Gaelen Foley - Knight 01
Abend des Kurtisanenballs in den Argyll Rooms zu spielen begann, dachte er voll Stolz, dass seine Ge- liebte die Schönste von allen war. Ihre schlanke, wohl geform- te Gestalt steckte in einem schimmernden eisblauen Gewand, das so viel Dekollete enthüllte, dass ihm das Wasser förmlich im Mund zusammenlief. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sie nur das mit Diamanten und Lapislazuli besetzte Halsband getragen hätte, das an ihrem cremeweißen Hals blitzte.
Er hatte sich erneut in Unkosten gestürzt und sie kurz vor dem Ball mit diesem Geschenk überrascht. Mit einem reuigen Seufzen gestand er sich ein, dass er seinem Wahn rasch verfiel und sich nicht einmal daran störte. Es tat ihm schon gut, sie nur anzusehen.
Sie plauderte gerade mit ein paar Herren, nachdem sie auf der Gesellschaft die Runde gemacht und alle mit ihrem Charme bezaubert hatte. Ein goldenes Strahlen schien sie zu umgeben, das jeden anzog und zum Lächeln brachte – vor al- lem die Männer, dachte Hawk, dem ihr geselliges Benehmen allmählich auf die Nerven ging. Er wollte sie wieder neben sich haben, wo sie auch hingehörte. Mein Gott, er war völlig ver- narrt in sie.
Mit finsterer Miene stürzte er den Sherry hinunter und stell- te das Glas ab. Er fragte sich, ob er schon so besessen wie
Dolph von dieser Frau war. Den Blick fest auf sie gerichtet, schritt er durch die Menge, wobei er die Bekannten, die ihn grüßten, recht kurz abfertigte. Das rauschende Fest, das rings- um in Gang war, ignorierte er, er konzentrierte sich ganz auf sie. Um ihn herum wurden zweideutige Geschichten und heiße Liebkosungen ausgetauscht, es wurde gelacht, geküsst und ge- kost. Die Kurtisanen boten den Männern wirklich jede Gele- genheit, sich danebenzubenehmen.
Belinda sah ihn kommen, und ihre Augen leuchteten auf und überstrahlten sogar die Juwelen. Um ihre Lippen spielte ein betörendes Lächeln.
Sie schaute ihm in die Augen, während er in den Kreis der Männer trat, die sie umgaben. Sobald er sie berührte, stand er in Flammen. Völlig bezaubert, nahm er sie bei der Hand und führte sie auf die Tanzfläche, ohne auf den Protest der jungen Männer zu achten, mit denen sie gesprochen hatte. Mit einem leichten, vertraulichen Lächeln führte er sie zum Menuett. Während sie tanzten, löste keiner den Blick vom anderen. Hawk weidete sich an ihren anmutigen Bewegungen, sog den Duft ihres Parfüms ein, wenn sie eine Tanzfigur an ihm vorbei- führte. Im Vorübertanzen senkte sie das Kinn und warf ihm über die Schulter einen verführerischen Blick zu, worauf er ihr die Hand auf die Taille legte und sie aufhielt. Fragend blickte sie ihn an.
Sie hörten zu tanzen auf, obwohl um sie herum das Menuett weiterwogte. Sie standen dicht voreinander und starrten ei- nander an, ohne sich zu bewegen, ohne sich zu küssen, wie zwei Liebende aus Porzellan. Ihm rauschte das Blut in den Ohren. Und dann, neben dem fröhlichen Spiel des Orchesters, hörte er in seinem Herzen eine andere Melodie, frei und wild und süß wie der Gesang einer einsamen Nachtigall.
Belinda betrachtete ihn, die Lippen leicht geöffnet, und ihre Augen strahlten, als könnte auch sie es hören.
Da wusste er es. Er hielt ihre Hand, bewegt bis ins Innerste. Es hatte keinen Sinn. Das Unmögliche war geschehen. Er hat- te sich in sie verhebt.
Bel war nicht ganz sicher, was los war. Ihr Gönner stand da und starrte sie an, als hätte ihn soeben ein feuriger Himmelskörper gerammt. Sie wollte ihn schon fragen, ob ihm wirklich ganz wohl war, als Harriette herangerauscht kam und sich munter
bei Bel unterhakte.
„Euer Gnaden, tut mir Leid, aber ich muss sie Ihnen kurz entführen. Ich bringe sie gleich wieder zurück. Bel, wenn du bitte mitkommen würdest. Da ist jemand, der dich gerne ken- nen lernen ...“
„Nein“, sagte Robert barsch und packte Bels Handgelenk fester.
Harriette und Bel sahen ihn beide überrascht an. Er schien zu merken, dass er soeben höchst unhöflich gewesen war. Da lachte Harriette und schlug ihm spielerisch mit dem Fä- cher auf den Arm. „Ach, nun seien Sie kein Spielverderber, Hawkscliffe. Sie ist hier, um die Gäste zu unterhalten.“
Robert ließ sie los und blickte sie flehend an. „Sicher wird sie tun, was sie für richtig hält.“
Bel runzelte die Stirn. „Geht es dir auch wirklich gut?“
„Natürlich“, flüsterte er.
„Nun komm schon, mein Kind. Es ist dringend.“ Harriette zog sie davon.
Bel trippelte hinter ihr her, sah sich jedoch nach Robert
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