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Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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würden.«
    Der Widerschein edler Absichten lag auf seinem Gesicht. Er wurde von seinen eigenen Worten hinweggetragen.
    »Tun wir unsere Pflicht«, so endete er, »und das Schicksal wird das seine tun.«
    Das war sehr gut. Er hoffte, man würde ihn in diesem Satz zitieren. Er zeichnete ein gutes Bild von seinem Charakter.
    Berkeley lächelte ein klägliches Lächeln. Man konnte das Schicksal nicht aufhalten. Es ging nicht mehr um die Frage, ob man die Flagge aufpflanzen sollte oder nicht. Der Captain hatte recht. Es ging auch nicht um den Captain oder um die Pflicht. Der Ausgang des ganzen war schon längst entschieden worden – damals, als der erste Affenmensch in das Baumnest eines anderen kletterte, um dessen Weibchen zu stehlen.
    Der Mensch nimmt sich, was er haben will. Ob mit barbarischer Gewalt oder durch willige Ausführung einer selbstauferlegten Pflicht. Der Mensch nimmt sich, was er haben will.
    Berkeley wandte sich um und verließ den Kontrollraum.
    DRAUSSEN um das Schiff knisterte der Boden, während er sich allmählich wieder abkühlte. Der Wind wisperte trocken über das rote Land, trieb den Sand vor sich her und ließ ihn in kleinen Wirbeln von einem Ort zum andern tanzen. Der Boden war jetzt nicht mehr so heiß, und die Marsrasse drängte immer näher. Etwas zwang sie, so schnell wie möglich an diesen Meteor heranzukommen, ihn zu entfernen, das Wasser wieder fließen zu lassen.
    »Beobachtung meldet Boden kühl genug für Landung.«
    »Landekommando fertigmachen!« befahl Captain Griswold ohne Zögern.
    Die Alarmklingeln schrillten durch das Schiff. Zusammen mit den anderen Wissenschaftlern zog auch Berkeley seinen Schutzanzug an, setzte den durchsichtigen Glassit-Sauerstoffhelm auf. Zusammen mit den anderen stand er im Gang vor der Schleuse und wartete auf den Captain.
    Captain Griswold ließ nicht auf sich warten. Mit nur einem flüchtigen Seitenblick auf die Photoausrüstung, die einer der Männer bei sich trug, trat er vor seinen Offizieren als erster zur Tür. ,Die luftdichten Schottentüren im Gange fielen zu und machten den Gang mit dem Landekommando zu einer einzigen großen Luftschleuse.
    Ein langer Seufzer, dann bewegten sich die großen Riegel der eigentlichen Schleusentür schwerfällig nach hinten. Die Luft aus dem Gang strömte nach draußen und vermischte sich mit der viel dünneren Luft der Marsatmosphäre. Mit ihr wurden Sporen, Viren und Mikroben herausgetragen. Die meisten würden in einer fremden Umwelt zugrunde gehen, aber einige würden überleben – und gedeihen.
    Das rote Licht über der Schleusentür blinkte an-aus-an-aus. Die Offiziere, die Wissenschaftler, die bewaffneten Soldaten – sie alle beobachteten gespannt das Lämpchen. Dann plötzlich verlosch es. Die Schleuse war offen. Die große Rampe senkte sich langsam zu Boden.
    IN geordneter Reihe – mit dem Captain an der Spitze – schritt das Landekommando den Gang hinunter, durch die Schleuse, die Rampe herunter auf den roten Marsboden. Captain Griswold war der erste Mensch, der seinen Fuß auf den Mars setzte. Es war der 14. Juni 2018. Der Photograph kam als zweiter.
    Die Marsrasse drängte näher zum Schiff. Aber der Boden war immer noch zu heiß für ihre ungeschützten Füße. Daß Männer aus dem Schiff gekommen waren, bedeutete für sie nicht mehr als nur einen anderen unbegreiflichen Aspekt dieses unglaublichen Meteors.
    Der Klang einer Trompete stach durch die dünne Luft. Er wurde von den Lautsprechern im Schiff aufgenommen und verstärkt und vibrierte in den Helmen der Männer. Sie formten einen Halbkreis am Fuß der Rampe.
    Captain Griswold, dessen Gesicht so steinern war wie die Marmorstatue, die später von ihm errichtet werden sollte, streckte seine Hand aus und nahm die Flagge entgegen, die Leutnant Atkinson ihm entgegenhielt. Er rammte sie in das vorbereitete Rahmenwerk, das einer der Männer auf dem Boden abgesetzt hatte.
    Dann zeigte er nach dem Norden, dem Süden, dem Osten und dem Westen. Er brachte seine Hände wieder zusammen und breitete dann seine Arme aus in einer weiten, fließenden Bewegung, die den ganzen Planeten umschloß. Er streckte seine rechte Hand aus und empfing die Rolle von Leutnant Atkinson.
    Mit einer entschlossenen – ein wenig theatralischen – Geste entfaltete er sie. Er las mit einer festen Stimme – fest genug, um die Nachwelt für immer zu beeindrucken:
    »Kraft der mir von dem Obersten Rat der Westlichen Allianz, der einzig rechtmäßigen Vertretung der Erde und der

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