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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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geht, ich kann dich nicht auch noch tragen. War schwer genug, das Biest k.o. zu kriegen – meine Magie ist fast verbraucht. Weißt du, das ist wie bei diesen Duracell-Longlife-Batterien, man wundert sich erst ewig, wie lange sie’s tun, und dann sind sie plötzlich ratzfatz alle.«
    4  »Wa… rumschh?« spotzte Andy unter schlimmsten Schmerzen.
    Cordula lächelte: »Warum, warum. Das sind so Fragen. Braucht kein Mensch. Sieh es doch mal so …«, und dann spritzte auf einmal grellrot Blut aus ihrer Nase.
    Sie schnellte in die Höhe, fuhr herum, so daß Andy sah, welches Messer seitlich in ihrem Hals steckte – das schöne mit der Doppelklinge, das sie selbst Valerie geschenkt hatte –, aber nicht erkennen konnte, was sonst geschah. Er hörte nur den Schrei, aus Valeries Kehle, der doppelt klang, wie von zwei Menschen, einer Frau und einem Mann: »Du blöde, dumme Sau!«
    Dann den Schuß, ohrenbetäubend nah.
    Cordula drehte sich langsam wieder zu ihm, kniete in Zeitlupe neben ihm nieder, schlug ihm den Knauf ihrer Pistole ins Gesicht, schluchzte unerwartet auf und warf dann ihre Waffe von sich, ins Dunkel, die Stufen runter: »Tolle … Angewohnheit … Dolchstoß … aah ihr … verschissenen … undankbaren kleinen … ach, fick mich doch. Ist das … alles … widerlich … hier.«
    So blieben sie noch zwei Minuten beieinander, der keuchende Verbrannte, die maßlos zornige Mutter, die eins ihrer Kinder erschossen hatte, und Valeries Leiche, Andys tote kleine Schwester.
    Dann stand Cordula Späth stumm auf und humpelte, sich am Geländer festhaltend, ächzend und wimmernd die Treppe hinunter.
    Andy drehte sich auf die Seite, stemmte sich in die Höhe. Er kroch, ohne daß er gewußt hätte, was er da tat, zu seiner Valerie, der armen, der toten, stützte sich an ihren schlaffen Beinen auf, in die Höhe, bis er hockte.
    Dann nahm er ihren Kopf mit der großen Wunde, aus der immer noch viel Blut floß, die zerbrochene Schale, das schöne Gesicht, auf den Schoß, strich ihr das verschmierte Haar aus der Stirn, küßte sie zweimal und trauerte um sie, die er so sehr lieb gehabt hatte, während es draußen auf der Welt jetzt an vielen Orten fürchterlich heiß wurde und fürchterlich hell.

NEUNUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
    Unbound • Morgenrot • Räder in Rädern • Shiny • Beethoven / Schiller • Enthüllung • Die richtige Idee • Anamneseproblem • Theorie • Und Sühne • Statt einer Abreise • Blumig geht die Welt • Anfang und • Wenn du leben willst, komm mit mir • Brennende • Le prisonnier • Ende Zwanzig • Marseillaise • What I resist • Hält nicht fest • Mein ein und alles • Dumme Sau • And you’re still here • Begrenzt • Révolu
    1  Weil wir die Maßnahme bedauern, können wir sagen: Lehne deinen Kopf an unsern Arm.
    Schließ die Augen. So ist es immer, das war bis jetzt die ganze Geschichte.
    Man kann es keinem erzählen, es ist nicht glaubhaft, man kann es nur machen. Wir sind nur das, was wir gegen sie tun. Es wird alles ge rechtfertigt werden. Du darfst nicht zuhören, wenn sie sagen, es ist zu spät. Selbst wenn sie recht hätten, dürftest du ihnen nicht zuhören.
    2  Es sah aus wie ein Teppichmuster, das sich das Kind vom Bett aus als Weltgeschehen vorstellt. Aber es war ein Weltgeschehen, das sich die Erwachsene vom Fenster aus als Teppichmuster erklärte: »Was sind das für Blitze da unten? Dieses Leuchten. Da sind … das sind Farben«, sagte Judith, »… so Farben habe ich noch nie gesehen.« Das stimmte, und glühte, ganz deutlich trotz der ineinandergeschnittenen blauen und grünen großen Spiegel, der Schirme und Kuppeln, die sie beim Hinausschauen aus ihrer Kammer über dem Nabel des oberen Drehkreuzes sehen konnte, wie Blätter an einen Zweig rings um die Achse der Station gesetzt. In den letzten Tagen hatte man der Station rastlos arbeitend einen Antrieb angeschweißt. Die Wände wurden wärmer, der Start stand bevor.
    Aber unten auf der Welt, von der alle hier gekommen waren, feierten jetzt diese nie gesehenen Farben ihre lautlosen, die Wolkendecke von unten her wie Glaswolle zum Glühen bringenden Feste, und es fragte sich also, was das bedeutete.
    »Mach dir keine Sorgen, betrifft uns nicht mehr«, sagte Denise, Colin Kreuzers engste Vertraute. »Wir reisen jetzt ab.«
    Judith konnte riechen, daß das stimmte: elektrisch, ozonschwanger, in der recycelten Luft der Station; sie spürte das Vibrieren aller Bauteile. Draußen jedoch würde man’s

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