Gaelen Foley - Knight 07
Captain.“ Ballantine warf Eden noch einen ungläubigen Blick zu, dann machte er sich auf den Weg zum Schiffsarzt. Jack würde ihn sich später vornehmen, und das wusste der Kanonier bestimmt auch.
„Zurück an die Arbeit, Männer“, befahl Trahern.
„Ihr habt ihn gehört, ihr nichtsnutzigen Burschen!“, brüllte
Brody, der nach seiner fruchtlosen Suche im Orlopdeck wieder auftauchte. Beim Klang seiner Stimme kam wieder Leben in die Männer.
Jack warf Eden einen wütenden Blick zu. Gut zu wissen, dass das Mädchen auf sich selbst aufpassen konnte. Aber ver- dammt ...!
Er betrachtete sie genauer, sah das nachträgliche Entsetzen in ihren Augen und empfand plötzlich Bedauern, weil er es zuge- lassen hatte, dass die Männer sich über sie lustig machten.
Jack streckte die Hand aus. „Geben Sie mir das Messer.“
Aus großen grünen Augen, die noch immer voller Angst waren, sah sie ihn an. Dann ließ sie den Blick über die Männer gleiten. „Im Leben nicht.“
„Eden, Sie sind bereits ein blinder Passagier“, sagte er leise. „Machen Sie es für uns beide nicht noch schlimmer, als es ohne- hin schon ist.“
Angespannt befeuchtete sie ihre Lippen mit der Zungen- spitze und warf wieder einen Blick auf die Mannschaft. „Aber Jack ...“
„Ich bin hier der Einzige, um den Sie sich jetzt sorgen müs- sen“, warnte er sie leise. „Geben Sie mir das verdammte Messer.“
Reglos wartete er ab. Die Mannschaft war noch nicht an die Arbeit zurückgekehrt, sondern wartete gespannt, während der eigensinnige weibliche blinde Passagier es wagte, dem Kapitän den Befehl zu verweigern.
Ungeduldig winkte Jack ihr, damit sie ihm die Waffe reichte, und streckte die Hand aus.
Dieselbe Hand, aus der sie den Splitter entfernt hatte. In der alten Parabel vergaß der Löwe die gute Tat nicht, sondern ver- schonte den jungen Menschen, der das getan hatte.
Jack starrte sie an.
Sie erwog die Entscheidung, der Wettstreit der Gefühle stand ihr deutlich ins hübsche Gesicht geschrieben, doch nach einer langen Weile gab sie nach und reichte ihm die Klinge.
Nun hatte sie noch die Machete.
„Na also. War doch gar nicht so schwer, oder?“, meinte Jack. Dann wandte er sich an Trahern.
„Geben Sie mir den Rucksack“, sagte er zu Trahern, der das Gepäckstück in der Hand hielt. Der Lieutenant reichte ihm den Leinenbeutel. „Was ist da drin?“, fragte er, denn der Beutel
war sehr leicht.
Als sie nicht antwortete, öffnete er selbst den Verschluss und blickte hinein.
Außer einer Orange in einer Seitentasche, die sie im Fracht- raum gestohlen hatte, enthielt der Rucksack nur ein paar ge- presste Blätter, die in Wachspapier eingehüllt waren.
Obwohl er wusste, was das war, sah er sie spöttisch an. Er versuchte, sie dazu zu bringen, ihm die Waffe zu geben. „Un- kraut?“
Er nahm die Orange, warf sie dem Knirps zu und reichte Tra- hern den Beutel zurück. „Werfen Sie ihn über Bord.“
„Jawohl, Sir.“
„Nein!“, rief Eden. „Mr. Trahern, bitte ... das dürfen Sie nicht!“
„Warum nicht?“, fragte Jack.
Trahern zögerte und blickte hin und her zwischen dem Kapi- tän, den er bewunderte, und dem weiblichen blinden Passagier, zerissen zwischen Gehorsam und Höflichkeit.
Eden hob den Kopf und deutete auf die gepressten Pflanzen. „Das ist kein Unkraut, und das wissen Sie sehr gut. Es sind bo- tanische Muster aus der Sammlung meines Vaters. Pflanzen mit Heilkräften. Ich bringe sie nach London, um sie Lord Pembrooke zu zeigen.“
„Ach, wirklich?“
„Ja, Jack. Wirklich!“
„Captain“, korrigierte er sie und verwies sie damit unter den gegebenen Umständen auf ihren Platz. In Gegenwart seiner Männer würde er sich nicht mit solcher Unverschämtheit an- sprechen lassen.
Sie hob den Kopf noch höher. „Captain, dies sind seltene und kostbare Pflanzen, von denen die Royal Botanical Gardens Saat für ihre Gewächshäuser haben wollen.“
„Faszinierend. Trahern, werfen Sie sie ins Meer.“
„Jawohl, Sir!“, mit unglücklicher Miene ging der Lieutenant weiter bis zur Reling.
„Nein!“, rief Eden.
„Warten Sie“, befahl Jack.
„Bitte!“ Verzweifelt sah sie ihn an.
„Na schön, Miss Farraday“, fuhr Jack einigermaßen ruhig fort. „Geben Sie mir Ihre Machete, und ich verschone Ihr Unkraut.“
Auf sein Angebot hin warf sie ihm einen bösen Blick zu. Dann
sagte sie kaum hörbar: „Sie wollen sie haben? Na schön. Hier ist sie.“
Ohne Vorwarnung schleuderte sie die Machete
Weitere Kostenlose Bücher