Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
Vom Netzwerk:
in die Hüfte, einer in den rechten Arm, dann trafen andere Kugeln die Pfauensoldatin neben ihm: Das war Ms. Summers gewesen, die Frau von der Slayer-Brigade.
    Sie hatte ihm das Leben gerettet. Er sah sie zwei Pfauen und einen der Russen mit Trittsprüngen und Handkantenschlägen außer Gefecht setzen, sah, wie sie von der Bühne sprang, zur Präsidentin.
    Andy wankte, schlidderte nach vorn, gegen einen Zimmerpalmentopf, und versank für ein paar kostbare Sekunden in Übelkeit und Ohnmacht, während gewaltiger Lärm unten, oben, hinten und vorn stürmte, aus Knäueln, aus tausend individuellen Katastrophen. Panoramascheiben platzten neben den Balkonen, zwei Handgranaten detonierten auf den Rängen. Stichflammen schossen zwischen den aufwehenden Flügeltüren des mittleren rückwärtigen Ausgangs in die Höhe. Ein Großbildschirm verging in violetter Implosion.
    3  Andy kam zu sich, hörte Chelsea kreischen, sah Messer oben am Vorhang schlitzen, sah sie trudeln, dann stürzten sie ab, blieben liegen. Ms. Summers, die tote Hillary auf den Armen, trat in der Menge nach allen Seiten aus und fluchte: »Damn you! Out of my way! I mean it!«, wankte zum Ausgang, den Fliehende und Sterbende verstopften.
    Sprinkleranlagen sprühten Wasser von der Decke, eine Leuchterleiste war gebrochen, fiel auf Verzweifelte, die nicht schnell genug ausweichen konnten. Andreas Witter wandte den pochenden Kopf, stützte sich auf einen Klappstuhl, kämpfte sich in die Höhe und sah auf der Tribüne Tote liegen und den umgestürzten Rollstuhl, aber weder Cordula noch Valerie.
    Dann nahm er einen Schatten wahr, dort in der Tür, aus der heraus die Vorhut von Cordulas Privatarmee die Tribüne gestürmte hatte. Andy holte Luft, sein Atem rasselte und schmerzte ihn. Dann rannte er los, warf sich durch die Tür und fiel zunächst, die Hände voraus, eine Treppe hinunter in lauter kühle Luft und enges Zwielicht. Handflächen und Knie schrammte er sich, als er auf dem Boden aufschlug, brennend blutig auf, rollte sich zur Seite ab und wurde von Cordulas Stiefel gestoppt, sonst wäre er einen weiteren Treppenabsatz in Richtung Bühnenunterbau gefallen. Cordula Späth trug Valerie auf beiden Armen, wie Ms. Summers draußen die Präsidentin. Jetzt aber legte sie die Leblose ab, auf der untersten Stufe des Treppenabsatzes, und ging in die Hocke.
    Die weißhaarige Chefin sah auf Andy hinab, in der Hand ihre Pistole, deren Lauf locker nach unten zeigte. Der Lärm von oben, aus dem großen Saal, war immer noch kataklysmisch. Andys geöffnetes Auge gewöhnte sich langsam ans gelbliche Notlicht. Cordula wartete, bis das geschehen war, dann erst sprach sie ihn an: »Weißt du, warum ich Jenny als erstes erschießen mußte? Weil sie geraten – nee: gewußt hätte, was ich als nächstes vorhabe, und mich dann hätte dran hindern können.«
    »Was nnnhhh?« röchelte Andy, hil flos auf dem Rücken liegend, schwerer verletzt, als er gedacht hatte.
    »Meine Tochter hier rausholen. Valerie. Wenn du jetzt auch noch mitkommst – mein anderes Kind –, um so besser.«
    »Kind … Scheiße … was soll das, whhh… wieso …«
    »Weil ihr das seid. Wortwörtlich. Du und Valerie – sie gefällt mir besser, ist weniger aus der Art geschlagen – ich habe euch ausgetragen, nachdem ich zu Robert und Philip bin, beim einen als seine Frau, beim andern als alte Jugendliebe verkleidet, sehr lebensecht. Bei dieser Tante, die sich per Oralsex ein Kind von Boris Becker hat machen lassen, nannten sie das ›Samenraub‹, du wirst dich sicher nicht dran erinnern. Spitzenidee jedenfalls. Ich habe euch dann in zwei Familien gegeben, die ich für gut hielt – euch ausgetauscht. Bei den Thiels war mein Augenmaß nicht besonders, das gebe ich zu. Gute Familie? Pffff. Eine Zombotikerin mit Vollmeise und ein Serienmörder. Ganz schön fade. Valerie habe ich durch die Benandanti überwachen lassen, dich … Du warst ja im Städtchen, auf dich konnte ich immer ein Auge haben. Was aus den echten Kindern der zwei Familien wurde – tja, wer weiß das schon? Ich hab sie in Waisenhäuser gepackt, zur Adoption, ich glaube, das Mädchen ist in Amerika aufgewachsen und der Junge in Australien, beide weit weg vom Schuß. Ich weiß nicht mal, ob sie das alles, diese aufregenden letzten Jahre, überlebt haben. Die Welt besteht ja sowieso nur noch aus Missing Persons.«
    »Wmxxx? Wmmfhh?«
    »Wie? Du mußt ein bißchen deutlicher sprechen, mein Junge. Und rappel dich mal wieder hoch, wenn’s

Weitere Kostenlose Bücher