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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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blau.
    »Die Anwohner haben vor gut einer Stunde Schüsse gehört. Ein Augenzeuge bestätigt, dass aus einem fahrenden Auto auf das Taxi geschossen wurde, aus einem schwarzen BMW neuen Baujahrs. Ausländisches Kennzeichen. Gelb. Wahrscheinlich britisch, französisch oder holländisch.«
    Alexander zuckte unter dem Schmerz zusammen, als ich ihm meine Fingernägel in den Oberarm rammte.
    »Und die Person in dem Taxi?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Rechte. »Der hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Aus dem Staub gemacht?«, quäkte ich. »Was soll das heißen? Auf ihn wurde geschossen! Der ganze Fahrersitz ist voller Blut!«
    »Das sehen wir auch«, murrte der Nasshaarige. »Er muss in den Hinterhof gelaufen sein, denn dort haben wir noch ein paar Blutspuren gefunden. Danach will ihn keiner mehr gesehen haben.«
    Alexander schlang seinen Arm um meinen Brustkorb und richtete mich wie eine Bauchrednerpuppe wieder auf. Mein Hemd war bereits durchgeweicht, feuchte und dicke Strähnen pappten an meinen Schläfen.
    Er flüsterte in mein Ohr: »Ich gehe jede Wette ein, dass die Kugel, die auf deinen Freund abgefeuert wurde, aus der gleichen Waffe stammt, die auch dein Bein erwischt hat.«
    Ich schwieg und Alexander verstärkte den Druck, sodass ich Mühe hatte, mich aus seinem Griff zu winden. Es war kein angenehmes Gefühl.
    Metin sah zu mir auf. »Hier schwirren mir zu viele Grüne rum.« Dabei gab er einen despektierlichen Blick auf Alexander ab. »Ich verpiss mich lieber.«
    Plötzlich stapfte Edgar Ansmann aus dem Hauseingang neben der Kneipe. Ansmann war der Kriminalhauptkommissar bei der Inspektion 1 in Bochum. Verletzungs-, Gefährdungs-, Tötungsdelikte. Alexander nannte ihn Eddie. Wir hatten schon einmal das Vergnügen gehabt, miteinander streiten zu dürfen und die Sympathien füreinander hielten sich extrem in Grenzen. Ansmann war in einen rindslederbraunen Trenchcoat mit riesigen Knöpfen gewickelt, daraus ragte ein schwarzes Hemd, dessen Kragen er aufgestellt und hinter seine Ohrläppchen geklemmt hatte. Seine rechte Hand war in die Tasche gestopft, in der anderen hielt er einen schwarzen Taschenschirm, doch die Schultern waren trotzdem dunkel geregnet. Als er mich erblickte, verkantete sich sein Kinn. »Klar, dass Sie hier auftauchen müssen!«
    Alexander löste abrupt seine Umarmung und ich drückte meine Ellenbogen in die Krücken. Mit Schwung hangelte ich auf ihn zu.
    »Was ist das?« Abschätzig musterte er mein Bein.
    »Ein Sportunfall«, sagte ich und war überrascht, dass ihm noch nichts Gegenteiliges zu Ohren gekommen war.
    »Sie können sich gleich da vorn in den Streifenwagen setzen. Wir sprechen uns auf der Wache.« Übergangslos zeigte er mit ausgestrecktem Arm auf Metin, der sich gerade verdünnisieren wollte. »Das gilt auch für dich, Metin!«
    Meine Lauscher stellten sich auf und ich sah hinter mich, doch Metin gab sich unbeeindruckt und zeigte uns seinen fleischigen Rücken.
    »Metin!«, brüllte Ansmann weiter. »Das gibt ein saftiges Ordnungsgeld!«
    Ich dachte, ich hörte nicht richtig. Aber als ich annahm, es könnte nicht persönlicher werden, zeigte Metin ihm, immer noch gehend, seinen Mittelfinger. Mir fiel die Kinnlade runter und ich bekam rote Wangen in der Erwartung, dass gleich etwas Unverhältnismäßiges passieren würde. Doch Ansmann, der schon längst wie Erdbeermarmelade kochte, unternahm nichts, um den Türken aufzuhalten. Stattdessen knöpfte er sich jetzt mich vor. »Was ist hier los?«, fragte er und kam im Stechschritt die Steintreppe hinunter. Der Stoff seines Trenchcoats knallte im Wind. »Wer war das?« Er zeigte auf das Taxi.
    Ich sagte nichts. Nicht, weil ich es nicht wollte. Doch ich hatte Angst, ich könnte ihn zu sehr davon ablenken, dass Gregor nach wie vor verschwunden war. Mein Schweigen machte ihn nur noch wütender. Er drückte seinen nassen Zeigefinger auf mein Brustbein. »Ich schwöre Ihnen, wenn ich herausfinde, dass Sie da mit drinhängen, stecken Sie bis zum Hals in der Scheiße! Das war ein Anschlag. Am helllichten Tag! Und wenn Pankowiak tot ist, gibt es niemanden mehr, der Ihnen Rückendeckung gibt.«
    Dann sah er Alexander an. Zwischen ihren Blicken schien es zu knistern. Noch etwas mehr Spannung und es würden kleine blaue Blitze aus ihren Haarspitzen funken.
    »Und du?«, fragte Ansmann. »Weiß deine Frau, dass du hier bist?«
    Ich wurde stocksteif. Seine Frau?
    »Ich bin dienstlich hier«, erwiderte Alexander, ohne das Rätsel um seine Frau

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