Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
Vom Netzwerk:
ziemlich anstrengender Tag.«
    »Freu dich, ohne Moos nichts los!«
strahlte er sie an. »Da hast du auch wieder Recht! Aber jetzt freue
ich mich auf den Abend und vergesse das Geschäft.«
    »Bist du schon lange
hier?«
    »Nee, gerade gekommen.« Sie wollte
ihm nicht das Gefühl geben, sich verspätet zu haben, auch wenn die
Uhr bereits Viertel vor acht zeigte. »Hast du schon was
bestellt?«
    »Nein, ich wollte auf dich
warten.«
    »Lieb von dir, dann lass uns mal
gucken, was es so gibt«, sagte er und reichte ihr die Karte. Er
selbst nahm sich die vom Nachbartisch.
    Beide wählten eine Pizza, sie eine
Quatro Stagioni, er eine Funghi und dazu jeder ein Alt. Sie ließen
die vergangene Woche Revue passieren und erzählten sich, was sich
so beruflich ereignet hatte. Sie vermieden, über ihre Gefühle zu
sprechen, trotz der Sehnsucht, die beide die ganze Woche über
beherrscht hatte. Natürlich redeten sie auch über den letzten Mord,
der die Schlagzeilen der Medien beherrschte. Aber sie kamen schnell
wieder davon ab. Als die Teller abgeräumt waren, nahm er ihre Hände
und streichelte mit seinen Daumen - scheinbar unbewusst - ihre
Fingerrücken. Er hielt den Zeitpunkt für gekommen, ihr zu sagen,
wie sehr er sich auf diesen Abend gefreut hatte und wie traurig er
gestern Abend gewesen war, weil sie sich nicht sehen konnten. Jetzt
aber sei die Welt wieder in Ordnung.
    »Um sich zu unterhalten, ist es hier
ein bisschen laut. Was meinst du?« Er wollte ihr die Wahl lassen,
wie der Abend weiter verlaufen sollte, auch wenn er ihr am liebsten
vorgeschlagen hätte, zu ihr nach Hause zu fahren. »Wenn du dich
nicht überrumpelt fühlst, würde ich mir gerne noch mal den Film vom
letzten Samstag anschauen«
    »Wie? Das verstehe ich jetzt nicht…
Wie meinst du das?«
    »Gut, dass du nicht immer so langsam
schaltest.« Niko errötete leicht, als er kapierte, was Sandra
meinte. »Ja, natürlich würde ich … » stammelte er, »natürlich
möchte ich … also, ich meine, dann zahl ich mal eben«, sagte er,
errötete noch ein wenig mehr und stand auf, um an der Theke die
Rechnung zu begleichen. Es wurde wieder ein wundervoller Abend. Sie
hatten alle Zeit der Welt und nahmen sie sich auch. Sie hörten sich
die CD ›Darum leben wir‹ von Cassandra Steen an, die Niko bei
Saturn erstanden hatte, ließen sich treiben und von ihren Gefühlen
gefangen nehmen. In der Nacht fanden sie nur wenig Schlaf. Immer
wieder suchten sich ihre Körper und verschlangen sich begierig
ineinander. Spät am Morgen erwachten sie, noch müde, aber schon
wieder voll Verlangen nach dem Anderen. Und wieder stillten sie
ihren Hunger nach Zärtlichkeit.

 
    35
    Anwaltskanzlei Dr. Janhssen,
Düsseldorf, Montag, 25. Mai, 11.15 Uhr
    Es sah denkbar schlecht aus für
seinen Mandanten. Am Vormittag setzte sich Dr. Janhssen mit Lagiers
Sekretärin telefonisch in Verbindung und informierte sie zunächst
über den Verlauf der Vernehmung in Wuppertal. Details ließ er weg.
Für ihn und den möglichen Erfolg entscheidend war die Antwort auf
die Frage, ob sein Mandant sich zum fraglichen Zeitpunkt im April
2006 überhaupt in Deutschland aufgehalten hatte. Denn als Leiter
eines Reisebüros war er relativ häufig in der Weltgeschichte
unterwegs, um neue Ferienziele ausfindig zu machen. »Am 8. April
2006, sagten Sie«, wiederholte Frau Felgenhauer das genannte Datum.
»Ja, 8. April!«
    »Da war er wieder hier. Er ist am 6.
aus Dubai zurückgekommen, wo er diverse Hotels in den Emiraten
aufgesucht hat.«
    »Irrtum ausgeschlossen?«
    »Ja, absolut. Gleich am Montagmorgen
haben hier im Büro zwei Besprechungen stattgefunden, bei denen es
um den Abschluss neuer Verträge mit zwei Reiseveranstaltern ging.«
    »Schade, dann müssen wir weiter
suchen! Auf jeden Fall vielen Dank für Ihre Mühe.«
    »Schon okay. Tut mir Leid, dass ich
Ihnen nicht helfen konnte. Aber eins weiß ich ganz sicher. Mein
Chef ist das auf keinen Fall gewesen. Die müssen sich irren!«
meinte sie und beendete das Telefonat. »Auf
Wiedersehen!«

 
    36
    Polizeipräsidium Wuppertal,
Dienstag, 26. Mai, 9.15 Uhr
    Bei der ›SoKo Gabriel‹ herrschte
ausgesprochen gute Stimmung, als sie sich am Dienstag-Vormittag zur
Routine-Besprechung trafen. Alle waren froh, dass Lagier so schnell
festgenommen werden konnte und ein Haftbefehl erlassen worden
war.
    »Wieso wohnt er eigentlich in
Wuppertal?« fragte Phillip. »Er hat früher hier ein Büro gehabt«,
antwortete Fassbinder, »bevor er - offensichtlich wegen

Weitere Kostenlose Bücher