzerinnen, Kellnern, Schlüsselkartenverwalterinnen, sich zwischenzeitlich regte, weil der Reallohnschwund, den das Kapital langsam beschleunigte, denn doch zu heftig war, solidarisierten sich kurzfristig auch ein paar Studenten, also Wissenschaftlerinnen und Ideologen in spe: Verhexte der Schürze und Verhexte des Hirns an einer Front, ein schöner Anblick, der einem da aus alten Zeitungen und Flugblättern auf Recyclingpapier entgegenguckt. Die »Living Wage Campaign« war ein weiteres derartiges Wasserglas-Event mit durchaus fröhlichen Aspekten, aber getragen halt auch wieder von einem gegenseitigen Mißverständnis der Absichten sowie objektiven Interessen der beiden Lager, die sich da zur Zwergbewegung der großen postfordistischen Mindestlohnforderei zusammengetan hatten: Studenten wollen immer Kinder bleiben, Arbeiter möglichst wenig arbeiten. Wenn man das aber aufklärt, was bleibt? Bestand jemals, damals, kurz vor dem Aufbrechen der Gräber von innen her, die Chance eines globalen Situationismus, oder war das so eine Art Straßburger- oder Belgier-Phantom auf Weltmedien und Cyber-Ebene, »Weltrevolution in 365 Tagen«, bitte alles, bitte sofort? Wir werden es nie erfahren, »those days are gone forever« (singt einer auf einer Platte, die Valerie Thiel, die Weltreisegefährtin d. Verf., in letzter Zeit oft hört).
3 Selbst heute noch, im langsam ausläppernden Krieg gegen die Toten, der alle Gegenden einander angeähnelt hat, was rauchende Städte angeht, dunkle Himmel und schmutzige Gesichter, erkennt man einen Unterschied zwischen reicheren und ärmeren Ländern, die als Wort längst vergessene »Globalisierung« ist immer
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