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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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kein Konto haben. Weil, weisch, der Gerichtsvollzieher … he, bei dir war de Gerichtsvollzieher, schtimmt’s, Teufel?«
    Teufel, der den Frauen soeben den Satz vorgesungen hatte: »Die Tour­nee will sie ab nächsten Mittwoch in Cottbus unbedingt fortsetzen!«, nickte eifrig mit dem Kopf: »Arschloch, Pimmel! Hätt’ sogar mini Platte mitneh welle, des Arschloch!«
    Andy winkte ab, schob sein Gesicht noch näher an Philips und zischte eindringlich: »Okay, also, wenn du zuhörsch, was Teufel sagt, dann isch der Gerichtsvollzieher sowas wie e Geschtapotyp. In echt … wie heißt’s so schön? ›Er läßt dir Luft zum Atmen‹: Schaut sich um, ob er was findet, was er brauchen kann, klebt was druff, aber alles Lebenswichtige, kommt nicht weg, egal, wie hoch verschuldet de bisch. Zum normale Lebe … was dürfe mir alle habe, zum normale Lebe?« rief er laut.
    Fette antwortete dröhnend, den Mund voller Fruchtgummi: »Sozialhilfesatz!«
    »Sozialhilfesatz. Scho e extremi Einschränkung, wennde … wenn man einmal Mathelehrer war.«
    Andy grinste, Philip grinste mit.
    »Aber es längt, schtimmt’s? Und so isch des mitm Gerichtsvollzieher. Aber ich kenn viel zuviel Leut, wo die Hausbank nimmi zuläßt, daß sie Geld abhebe. Au kei Überweisung geht mehr, vom Konto. Immer isch es einer, wo du Schulde hasch – Kreditgeber, weisch. Des wär’ nit schlimm, wenn d’Bank d’Kundschaft wenigschtens informiere würd’, daß e Pfändung vom Konto bevorschtoht oder was. Aber des merksch alles erscht, wenn de Geldautomat nix meh ausschpuckt. Un dann …«
    Er holte Luft und brüllte: »Was schteht aufem Bildschirm, wenn alles g’ laufe isch?«
    »Bitte nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Kundenberater auf!« schrie Fette fröhlich, dann half sie Teufel und Zetta dabei, den Zeitungsartikel über die leidende Sängerin, den Teufel inzwischen fein säuberlich ausgerissen hatte, mit Tesafilm an die rückwärtige Wand des Treffs zu kleben, direkt unter ein kleines, von Andy gemaltes Bin-Laden-Poster und neben eins, das die Clash zeigte, zu Zeiten von »Sandinista«.
    »Und deshalb … he, was soll denn der Scheiß, was wollt ihr denn hier?«
    Andy war unvermittelt aufgesprungen, drehte den Kopf zur Seite, riß die Augen auf und preßte die Lippen aufeinander; der Hals schwoll an.
    Philip Klatt zog sich träge, trübe, betrunken und bekifft am Geländer hoch und sah erst, als er nicht eben kerzengerade, aber einigermaßen aufrecht stand, daß auf dem Platz beim Brunnen zwei Männer unsicher verharrten, zwischen Lungern und Näherkommen.
    Er kannte beide, hatte sie neulich Nachmittag arglos eingelassen, obwohl sie zu Andys und Fettes Todfeinden gehörten – wenn auch sicher nicht zu Teufels und Zettas, die mit ihnen vielmehr geschäftlich verkehrten.
    Es handelte sich um zwei junge Männer, beide höchstens fünfundzwanzig Jahre alt, die nicht nur von den Nachbarn, etwa dem Uhrmacher Hauser und der vierköpfigen Familie Horst, die über ihm lebte, sondern auch von Andy sehr, sehr ungern hier gesehen wurden.
    Auch ohne ihre Vorstrafen im einzelnen zu kennen, konnte jeder in der Stadt inzwischen wissen, daß diese zwei im Park am Bahnhof, in der Nähe des Gymnasiums und an anderen einschlägigen Orten, unter anderem also auch eine Weile lang im Treff, mit Drogen dealten. Einer der Männer war schwarz und nannte sich Schacko, der andere hieß Peter und war bleich genug, um nicht nur im Neonazizirkel um den Dokter, sondern auch der nächstgelegenen Ortsgruppe der Vampirgewerkschaft erfolgreich um Aufnahme bitten zu können. Philip schaltete innerlich auf »Verantwortung«, was nicht besonders gut klappte, der Mechanismus wollte nicht einrasten: Was äh Dings, was weiß ich noch über die Typen?
    Andy, sein Alkoholikerfreund Heinz Krauss von der Stadtmusik und ich haben sie vor zwei Wochen rausgeschmissen. Krauss hat erzählt, daß Peter im Dachgeschoß wohnt, wo war das noch? In einem von diesen leicht angegriffenen alten Häusern in der Karlsbader Straße, richtig. Lebt von Sozialhilfe, wie wir ja alle irgendwann, ursprünglich angeblich ein Schweizer, aus Rheinfelden hergezogen, hat im Tabakladen von Frau Dietz gejobbt, entfernte Verwandte, die mußte ihn dann vor die Tür setzen, weil er irgendwie irgendwas veruntreut hatte oder dergleichen.
    Und Schacko? Hat seinen Namen angeblich wegen Michael Jackson, »Jacko«, dem er so was von überhaupt nicht ähnlich sieht, daß es schon wieder einleuchtet.
    Wohnt irgendwo in der Altstadt,

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