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Gaelen Foley - Amantea - 03

Gaelen Foley - Amantea - 03

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Lady mit der Maske
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Bitte, Gianni, gib Acht!“
    Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Warum behan- delt ihr mich alle wie ein Kleinkind?“
    Sie achtete nicht auf seine Beschwerde. „Klammere dich mit den Füßen an die Knoten. Unten auf dem Boden rennst du dann zu den Hecken und biegst dort nach rechts. Welches ist deine rechte Hand?“
    Er hob sie.
    „Gut. Folge der Hecke, bis du zu einer hölzernen Gar-

tenpforte gelangst. Deine Mutter wartet auf der anderen Seite auf dich. Sie hat den Wagen dabei, mit dem ihr dann weiterfahrt. Hast du alles verstanden?“
    Er nickte.
    Sie sah ihn besorgt an und drückte ihn dann an sich. „Bitte pass auf, Gianni.“
    Er grinste. „Ich habe keine Angst.“ So flink wie ein kleiner Affe kletterte er auf den Fenstersims und nahm den Strick fest in beide Hände. „Wissen Sie, Signorina Daniela, er ist gar nicht so schlimm.“
    „Wer?“
    „Rafael.“
    „Rafael?“ fragte sie ungläubig. „Du sprichst vom Kron- prinzen. Rafael?“
    „Er hat mir erlaubt, ihn so zu nennen.“
    „Wirklich?“ meinte sie misstrauisch. „Du hast mit ihm gesprochen?“
    „Natürlich. Er kam nach dem Mittagessen und brachte mir Süßigkeiten. Außerdem hat er mir einen guten Kartentrick gezeigt. Er hat mir alle möglichen Fragen gestellt.“
    „Über den maskierten Reiter?“ erkundigte sich Daniela besorgt.
    „Einige“, erwiderte Gianni. „Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht wüsste, wer der maskierte Reiter ist. Und dann hat er mich noch über Mateo und Sie ausgefragt.“ Der Junge lachte. „Er glaubt, dass Mateo in Sie verliebt ist. Er wollte alles über Sie wissen, Signorina.“
    Sie runzelte die Stirn. „Nun mach schon. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit, und deine Mutter wird voller Sorgen auf dich warten. Um Mitternacht brechen deine Brüder aus dem Gefängnis aus, und dann müsst ihr alle fliehen.“
    Gianni umfasste den ersten Knoten. „Und was werden Sie tun?“
    Nachdenklich schaute sie ihn an. Eigentlich wollte sie auf den Ball zurückkehren und ein für alle Mal ihre Steuerpro- bleme lösen. Ein Vermögen an Juwelen hing an den Arm- gelenken und um die Hälse der anwesenden Damen. Da die Soldaten das Gold, das sie von Prinz Rafael gestohlen hatten, ihnen wieder abgenommen hatten, gab es noch immer keine Möglichkeit, ihre Steuerschulden zu bezahlen. Hier war die beste Gelegenheit, die sich ihr bot.
    Zwar war sie keine Taschendiebin, sondern eher auf Stra- ßenraub spezialisiert, aber schon bald würden die meisten

Gäste zu betrunken sein, um noch etwas zu bemerken. Wenn die Gabbianos heute Nacht nach Neapel fliehen würden, gab es sowieso keine weiteren Überfälle mehr; denn allein konnte Daniela keine Kutschen plündern.
    „Ich wollte mich nur noch erkundigen, wohin der König gereist ist“, log sie, da sie dem Jungen nicht offenbaren wollte, dass sie schon wieder zu stehlen beabsichtigte. „Es wird nicht lange dauern.“
    Gianni nickte.
    „Nun geh schon. Ich werde so lange hier bleiben, bis du außer Sicht bist.“ Daniela hielt sich klopfenden Herzens am Fenstersims fest, während sie dem Jungen nachsah, wie er am Strick hinunterrutschte. Als er etwa die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, hielt er plötzlich inne. Sie sah, dass er auf den Rasen hinabsah und dann zu ihr hochschaute.
    „Was ist los?“
    „Ist das ein Pfau da unten?“ rief er in einem lauten Flüsterton.
    „Ja.“
    „Picken Pfauen wirklich in die Füße, wenn man keine Schuhe trägt?“
    „Nein, Gianni. Wer hat denn so etwas behauptet?“
    „Rafael!“
    „Er hat gelogen. Nun mach schon. Du bist fast unten.“
    Einige Augenblicke später war der Junge auf dem Balkon angelangt, von wo aus er das Rosengitter hinab auf den Rasen kletterte. Daniela warf ihm seine neuen Schuhe hinunter, die er rasch aufhob. Daraufhin rannte er auf die Hecke zu, wie sie es ihm befohlen hatte. Beunruhigt beobachtete sie ihn.
    Endlich entdeckte er eine Lücke in der Hecke, durch die er verschwand. Sie wartete noch eine Weile, um sicherzugehen, dass er nicht ertappt worden war, und zog dann den Strick ins Zimmer zurück.
    Schließlich holte sie tief Atem, strich ihr Haar zurecht, setzte die Halbmaske wieder auf und faltete dann beschei- den die Hände vor der Taille. Nun kehrte sie in den Ballsaal zurück.
    Rafael befand sich inzwischen wieder auf dem Rundgang unter der Bronzekuppel, wo er sich wie zuvor im Schatten verbarg. Er beobachtete die Gäste und fragte sich, warum die Anwesenheit von tausend Menschen nicht

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