Gaelen Foley - Knight 06
während sie sich weiter auf die Suppe konzentrierte.
„Hm?“, fragte er.
„Sie starren mich an.“
„Außer dir kenne ich keine Frau, die kochen kann“, stellte er fest, dann nahm er das Handtuch von seinen Schultern und trocknete sich damit das noch feuchte Haar.
Becky musste lächeln, als er damit fertig war. Er sah so hin- reißend jungenhaft, so wunderschön zerzaust aus.
„Soll ich den Champagner öffnen?“
„Würden Sie das tun?“, fragte sie eifrig, dann gab sie zu: „Ich habe noch nie welchen probiert.“
„Nun, dann musst du das sofort nachholen.“ Er stand auf und
griff nach der Flasche. „Wenn du vorhast, in London ein Vermö- gen als Kurtisane zu verdienen, dann wirst du dich an dieses Getränk gewöhnen müssen.“
Sie antwortete nicht, sondern ließ ihn voller Schuldbewusst- sein in seinem Irrglauben.
Sie versuchte, nicht an das zu denken, was vor ihnen lag. Auch hatte sie das Gefühl, dass Alec ihre Aufregung spürte und ent- schlossen war, sie mit seinen Scherzen und seinem Charme zu zerstreuen.
Sie vermutete, dass es wehtun würde, trotz seiner Fähigkeiten als Liebhaber.
Ihre Mutter war gestorben, als Becky vierzehn war, noch zu jung, als dass sie ihr gewisse Dinge erklärt hätte, und die über- mäßig fromme Mrs. Whithorn wusste vermutlich nicht Bescheid über die Bienen und die Blumen. Aber worüber diese Frauen nichts zu sagen vermochten, darüber hatten die Landmädchen im Dorf ihr bis ins letzte sündige Detail berichtet.
Die rothaarige Sally aus dem Gasthaus und Daisy, die Milch- magd, beide hübsche, erfahrene und couragierte Mädchen, wa- ren die örtlichen Expertinnen, was amouröse Affären betraf. Je- der Mann, mit dem die eine etwas hatte, musste auch von der anderen erkundet werden. Die beiden Mädchen waren gleich- zeitig Freundinnen und Rivalinnen, und sie saßen gern zusam- men und besprachen nach ihren Liebesabenteuern ihre jeweils gemachten Erfahrungen, sehr zum Entzücken – und mit gespiel- ter Empörung – der anderen jungen Mädchen in Buckley-on- the-Heath. Der Herr im Himmel wusste, dass es auf dem Land außer der harten Arbeit nur wenig Ablenkungen gab.
Obwohl Sally und Daisy mit beinahe jedem der örtlichen Bauernjungen ins Heu gingen, war Becky niemals auch nur in Versuchung geraten. Ihre Erfahrung beschränkte sich auf das, was sie von ihren Freundinnen niederer Herkunft gehört hatte, und eigentlich konnte sie nicht alles glauben, was dort berichtet wurde. Es gefiel ihr einfach nur, ins Gespräch miteinbezogen zu werden.
Nun, schloss sie, wenn Sally und Daisy nicht nur zur allge- meinen Unterhaltung gelogen hatten – aber auch dies wäre ver- zeihlich –, dann würde Alec ihr zweifellos zeigen, was sie zu tun hatte.
So weit vertraute sie ihm.
Er ist ein angenehmer Gesellschafter, dachte sie, während sie jede seiner Bewegungen beobachtete. Wenn die Jungen daheim in Yorkshire mit zottigen Ponys zu vergleichen waren, dann glich er einem temperamentvollen Vollbluthengst – sehr schnell, sehr schön und sehr gefährlich.
Mit beifälligem Nicken las er das Etikett der Champagnerfla- sche. Er löste den Draht und schob den Korken mit dem Dau- men ein Stück weit hoch. Dann lächelte er ihr zu. „Direkt in die Mitte des Stucks.“
„Wie bitte?“ Sie folgte seinem Blick Richtung Decke, dann begriff sie, was er vorhatte – er wollte den Korken aus der Fla- sche schießen lassen. Ihr Lachen vertrieb etwas von ihrer An- spannung. Der Mann konnte aus allem ein amüsantes Spiel ma- chen.
Sie schüttelte den Kopf und ging auf die Herausforderung ein. „Niemals.“
Er zog eine Braue hoch. „Ich verstehe. Die Dame bezweifelt meine Treffsicherheit. Wollen wir wetten?“
„Aber natürlich.“ Sie sah sich nach etwas um, für das es sich lohnte, auf dieses Spiel einzugehen. „Ich wette – eine Erdbeere, dass Sie mit dem Korken nicht die Mitte der Deckenverzierung treffen“, erklärte sie und hielt eine der Früchte mit zwei Fingern hoch.
„Ich würde lieber einen Kuss gewinnen.“
Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Eine Erdbeere oder gar nichts.“
„Du bist ein harter Verhandlungspartner“, sagte er und zielte. „Los geht’s.“
Plopp!
Der Champagnerkorken segelte durch die Luft, schlug gegen den Stuck und fiel dann zu Boden.
„Verflixt!“, sagte Becky, die die Wette verloren hatte.
„Sagtest du nicht, du bist ein Glückskind?“ Mit der schäu- menden Flasche in der Hand kehrte er an den Tisch zurück.
„Nun, ich
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