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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Roder auf den Geist. Sie hatten seit gestern eine zweite Leiche, die Untersuchungen waren noch nicht einmal abgeschlossen, und die Bosse machten sich schon darüber Sorgen, dass der Täter noch nicht gefasst war. Am liebsten hätte er den Polizeipräsidenten angeschrien und vor versammelter Mannschaft zum Idioten erklärt. Er wusste natürlich, dass er das nicht durfte. Der PP war mit Respekt und Achtung zu behandeln. Das war für die eigene Karriere sicherlich besser. Außerdem konnte er sich vorstellen, was Ernst Logmann nach den heutigen Presseberichten von seinem Innensenator zu hören bekommen hatte. Und da Logemann zurzeit keinen Leiter der Kripo hatte, an den er den Druck weitergeben konnte, musste er sich selbst ans letzte Glied wenden.
    Roder machte ein ernstes, aber zuversichtliches Gesicht. „Wir haben nach den Veröffentlichungen eine große Zahl vielversprechender Hinweise erhalten. Durch Ihre Anweisung, zusätzliches Personal in die Mordkommission abzustellen, bin ich sicher, dass wir mit so viel Manpower bald greifbare Ergebnisse vorzuweisen haben.“
    Logemann merkte natürlich, dass ihm geschmeichelt wurde. Aber mit dem Hinweis auf zusätzliches Personal zeigte er immerhin, dass er die Lage ernst nahm und alles tat, um zur Aufklärung beizutragen. Mehr wusste er aber auch jetzt nicht zu fragen. Er sprang hastig auf, rief: „Alle konkreten Zwischenergebnisse sofort zu mir!“ und rannte aus der Kantine.
    „Wohl kaum“, flüsterte Roder. Nicht, weil er den Polizeipräsidenten übergehen wollte, sondern weil er zu diesem frühen Zeitpunkt nicht einen seiner Ermittler, die dringend im Büro gebraucht wurden, als Laufburschen zwischen dem Polizeipräsidenten und der Mordkommission einsetzen wollte. Dazu war keine Zeit.
    Die Uhr mit dem Gewerkschaftsemblem über der Kantinentür zeigte noch fünf Minuten bis neun Uhr. Roder kippte seinen Kaffee herunter und drückte sich den Rest seines Brötchens in den Mund. Kauend stieg er die Stufen in die erste Etage zu seinem Büro hinauf und suchte sich seine Unterlagen zusammen.
    Zur gleichen Zeit klingelte bei Mechthild Kayser das Telephon. Sie wollte gerade das Büro verlassen und überlegte einen Moment, ob sie den Hörer noch abheben oder erst einmal auf die Dienstbesprechung gehen sollte. Sie hob ab. Die Stimme einer jungen Frau fragte nach, ob sie die Leiterin der Mordkommission sei. Mechthild bejahte und dachte gleich an den Hinweis von Roder.
    „Ich möchte Ihnen eine Mitteilung machen. Mein Freund und ich haben heute Morgen von der toten Frau im Wallgraben gelesen.“ Dann machte sie eine Pause, als wenn sie sich vergewissern wollte, ob Mechthild auch wirklich interessiert sei.
    „Ja, natürlich sind wir sehr an Hinweisen aus der Bevölkerung interessiert“, antwortete Mechthild allgemein. „Was haben Sie und Ihr Freund denn gesehen, Frau ...?“
    Wieder eine Pause. Dann ängstlich, aber sehr bedacht: „Ich möchte meinen Namen nicht nennen. Ich möchte mit solch schrecklichen Sachen nichts zu tun haben.“
    Mechthild blickte auf ihr Telephondisplay. Die Rufnummer wurde nicht übermittelt. Kein ISDN-Anschluss, oder die Übermittlung war blockiert. Sie wusste aus vielen Gesprächen mit anonymen Anrufern, dass sie sofort auflegen würden, wenn sie weiter darauf bestehen würde, erst Namen und Adresse zu erfahren. Dann riefen sie auch nicht noch einmal an, da sie glaubten, ihre Bürgerpflicht erfüllt zu haben.
    „Okay, ich verstehe“, pflichtete Mechthild der Anruferin bei. „Dann erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen haben.“
    Am anderen Ende der Leitung glaubte Mechthild ein erleichtertes Ausatmen gehört zu haben. „Ich arbeite mit meinem Freund in einer Kneipe als Kellnerin. Vor kurzem, ich weiß nicht mehr genau, wann – wir waren etwas angetrunken nach der Arbeit –, haben wir morgens dort, wo die Frau gefunden worden ist, einen Mann gesehen, der aus einem Transporter einen Plastiksack herausholen wollte. Als er uns bemerkte, schob er ihn zurück und wartete, bis wir außer Sichtweite waren.“
    „An welchem Tag war das genau? Und zu welcher Uhrzeit?“
    Ihre Gesprächspartnerin bekam jetzt eine fast weinerliche Stimme. „Das weiß ich nicht mehr so genau. Vielleicht vor zwei Wochen. Samstag oder Sonntag morgens. Etwa sechs Uhr. Dann gehen wir immer nach Hause. Wie gesagt, wir hatten ein bisschen was getrunken.“
    „Und können Sie mir sonst noch etwas sagen? Wie sah der Mann aus? Was war das für ein Auto?“ fragte Mechthild

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