Gaelen Foley - Knight 04
weile mich.“
„Wohin möchten Sie denn gehen?“
„Das ist mir egal! Der Tag heute ist furchtbar öde.“
Die Herren waren einverstanden, zögerten aber noch, und Blade strebte weiterhin auf sie zu, als fühlte er sich all den aristokratischen Männern ebenbürtig. Er war jetzt fast bei ihnen und ließ Jacinda keine Sekunde aus den Augen. Gleich würde er ihren Namen rufen, und dann wären sie beide ruiniert.
Was dachte sich dieser Schuft bloß? War er verrückt ge- worden? Wenn er hier mit ihr sprechen wollte, war er ein Narr! Doch dann entdeckte Jacinda, dass er etwas Blitzen- des in der Hand hielt – ihre Diamantkette. Dann hatte er ihr Geschenk also gefunden, und Jacinda wurde klar, dass Bla- de sich nicht aufhalten lassen würde. Willenlos schaute sie ihn an, er ließ ihr keine Wahl. Und sie sah so kühl durch ihn hindurch, als wäre er ein Fremder – ja, als wenn er gar nicht existierte –, dann wandte sie den Blick ab, um ihn bewusst zu schneiden.
Blade blieb stehen.
Als Jacinda die verletzte Überraschung in seinen Augen bemerkte, versetzte es ihr einen Stich, aber sie verdrängte das Schuldgefühl. Er hatte gar nichts anderes verdient.
Schließlich hatte er sich letzte Nacht über ihren Willen hin- weggesetzt, aber dennoch entging ihr nicht, wie der kurze Schmerz in seinem Gesicht sich auf einmal zu kalter Ver- achtung wandelte.
In dem Moment hatte sie das Gefühl, als wenn ein kleines Stück von ihr stürbe. Sie schaffte es nicht, Blade anzusehen. Obwohl er nicht näher kam, wusste sie, dass es zu spät war. Acer starrte ihn aus schmalen Augen an, als wäre Blade der erste Fuchs der Jagdsaison.
„Der Kerl ist bewaffnet“, sagte er leise. „Und die Art, wie er Sie anschaut, gefällt mir ganz und gar nicht.“
„Kommen Sie, Acer, ich langweile mich“, drängte Jacin- da, aber Acer ließ sich nicht ablenken.
Ohne Vorwarnung gab er seinem Pferd die Sporen und ritt auf Blade zu.
„Acer!“ rief Jacinda wütend.
„Was ist?“ Er drehte sich zu ihr um.
„Sie sollten eigentlich mir Ihre Aufmerksamkeit schen- ken! Bin ich nicht am besten dazu geeignet, Daphne eifer- süchtig zu machen?“
Acer runzelte die Stirn.
Jacinda zwang sich zu einem fröhlichen Lachen, das sogar in ihren Ohren falsch klang. „Wer zuerst am Long Water ist!“ Damit versetzte sie ihrem Pferd einen Schlag mit der Reitpeitsche und sprengte davon.
Blade blieb stehen und fühlte sich erniedrigt und wütend zugleich. Voller Ärger blickte er der schlanken Gestalt nach, die graziös auf ihrem Schimmel saß wie eine rücksichtslose Jägerin, und nur ihr rosa Schal flatterte vor dem tauben- grauen Himmel. Die aufgetakelten Dandys, mit denen sie unterwegs gewesen war, folgten ihr sofort. Bis auf einen. Sein Blick fiel auf den arroganten Mann in dem flaschen- grünen Reitrock.
Blade hätte ihn am liebsten umgebracht.
Sechzehn Stunden lang hatte er nur über das Mädchen ge- grübelt, und als er es dann in einem Haufen von Bewunde- rern wiedersah, war er verstört gewesen, doch er hatte es ge- schafft, sein Temperament im Zaum zu halten. Er hatte den warnenden Blick bemerkt, mit dem die junge Frau ihn da- von hatte abhalten wollen, sie anzusprechen, aber er war
dennoch auf sie zugegangen. Er wusste nur nicht, ob sie ihn aus Scham abhalten wollte oder aus dem Versuch heraus, ihn vor einer Tracht Prügel zu bewahren, die ihre Begleiter ihm wahrscheinlich angedroht hätten. Weil beide Erklärun- gen seinen Stolz verletzten, hatte er ihre Warnung ignoriert. Schließlich ging es um etwas, denn er wollte ihr ihre Dia- manten zurückgeben. Doch jetzt zweifelte er nicht mehr an ihren Gefühlen, das hatte sie so klargemacht, dass selbst ein Klotz wie er es verstehen musste.
O ja. Er hatte die Botschaft verstanden. Die Lady war mit ihm fertig. Dass sie ihn so eiskalt geschnitten hatte, hatte ihn mit einem Schlag wieder zur Vernunft gebracht und da- ran erinnert, dass weitere Kontakte zwischen ihnen unmög- lich waren. Himmel, was war er für ein dummer Idiot! Sie war doch nichts weiter als ein reiches Mädchen, das sich ein wenig Aufregung hatte verschaffen wollen und ihn dazu be- nutzt hatte. Und er hatte sich auch noch wie ein mondsüch- tiger Liebender zurückgehalten, als er seinen Spaß mit ihr hätte haben können – und zum Teufel mit ihren Brüdern! Vor denen hatte er keine Angst.
Blade hätte jetzt gerne sehr hart auf etwas eingeschlagen. Vielleicht ahnte der verwöhnte, herausgeputzte Dandy et- was von Blades
Weitere Kostenlose Bücher