Für immer in Honig
noch keine »Anglei chung«, obwohl die, nach unten, weiter munter betrieben wird.
Unterschiede: In den reichen Ländern gibt der durchschnittliche Mensch, W haben das Problem natürlich nicht, immer noch erheblich mehr für seine Gesundheit aus, ob nun an einer der neuen Seuchen erkrankt oder nicht, als in den armen. Trotzdem ist der Grad, bis zu dem die Kranken und Gesunden im Angesicht ganz neuer Bedrohungen organisiert sind, also ihre Interessen zu einem Gesamtsubjekt zusammengefaßt haben, auch in den reichsten Regionen lächerlich gering, höchstens horizontal integriert, und ein Witz verglichen mit dem Organisationsgrad des größten naturwüchsigen Feindes aller Gesundheitsinteressen von Nichtbesitzern, von Verhexten in Frankreich oder Afrika, den USA oder China: der multinationalen Pharmaindustrie. Der Verf. grüßt Frau Jeanne Alber, die Reste des Sagai-Konzerns und die wohltätige Kreuzerstiftung. Es ist zum Lachen.
Mächtigste Institution im Geflecht der einschlägigen Hierarchien, Deus Ex Machina und großer Versucher aller P.A.S .- und Rotfeuer-Kranken überall, gewaltigster Strippenzieher des weltweiten Solanum-Handels, ist die Pharmaceutical Research and Manufacturers Association, der große amerikanische Lobbyflugzeugträger Ph RMA . Ein wachsamerer Hund hat noch vor keiner Hölle gelegen: Kaum beschließt etwa Brasilien 1996 ein neues Gesetz, wonach die Regierung die lokale Produktion von Medikamenten ankurbelt, wenn »ein Patenteigner das Monopol mißbraucht« (als hätten sie’s vorausgewußt: in Südamerika ist auch der Solanum-Handel der am wenigsten regulierte auf Erden und wird ironischerweise nicht selten von Leuten geschaukelt, die ihre Ausbildung in den alten Drogenkartellen absolviert haben), da interveniert die Lobby und legt dem starken Arm von Uncle Sam ein deutliches Programm in die Hände: »By vigorously challenging the worst TRIP S offenders (!!!) through early WTO dispute settlement proceedings, the US government will help faciliate the global implementation of adequate and effective intellectual property systems.«
Und so geschah’s. Jeanne Alber ist noch heute ganz neidisch, wie sie dem Verf. in Sektlaune gestanden hat, als er ihr das Dokument vorlegte. Natürlich war die brasilianische legislative Initiative Bürgerinitiativen-Quatsch im Sinne Schernikaus, aber doch ein wertvolles Instrument für die Linke: Man muß ohne Illusionen ausnutzen, daß solche Dinge scheitern, es den Verhexten zeigen, sie durch diese Lehre gehen lassen – der Weltmarkt siegt, denn zwar sind die brasilianischen Medikamente eingangs billiger, weil sie ja dazu da sind, die Preistreiberei der Monopolisten zu behindern, aber das Monopol kann sie schon in der nächsten Runde taktisch unterbieten, selbst wenn ihm keine Ph RMA zu Hilfe kommt, weil es seine eigenen billiger produzieren kann, nämlich in riesigen Fertigungsanlagen, für den Weltmarkt. Der kranke Brasilianer, und wenn er noch so sozialpatriotisch denkt, wird sich, so er seine Medikamente überhaupt noch selbst bezahlen kann, für die des Monopolisten entscheiden, wenn die Almoseninitiative seiner Regierung nicht in brutalen Negativprotektionismus ausartet, den sich wiederum sowieso bloß souveräne Staaten erlauben könnten, und das ist eben der Punkt: There’s no such thing as a sovereign nationstate – at least, not anymore.
Kommunisten, so es sie denn gäbe, könnten genau das zum Thema machen, indem sie zum Scheitern verurteilte Besserungsversuche wie den brasilianischen zunächst einmal unterstützen und sein Scheitern dann breit bekannt machen, genauso, wie man Koalitionen mit Sozialdemokraten immer eingeht, um … oder man ist die Grünen, dann führt man die Praxisgebühr ein, und selbst die Sozis schütteln den Kopf.
Der Verf. entschuldigt sich für die nostalgische Reminiszenz. Warum an die alten Geschichten erinnern?
4 Weil sie wiederkommen, gewaschen mit Blut.
(…) Grundproblem, Wiederholung: Die schwierige Identifizierbarkeit der zeitgemäßen Spielarten von Streik und Krieg als Instrumente für Kommunisten, so es sie gibt. Die Zombies waren ein Zwischenspiel. Wir hätten das nicht geglaubt, als wir sie in Marseille, in Berlin, in Bagdad, in Madrid zurückschlagen mußten, zahlungskräftige Menschen aus ihrem Herrschaftsbereich befreien, rausschmuggeln, der Résistance zur Hand gehen – aber die malerische Zeit des gerechten Kampfes, der für einen Moment Bourgeois und Verhexte, so lange es nur weder Zombotiker noch
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