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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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zu sein.
    „Und Lautermann? Was war der für einer?“
    „Eigentlich ein normaler Typ. Keine Gewalt, keine kleinen Jungs. Er hat nie ne Anzeige gekriegt. Wurde eben halt nur als Schwuler bei mir geführt. Nach 1973 wurde dann ja alles lockerer. Weil man mit achtzehn schwul sein durfte. Und in den Neunzigern ist der Pararaph 175 endlich auch gestrichen worden.“
    „Kannst du sagen, auf was für Männer er gestanden hat?“
    Tölling wiegte seinen Kopf hin und her. „Na ja, das ist ja alles schon ein bisschen her. Weißt du, wenn sie alt werden, werden manche Schwule auch noch mal ganz anders. Aber früher stand er auf Klasse. Keine Proleten, keine Penner. Der war immer auf Feine aus. Mehr so die bessere Gesellschaft. Ich hab hier ein paar Namen stehen, da würdest du staunen. Aber die behalte ich besser für mich.“ Tölling schloss die Akte und steckte sie in die Schublade zurück.
    Ayse stand auf. Das Gespräch war klar zu Ende. Tölling sagte kein Wort mehr. Als sie sich verabschiedete, versicherte sich Tölling ihrer Diskretion und geleitete sie dann vorne aus dem Haus. Zurück im Wagen musste sich Ayse erst einmal sammeln. Die Sprache Töllings war nicht ihr Ding. Sie hatte zwar alles verstanden, aber die Wortwahl erinnerte sie an die derben Sprüche einiger männlicher Kollegen, als die ersten Frauen bei der Polizei anfingen und viele Männer ihre neuen Kolleginnen mit schockierenden Formulierungen abschrecken wollten. Mittlerweile war das zwar vorbei, aber Tölling schien in dieser Phase steckengeblieben zu sein.
    Auf der Autobahn überlegte sie, ob es nicht sinnvoll sei, noch einige Pornokinos abzuklappern und nach Lautermann zu fragen. Ein Photo von ihm hatte sie bei sich. Und vielleicht kannte man ihn auch unter seinem Spitznamen. Allzu groß dürfte der Aufwand ja nicht sein. In der Bahnhofsvorstadt war eine ganze Reihe von einschlägigen Kinos angesiedelt. Einige davon extra für Schwule. Und Mechthild Kayser würde sie wahrscheinlich sowieso dort hinschicken. Also warum nicht gleich jetzt? Zeit war noch genug bis zur nächsten Besprechung.
    Sie nahm die Abfahrt zum Hauptbahnhof und steuerte die dortige Wache der Bundespolizei an. Das war der einzige Platz, wo man tagsüber, ohne eine Verwarnung zu bekommen, parken konnte. Sie erklärte dem Wachhabenden kurz ihr Ansinnen, und als sie die Wache verließ, merkte sie, dass sie sich auch gleich etwas sicherer fühlte, jetzt, wo ein Kollege wusste, wo sie ihre Ermittlungen aufnahm. Sie war noch nie in einem Pornokino gewesen, und es war ihr etwas unheimlich. Vor allen Dingen wegen der drastischen Schilderungen von Wolfgang Tölling.
    Benjamin stand vor dem Verschlag im ehemaligen Stall. Lange schaute er hinein und betrachtete das Nylonkleid mit den großen, bunten Farbtupfern. Weiße Pumps standen darunter, auf Hochglanz poliert.
    Beim Frühstück hatte er mit sich selbst diskutiert, ob das Schänden des Grabes an der Contrescarpe dazu führen musste, an anderer Stelle ein neues anzulegen. Auf der einen Seite hätte es einen nicht unerheblichen Aufwand bedeutet, da es galt, eine komplette Ausstattung neu zu beschaffen. Andererseits könnte ein Grab auch eine Nachwirkung haben, so wie eine Pilgerstätte. Er war noch zu keinem Schluss gekommen. Vielleicht war er auch noch zu müde, um klare Gedanken zu fassen. Schließlich hatte er die ganze Nacht damit zugebracht, Hilde und Brunetta an zwei wunderbaren Plätzen unterzubringen.
    Beide hatten ihm viel Mühe gemacht. Mehr als die anderen. Brunetta war doch zu dick gewesen. Als sie nach einer mühevollen Fettabsaugung immer noch nicht ins vorgesehene Kleid passte, musste er sie mit breitem Klebeband stramm einwickeln, um ihren Körperumfang zu reduzieren. Am Ende war es ihm gelungen. Sogar der jahrzehntealte Reißverschluss des Kleides hielt der Spannung stand.
    Hilde passte zwar sofort in ihre neue Garderobe, aber leichter war es mit ihr trotzdem nicht gewesen. Als er die beiden Frauen in den Anbau neben dem Haus eintreten ließ, konnte er zwar Brunetta gleich mit dem ersten Stromschlag erledigen, aber Hilde war sofort einen Schritt hinter ihr zurückgewichen, so dass er sie mit der Doppelspitze nicht erreichen konnte. Sie rannte aus dem Stall in den Bauerngarten und schrie laut um Hilfe. In einem Beet mit Osterglocken hatte er sie erreicht und niedergeworfen. Bäuchlings lag sie unter ihm, und er drückte ihr Gesicht in die saftige Erde, um ihr Schreien abzuwürgen. Mit der anderen Hand schlug er dabei wie

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