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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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und er hatte ihre Verwirrung auf üble Weise ausgenutzt.
    »Lassen Sie mich los«, befahl sie in entschiedenem Ton. »Und treten Sie zurück.«
    Sein schurkisches Lächeln nahm ihr den Atem. O Gott, wie attraktiv er ist … Noch ein Blitz erhellte das Dunkel vor den Fenstern des Pubs, ein Donnerschlag ließ die Lampen flackern.
    »Aye, Babe, und wenn ich’s nicht tue?«
    Dann sterbe ich …
    »Bitte«, sagte sie, etwas zu zögerlich für ihren eigenen Geschmack. Auf die harte Tour hatte sie’s erfolglos versucht. Vielleicht war ein höflicher Appell hilfreicher.
    Doch sie hatte kein Glück. Reglos blieb er stehen, und das Silber in seinen Augen verdunkelte sich, als müsste es Stürme verbergen. »Willst du das wirklich, Liebes?«, fragte er leise und umfasste ihre Taille noch fester. Dann glitt sein Daumen unter ihre Bluse und liebkoste ihre nackte Haut.
    Juliette zitterte. Zuerst spürte sie es in ihren Beinen. Ihre Knie wurden weich. Lächerlich, dachte sie, das darf er mir nicht antun. »Lassen Sie mich los, habe ich gesagt!« So kraftvoll wie möglich ballte sie eine Hand zur Faust. Wenn der Stoß vorhin nicht genügt hatte – vielleicht würde ein Kinnhaken den gewünschten Zweck erfüllen.
    In diesem Moment blitzte es wieder, die Lampen im Pub flackerten und erloschen. Der Kopf des Mannes zuckte zurück, sein Griff um Juliettes Taille lockerte sich.
    Noch ein Stoß gegen seine Marmorbrust verschaffte ihr etwas mehr Bewegungsfreiheit. Sie schob sich an ihm vorbei und rannte zur Treppe. In der Finsternis sah sie nur die Umrisse der Stufen.
    Okay, das ist gerade noch mal gut gegangen. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal. Als sie den ersten Stock erreichte, war ein Notgenerator eingeschaltet worden, das Licht ging an, und sie stürmte den Korridor entlang. Erst vor ihrer Tür blieb sie stehen und tastete nach dem Schlüssel in ihrer Jeanstasche. Noch nie hatte sie sich so viel Angst einjagen lassen wie gerade eben.
    »Jesus Christus, Jules«, murmelte sie. Ihre Stimme zitterte so heftig wie ihre Hand, in der sie einen brennenden Schmerz spürte. Hatte sie sich bei dem Kinnhaken einen Knöchel gebrochen? Verzweifelt versuchte sie den Schlüssel ins Schloss zu stecken, ohne den Anstrich daneben wegzuschaben. »Großartig hast du das gemacht.«
    In den alten Wänden knisterten die elektrischen Leitungen, dann wurde es wieder stockdunkel, als Juliette endlich die Tür aufsperrte und über die Schwelle stolperte.

7
    Mit wachsendem Zorn und zusammengekniffenen Augen hatte Daniel die Begegnung zwischen dem Erzengel und dem Sternenengel beobachtet. Also deshalb hatte er sich den ganzen Nachmittag so nervös, so unbehaglich gefühlt. Insgeheim musste er geahnt haben, was geschehen würde.
    Er hätte sich keine Zeit für den erholsamen Schlaf nehmen dürfen. Aber selbst wenn er darauf verzichtet hätte, hätte es nichts genützt, weil er dann die bewusstlose Juliette Anderson nicht unbemerkt aus dem Hotel hätte schaffen können.
    Nun war er machtlos. Alles hatte sich gegen ihn verschworen. Niemals hätte er erwartet, bei seiner Ankunft im Pub den Sternenengel zwischen der Wand und dem Erzengel eingeklemmt zu sehen. Das plötzliche Gewitter, von Juliette unwissentlich entfesselt, passte zu Daniels Stimmung. Perfekte Dramatik. Grauenhaft.
    Gabriel hatte sie geküsst, kaum mit ihr gesprochen, und er war einfach über sie hergefallen.
    Noch jetzt sah Daniel vor Wut rot. Was für ein beschissenes Pech! Wie Lava strömte der Zorn durch seine Adern und unterzog ihn einer harten Prüfung. Dadurch fiel es ihm umso schwerer, unsichtbar zu bleiben. Gewiss, er hatte sich ausgeruht, aber nichts gegessen. Und obwohl er neue Kräfte gesammelt hatte, wusste er nicht, wie lange sein Körper ohne Stärkung durchhalten würde.
    Mit knirschenden Zähnen und wilder Mordlust im Herzen sah er Juliette nun die dunkle Treppe hinauflaufen, während Gabriel Black sich verwirrt das Kinn rieb und ihr nachstarrte.
    Daniel stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte, und schlüpfte laudos zwischen einigen Zechern hindurch, um dem Sternenengel zu folgen.
    Als er an Black vorbeikam, spürte er eigenartige Vibrationen auf seiner Haut. Schiere Kraft, soeben erwacht. Und Daniels sechster Sinn verriet ihm, was das bedeutete. Black hatte seinen Sternenengel erkannt.
    Jetzt blieb ihm selbst kaum noch Zeit.
     
    Was Gabriel empfand, konnte er nicht glauben. Was er gesehen, was er soeben getan hatte … Er fühlte sich so seltsam, als wäre er in

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