Gaelen Foley - Knight 06
habe Glück, wenn es darauf ankommt.“
„Leg den Kopf zurück und öffne deinen Mund“, sagte er. Die Aufforderung verwirrte sie. Sie versuchte, nicht auf das erregende Gefühl zu achten, das bei seinem Tonfall durch ihren Körper strömte, sondern tat, wie ihr geheißen wurde. Alec goss ein wenig von dem prickelnden Getränk in ihren Mund und bat
sie, dies zu kosten.
„Was meinst du?“
Sie probierte aufmerksam, dann rümpfte sie die Nase. „Ich mag das Perlige, aber es ist etwas sauer, oder?“
„Man nennt es ,trocken’, chérie. Koste noch einmal.“ Er schenkte zwei schlanke Champagnernöten voll. „Du wirst fest- stellen, dass du dich schnell an den Geschmack gewöhnst.“
„Wollen Sie, dass ich beschwipst werde?“
„Darauf wäre ich nie gekommen.“ Er schenkte ihr ein Lä- cheln, dann hob er sein Glas. „Einen Toast.“
Sie tat es ihm gleich und sah ihn anschließend fragend an.
„Auf die schöne und wagemutige Becky – hast du noch einen Nachnamen?“
„Ward“, platzte sie heraus, ehe sie darüber nachdenken konn- te. Verflixt. Das hatte sie ihm gar nicht sagen wollen. Je weniger er über sie wusste, desto besser.
„Auf Sie, Miss Ward. Ich prophezeie Ihnen, Sie werden die Stadt im Sturm erobern. Dafür werde ich persönlich sorgen“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Einen Moment lang sah sie ihn sehnsüchtig an. „Danke für Ihre Freundlichkeit, Alec. Ich weiß nicht, was ich heute Nacht ohne Sie getan hätte.“
Mit einem unbekümmerten Lachen wandte er sich ab und er- rötete ein wenig. „Das ist nicht von Belang. Es ist nicht schwer, freundlich zu sein zu einem schönen Mädchen.“
Himmel, hatte sie gerade dieses Erröten verursacht? Er mied ihren Blick und prüfte nach, ob sie beide noch genügend Cham- pagner in den Gläsern hatten. Doch die Spur von Rot auf seinen markanten Wangenknochen sprach Bände über den Mann hin- ter der weltmännischen Fassade.
Was immer seine Fehler sein mögen, er besitzt ein gutes Herz. Ein Grund mehr, ihm zu vertrauen. Sie sah ihn an. Aber auch ein Grund mehr, nicht das Risiko einzugehen, dass er zu Tode kommt. Sie hatte schon einmal zugesehen, wie Michail einen Mann umbrachte.
„Du sollst jetzt trinken“, wies Alec sie an, entschlossen, zu seiner gewohnten Leichtigkeit zurückzukehren. „Ich spreche den Toast, du trinkst. Ganz einfach.“
„Gut.“ Sie schenkte ihm ein wissendes Lächeln und nippte an ihrem Champagner. „Ah, ich muss noch meine Schulden be-
zahlen. Strecken Sie die Hand aus, mein edler Ritter“, befahl sie und ahmte seinen spielerischen Tonfall nach.
Er gehorchte.
„Jetzt nehmen Sie Ihre Belohnung entgegen.“ Mit feierlicher Geste legte sie eine Erdbeere in seine Hand. Sie lag da, rund und rot wie ein kostbarer Rubin.
Oder wie ein zartes Herz.
Seine langen Wimpern verbargen die blauen Augen, während er die Frucht einen Moment lang betrachtete. Seine Miene war unergründlich, seine Gedanken nicht zu erraten. Dann lächelte er wieder, warf die Erdbeere hoch in die Luft und fing sie mit dem Mund auf.
Becky sah ihm aufmerksam zu, wie er seinen Gewinn ver- speiste. Er spülte die Frucht mit einem Schluck Champagner hi- nunter, und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es dumm wäre von einem Mädchen, einem Mann wie ihm ihr Herz zu schenken.
Wenn er flirtete, war er ihr am fremdesten.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er und zog eine Braue hoch. Du kannst mich nicht erreichen, schien seine Miene zu sagen, und die blauen Augen wirkten wie Wände aus Stahl, die alles von ihm abhielten.
Sie schüttelte den Kopf. „Nur ein wenig müde und immer noch hungrig“, sagte sie.
„Nun, dann iss etwas, Becky. Genug von deinen guten Manie- ren. Ich weiß, dass du fast verhungert bist.“ Er nahm ihre Gabel, spießte etwas Wurst und Käse damit auf und bot es ihr an.
Sie lächelte ihm zu und nahm den Bissen entgegen.
Beeil dich, dachte er. Er genoss es, ihr Häppchen zuzustecken, aber er wurde allmählich etwas ungeduldig. Je eher sie mit dem Essen fertig wurde, desto früher konnte er sie in sein Bett holen.
Die kleine Wildkatze faszinierte ihn. Nach all den Damen der Gesellschaft mit ihren Allüren und ihrem Hochmut bezauberte ihn ihre Natürlichkeit. Er sah zu, wie sie Pudding und Wurst ge- noss, Brot und Käse, Champagner trank, als wäre es Wasser, und stellte fest, dass er zusehends erregter wurde. Er hoffte, dass ihr übriger Appetit ähnlich lustvoll war.
Nachdem sie endlich ihre Mahlzeit beendet hatte,
Weitere Kostenlose Bücher