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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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einhergehende Bedrohung der Demokratie schien in Politikerköpfe nicht einzugehen.
    Mechthild Kayser war froh, dass sie nur ganz konkrete Morde aufzuklären hatte. Keine Mafiatypen, keine diplomatischen Rücksichtnahmen, keine internationalen Verwicklungen. Endlich hatte sie ihr Haus in der Humboldt-
straße erreicht und war nun froh, gleich schlafen gehen zu können. Morgen würde ein weiterer schwerer Tag anstehen.
    Kurt Roder war schon um sieben Uhr zum Dienst erschienen. Er wusste, dass die Presseberichte über den zweiten Mord sehr viel Aufregung verursachen und zu einer Flut von Hinweisen aus der Bevölkerung führen würden. Er hatte sein Bürotelephon auf das hiesige im Besprechungszimmer der Mordkommission umgestellt, um ständig erreichbar zu sein.
    Noch am Abend vorher hatte er Krasnitz, Stein und Ludowic darauf vorbereitet, alle neuen Hinweise aufzunehmen und zu sortieren. Die Einsatzleitstelle hatte ihm schon per E-Mail eine Liste von Anrufern zugeschickt, die ständig weiterwuchs. Aber ein konkreter Hinweis, der einen sofortigen Zugriff erforderte, war noch nicht darunter.
    Roder breitete gerade einen Haufen von Unterlagen vor sich auf dem Tisch des Besprechungszimmers aus, als Krasnitz, Stein und Ludovic gemeinsam hereinkamen; alle mit einem Becher Kaffee in der Hand.
    „So einen könnte ich auch gebrauchen!“ rief Roder.
    Ludovic stellte seinen direkt vor Roder ab. „Dieser ist auch für dich. Du erinnerst dich vielleicht: Ich trinke nur Tee!“
    Das gefiel Roder. Er bedankte sich und begann sofort damit, den dreien die Hinweislisten zu übergeben.
    „Hast du die Presse schon gesehen?“ wandte sich Krasnitz an Roder.
    „Nein, gibt’s was Besonderes?“
    „Nur das, was jeder erwartete. Weser-Kurier und Bremer Nachrichten berichten objektiv, konnten sich aber auch nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass die Gefahr weiterer Morde nicht ausgeschlossen ist.“
    „Stimmt ja auch. Und sonst?“
    „Na ja. Wenn man der Boulevard-Presse Glauben schenken will, darf man sich in Bremen ab heute nicht mehr auf die Straße trauen“, antwortete Krasnitz trocken und setzte sich an den Tisch.
    „Gut. Wir wollen uns damit nicht länger aufhalten“, beendete Roder den Diskurs. „Ihr habt die erste Liste von Hinweisgebern. Ihr müsst alle zurückrufen. Am besten fangt ihr gleich damit an. Den einen oder anderen kriegt ihr dann noch, bevor er zur Arbeit geht. Ich habe die Zusage, dass wir bis heute Mittag hier noch zwei Tische unters Fenster kriegen mit zwei weiteren PC und drei zusätzlichen Telephonen. Dann wird alles leichter.“ Mit diesen Worten schob Roder einen Stapel Notizen zu den anderen über den Tisch und verließ das Büro.
    Er ging in sein Dienstzimmer, schaltete pflichtbewusst die Rufumleitung zurück und stellte sich ans Fenster. Er steckte sich eine Zigarette an und sah beim Rauchen hinaus. Sein Blick wanderte über die Bäume und Wiesen der Wallanlagen. So früh am Morgen war vom Frühling in Bremen noch nichts zu spüren. Es war noch kühl, und die Wiesen waren von Feuchtigkeit überzogen. Es konnte nicht richtig hell werden, da die tiefstehende Sonne es nicht vollbrachte, die dichte, weißgraue Wolkendecke aufzulösen, die über der Stadt hing. Zwischen zwei Bäumen baumelte schlaff ein Transparent, das auf eine Skulpturenausstellung im Gerhard-Marcks-Haus hinwies. Radfahrer durchquerten eingemummelt unter Mützen und mit Handschuhen die Wallanlagen.
    Der Autoverkehr Am Wall kam wie immer um diese Zeit ins Stocken. Ein Mercedesfahrer wollte dem Stau entgehen und versuchte zwischen den stehenden Autos zu wenden. Ein wildes Hupkonzert setzte ein, und einige Fahrer gestikulierten in eindeutiger Weise dem wendenden Fahrer. Schließlich ließ man ihn in die gegenläufige Schlange einfädeln. Schneller voran ging es auch dort nicht.
    Roder kehrte zurück an seinen Schreibtisch. Sein sonst kalendermäßig ablaufendes, automatisiertes Denken, das ihm bei seiner Arbeit so überaus hilfreich war, kam heute nicht in die Gänge. Er zog sich einen leeren DIN A 4 Bogen heran und tippte lustlos mit einem Bleistift auf diesem herum. In seinem Kopf herrschte immer noch Leere. Wenigstens hatte er seine Ermittler schon mal beschäftigt. Das beruhigte ihn in seiner Funktion als Führungskraft. Aber er selber wusste im Moment nicht, womit er sich beschäftigen sollte. Er hatte nicht zu viele Gedanken gleichzeitig im Kopf, die es zu strukturieren galt, er war auch nicht verwirrt. Es war gar nichts in seinem

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