Fuer immer und alle Zeit
verstummte, denn Adam stand auf und ging in sein Schlafzimmer. Er kehrte mit seinem in Leder gebundenen Adressbüchlein, das aussah, als sei es schon um die ganze Welt gereist. Als er es aufschlug, bemerkte Darci, dass die Seiten ziemlich abgegriffen waren. Einige Adressen und Telefonnummern waren ausgestrichen, andere geändert worden.
Adam blätterte bis zum Buchstaben P, dann nahm er den Telefonhörer zur Hand wählte eine Nummer. »Jack«, sagte er kurz darauf, »hier spricht Adam Montgomery. Ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Könnten Sie sich rasch über vier junge Frauen informieren, die in den letzten vier Jahren in der Gegend von Camwell, Connecticut, verschwunden sind?« Er lauschte aufmerksam. »Ja«, sagte er dann. »Ich weiß, dass die Polizei glaubt, ihr Verschwinden habe etwas mit Hexerei zu tun, die erwiesenermaßen in dieser Gegend praktiziert wird. Ja, ich habe alles gelesen, was in den Zeitungen darüber stand. Ich weiß aber auch, welche Nachforschungen ihr anstellt und dass ihr immer mehr wisst, als ihr verlauten lasst. Was mich interessiert: Gibt es irgendetwas im Zusammenhang mit den Händen der vermissten Frauen? Besonders ihren linken Händen?« Wieder lauschte er schweigend. »Okay, klar«, meinte er schließlich. »Rufen Sie mich auf meinem Mobiltelefon an.« Er legte auf und blickte Darci viel sagend an. »Er ruft mich zurück, sobald er etwas herausgefunden hat.«
»Ist er bei der Polizei?«
»Nein, beim FBI.«
»Oh!«, sagte sie nur. Mit dem FBI hatte sie ihr Leben lang noch nie etwas zu tun gehabt. Doch schließlich setzte sie eine möglichst unbekümmerte Miene auf und meinte: »Und was tun wir, während wir auf den Anruf warten? Etwas, um unsere Nerven zu beruhigen, schlage ich vor. Vielleicht sollten wir ins Bett gehen und uns den ganzen Nachmittag lang wild und leidenschaftlich lieben. Wir könnten ...« Aber der Blick, mit dem Adam sie bedachte, ließ sie verstummen. Ihr war klar, dass er im Moment nicht zu Scherzen aufgelegt war. Und ehrlicherweise war sie selbst viel zu nervös, um sie beide mit belanglosem Geplauder zu unterhalten.
Sie hatte schon längst erkannt, dass Adam zu einem schweigsamen Menschen wurde und einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte, wenn er sich Sorgen machte. Er nahm sich erneut die Zeitungsartikel vor und las jeden noch einmal sehr sorgfältig. Darci setzte sich auf den Stuhl neben der Couch, griff wahllos eine der Zeitschriften unter dem Couchtisch und begann, darin zu blättern, um sich die Zeit zu vertreiben.
Eigentlich hatte sie gedacht, sie hätte sich beruhigt, doch als das Telefon schließlich klingelte, erschrak sie so sehr, dass sie hochfuhr und die Zeitschrift auf ihrem Schoß zu Boden rutschte. Noch bevor das erste Läuten verstummte, presste Adam das Telefon ans Ohr und sagte: »Ja, bitte?« Dann hörte er schweigend zu.
Darci sah, dass alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Sie glaubte sogar, zu bemerken, dass seine Hände zu zittern begannen. Er sagte fast nichts, warf nur gelegentlich ein »Ja« ein. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis Adam endlich auflegte. Doch selbst dann saß er nur da und starrte sie schweigend an.
Darci wartete darauf, dass er etwas sagte. Sie hätte zwar nichts lieber getan, als zu fragen, was der FBI-Agent namens Jack ihm berichtet hatte, aber sie befürchtete, Adam würde sich wieder verschließen und gar nichts sagen. Nein, es war sicher besser, zu warten, bis er freiwillig den Mund aufmachte.
Aber Adam schwieg. Nachdem er lange stumm dagesessen hatte, stand er auf und ging in ihr Schlafzimmer. Darci, die ihm nachgerannt war, sah, dass er ihren Schrank geöffnet hatte und gerade ihren alten, schmuddeligen Koffer herauszog. Nachdem er ihn abfällig gemustert hatte, ging er an Darci vorbei in sein Schlafzimmer. Dort holte er seine beiden Koffer aus dem Schrank und brachte sie in ihr Schlafzimmer. Darci sah ihm wortlos zu.
Erst als Adam seine Koffer auf das Bett gelegt, sie aufgemacht und angefangen hatte, ihre neuen Kleider einzupacken, stellte sich Darci zwischen Adam und die offenen Koffer. »Ich will wissen, was hier vorgeht!«, forderte sie mit einer Stimme, in der all ihre Verzweiflung und Enttäuschung darüber mitschwang, dass er ihr nichts von dem Telefonat berichtet hatte.
»Nein, das willst du bestimmt nicht«, antwortete er, holte ihren marineblauen Blazer aus dem Schrank und legte ihn in den Koffer.
»Doch! Ich will es wissen!« Entsetzt merkte sie, dass sie den Tränen nahe war. Er
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