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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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unheimlichen Anstrich.
    Aber Juliette fand keine Zeit, darüber nachzudenken. Wenn sie keine Luft bekam, würde sie sterben. Ihr Körper schmerzte qualvoll. Ringsum verblasste die Welt. Obwohl sie den Atem anhielt, sickerte die tückische Macht des Chloroforms in ihre Adern. Erfolglos kämpfte sie gegen den Griff des Mannes an, der ihr ins Ohr flüsterte: »Entspannen Sie sich, Schätzchen, gleich ist es vorbei.«
    Dann duckte er sich hinter ihr. Fluchend ließ er ihr Gesicht los, da der Hartschalenkoffer sich vom Boden erhoben hatte und auf seinen Kopf zuflog.
    Sobald Juliettes Mund von dem vergifteten Lappen befreit war, rang sie nach Luft und wehrte sich entschlossen gegen die schwächende Wirkung der geringen Chloroformmenge, die sie eingeatmet hatte. Mit ihrer ganzen restlichen Kraft rammte sie dem Mann ihren Ellbogen in den Magen und versuchte seinen Arm abzuschütteln.
    Grunzend rang er mit ihr, da prallte die schwingende Schranktür gegen seinen Schädel. Ungläubig und mit einem leichten Schwindelgefühl, das nicht allein von dem Betäubungsmittel herrührte, sah Juliette sich um. Was geschah in diesem Raum? War hier ein Poltergeist am Werk?
    Ihr Gegner ließ den Lappen fallen. Aber er umschlang sie erneut und zerrte sie in den Schatten des Schranks, als plötzlich krachend die Zimmertür aufflog.
     
    Ein schriller, abgehackter Schrei übertönte die leisen Stimmen der Frauen, die vor der Toilette warteten. Gabriel erstarrte auf dem Treppenabsatz, dann stürmte er den Flur entlang. Seine Nackenhaare sträubten sich. Sechs Zimmer. Und er hatte vergessen, Will zu fragen, in welchem der Sternenengel wohnte.
    Aber die Kampfgeräusche hinter der Tür mit der Nummer drei markierten sein Ziel. Er drehte am Knauf. Verschlossen. Gabriel trat zurück und hob den Fuß, trat gegen das Holz, und die Tür gab splitternd nach. Der Raum war dunkel und plötzlich viel zu still.
    Vor den Fenstern donnerte es. Ein Blitz erhellte das Zimmer. Gabriels Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Rippen. Das hatte es noch nie getan. Und er verspürte Angst, als er den Raum betrat.
    Ein halb erstickter Laut grüßte seine Ohren. Irgendwo zu seiner Linken. Suchend spähte er in den Schatten des Schranks.
    Da!
    Und dann erhob sich die Nachttischlampe und sauste quer durch das Zimmer. Im Licht eines weiteren Blitzes sah er sie und wich ihr gerade noch rechtzeitig aus, bevor sie gegen die Wand neben dem Schrank schlug. Klirrend zerbrach das alte Glas und entlockte dem Schemen eines Mannes mehrere Flüche.
    Sobald der nächste Blitz den Fremden beleuchtete, sprang Gabriel vor und packte ihn am Hals. Der Schurke umschlang den Sternenengel und verströmte die typische beißende adarianische Aura, vermischt mit dem Gestank von Chloroform.
    Nun wusste Gabe, was hier geschah. Irgendwie war es dem Adarianer misslungen, den Sternenengel zu betäuben, was er zweifellos geplant hatte. Und jetzt war es zu spät, denn Gabe würgte den Bastard, und der ließ Juliette los. Unsanft landete sie auf dem Boden, und er hörte, wie die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde. Mühsam kam sie wieder auf die Beine.
    »Lauf weg!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wehrte sich gegen die Gefühle, die der Feind in ihm weckte. Wenn man einen Adarianer attackierte, musste man statische Elektrizität überwinden. Die Kräfte, die Erzengel ebenso wie Adarianer durchströmten, agierten wie negative und positive Ionen, prallten knirschend aufeinander und erweckten den Eindruck, man würde den Gegner wie durch eine Schicht Sandpapier bekämpfen.
    Animalisch und wild entschlossen knurrte der Adarianer in den Tiefen seiner Kehle, und Gabriel stöhnte, als eine harte Faust seine Nierengegend traf. Doch davon erholte er sich rasch und kämpfte weiter, während er aus den Augenwinkeln sah, wie sein Sternenengel aus dem Zimmer floh.
     
    Wie von Furien gehetzt, stürmte Juliette in den Flur hinaus. Was hier geschah, verstand sie nicht. Sie registrierte kaum, wo sie sich befand, und noch weniger die Tatsache, dass sie innerhalb erstaunlich kurzer Zeit betörend geküsst, überfallen worden und geflohen war. Nur eins wusste sie: So schnell wie möglich musste sie aus dem Hotel laufen und die Polizei informieren.
    Seltsamerweise war der Korridor menschenleer. Von den Wänden hallte Donnergrollen wider und erschütterte die Grundmauern des Hauses. Juliette spähte zur Treppe, die zum Pub hinabführte. Aus irgendeinem Grund rannte sie in die entgegengesetzte

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