Gaelen Foley - Amantea - 03
Familie braucht dich. Bitte, verschwinde. Sie kommen ...“
Plötzlich blieb keine Zeit mehr, denn die königlichen Soldaten hatten sie eingeholt.
Daniela zog mit einem lauten Ruf ihren Degen und stellte sich vor Mateo. „Lasst ihn ziehen! Ihr wollt mich, nicht ihn!“
Doch die Soldaten achteten nicht auf sie, und auch Mateo schnaubte empört über ihren Versuch, ihn zu retten. In dem Augenblick, in dem Danielas tollkühner Freund zum ers- ten Schlag ausholte, brach die Hölle los. Die gewaltbereiten Amanteaner begannen sich mit den Wachen zu prügeln.
Mateo hielt sich gut, als der große Rocco herbeistürzte, um ihm den Rücken freizuhalten. Daniela fand sich auf ein- mal inmitten der Menge wieder und wurde wie ein Spiel- ball nach vorn und nach hinten gestoßen. Ihr Degen war für einen Nahkampf nicht geeignet, weshalb sie ihn wegwarf und ebenfalls begann, mit Fäusten und Ellbogen um sich zu schlagen.
Auf einmal bekam sie einen Schlag ins Gesicht, so dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie fiel nach hinten und landete auf dem Kopfsteinpflaster.
Einen Moment blieb sie dort benommen liegen. Doch gleich
darauf stürzten Soldaten auf sie zu, zerrten sie hoch und fesselten ihr die Hände.
Innerhalb einer Viertelstunde befanden sich Mateo, Rocco und Alvi Gabbiano wieder im Gefängnis.
Diesmal war Daniela bei ihnen.
Der Ball ging weiter, ohne dass die Gäste etwas von dem Aufruhr auf dem Hauptplatz der Stadt, der nicht einmal eine Meile von Rafaels Palast entfernt war, bemerkt hatten.
Rafael jedoch war von der Situation unterrichtet wor- den und wartete nun ungeduldig auf Neuigkeiten. Er war zornig und angespannt, und eine ganze Reihe von Fragen beschäftigte ihn.
Wer war sie, und wie, zum Teufel, hatte sie es angestellt, in das Lustschlösschen einzudringen? Wie war es ihr ge- lungen, an den Wachen vorbeizugelangen? Der Bauernjunge Gianni war natürlich verschwunden. Weshalb war sie hier- her gekommen und hatte Kopf und Kragen riskiert, um ihn zu befreien? Was hatte sie vor? War sie für den Aufstand verantwortlich?
Ungeduldig und voller Wissbegier, bald mehr über sie zu erfahren, ging er von der Galerie, wo er sich inzwischen wie- der positioniert hatte, in das Zimmer zurück. Dort lechzten seine Freunde nach Danielas Blut. Die meisten waren vom maskierten Reiter ausgeraubt worden. Die Nachricht, dass es sich bei dem Gesetzesbrecher um eine junge Frau han- delte, demütigte die Männer zutiefst. Alle verlangten sie nach Rache, und bei ihren Worten gefror Rafael das Blut in den Adern.
„Ich werde dabei sein, wenn man sie hängt“, verkündete Niccolo gerade. Noch vor knapp einer Stunde hatte er ver- sucht, mit ihr zu schäkern, was ihn nun wahrscheinlich noch mehr aufbrachte.
„Ja, sie verdient den Tod durch den Strang“, meinte Adriano. „Sie ist eine Bedrohung für ganz Amantea.“
„Sie ist ein Wunder“, erwiderte Rafael mit so leiser Stim- me, dass ihn niemand hören konnte. Wie hatte er ihren un- schuldigen Kuss genossen.
Sein eigener Stolz war ebenso wie der seiner Freunde ver- letzt worden, aber Rafael wusste nicht, wie er dazu stehen sollte. Daniela Chiaramonte war ihm ein Rätsel, das er unbe- dingt lösen wollte. Sie machte ihn wütend und verwirrte ihn – und er musste ihr doch seine Anerkennung zollen, denn sie
besaß so viel Mut, wie er das selten erlebt hatte. Und wenn er nur daran dachte, dass sie zuvor noch niemals geküsst worden war ...
Gewiss hält sie mich für einen Toren, der sich nach ihr verzehrt hat, überlegte er finster. Er kam ihr wahrscheinlich lächerlich vor, und das konnte er sich nicht bieten lassen. Nun, er würde ihr schon seine Macht demonstrieren!
„Wer ist sie?“ fragte der kluge Vicomte Elan Berelli, der sein vernünftigster Freund war.
Meine Nemesis, dachte Rafael. „Eine Chiaramonte. Sie heißt Daniela.“
Elan runzelte die Stirn und schob sich die Augengläser hoch. „Chiaramonte? Gab es da nicht einmal einen Marquese Chiaramonte, der sich mit Trinken und Spielen ruiniert hat, als wir noch Jungen waren?“
„Vielleicht war das ihr Vater“, erwiderte Rafael nachdenk- lich.
In diesem Moment wurde an die Tür geklopft.
Tomas öffnete.
Ein Leutnant der königlichen Leibwache salutierte. „Ho- heit, die Feuer sind gelöscht, und der Aufstand ist unter- drückt worden. Man hat sie ins Gefängnis geworfen.“
Rafael trat einen Schritt auf ihn zu. „Alle?“
„Das Kind ist uns entkommen.“
„Und der maskierte Reiter?“
„Befindet sich
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