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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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gefunden. Sie glaubten, sie gefunden zu haben, aber in Wirklichkeit haben Sie es nicht. Und doch hätten Sie sie finden sollen. Sie wissen verteufelt gut, daß Sie sie hätten finden sollen.«
    Clyne erhob sich von seinem Stuhl. »Also jetzt hören Sie mal, Warren…«
    »Setzen Sie sich«, sagte Spencer.
    »Warren hat vollkommen recht. Wir haben sie nicht gefunden, und das wissen wir auch. Wir haben einfach geraten und das als Tatsache hingestellt. Und auch da hat Warren recht – wir hätten sie finden sollen.«
    Unter anderen Umständen, so dachte Warren, würden sie ihn wegen seiner Offenheit gehaßt haben, aber das ging jetzt nicht gut. Sie saßen einfach da, und er konnte ihnen ansehen, wie ihnen allmählich die Wahrheit dämmerte.
    Dyer sagte schließlich: »Sie meinen, wir haben versagt weil wir vergaßen – so wie Mac alles vergessen hat?«
    »Sie haben einige ihrer Fertigkeiten verloren«, antwortete Warren, »einige Ihrer Fertigkeiten und Kenntnisse, Sie haben genauso angestrengt gearbeitet wie sonst auch. Aber es kam nichts dabei heraus. Ohne es zu wissen, taten Sie nur so als ob. Sie besaßen einfach nicht mehr Ihre alten Kenntnisse und Fertigkeiten, das ist alles.«
    »Und jetzt?« fragte Lang.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Das war es, was mit dem anderen Schiff passierte«, sagte Briggs mit Betonung.
    »Möglich«, gab ihm Warren mit weniger Überzeugung zurück.
    »Aber es gelang ihnen zu entkommen«, sagte Clyne.
    »Das wird uns auch gelingen«, versprach Warren. »Irgendwie.«
    VIII.
    DIE Mannschaft des anderen, des fremden Schiffes hatte offenbar auch alles vergessen. Aber irgendwie war es ihnen gelungen, zu entkommen – irgendwie hatten sie ihre Erinnerung wiedergefunden oder sich einfach gezwungen, sich zu erinnern. Aber wenn es nur darum ging, sich an Vergessenes wieder zu erinnern, warum hatten sie dann ihr Triebwerk umgebaut? Sie hätten genausogut ihr eigenes altes benutzen können.
    Warren lag auf seiner Koje und starrte in das Dunkel des Raums. Er wußte, daß kaum einen halben Meter über ihm sich eine Stahlplatte befand, aber er konnte sie nicht sehen. Und er wußte, daß es einen Weg gab, die Motoren in Gang zu bringen – einen einfachen Weg, sobald man ihn kannte oder sich an ihn erinnerte –, aber auch diesen konnte er nicht sehen.
    Der Mensch sammelte Erfahrungen, bereicherte sein Wissen, erlebte Gefühlsregungen – und dann, im Laufe der Zeit, vergaß er die Erfahrungen, das Wissen, die Gefühle. Das Leben war ein einziges Vergessen. Erinnerungen gingen verloren, Wissen verblaßte und Kenntnisse wurden vergessen, aber es nahm Zeit in Anspruch. Das gab es einfach nicht, an einem Tag etwas zu wissen und es schon am nächsten Tag wieder vergessen zu haben.
    Aber hier auf dieser öden Welt war dieser Prozeß des Vergessens auf irgendeine unglaubliche Art und Weise beschleunigt worden. Auf der Erde dauerte es Jahre, bis man ein Erlebnis oder eine einmal erworbene Fertigkeit vergaß. Hier geschah das über Nacht.
    Er versuchte zu schlafen und konnte nicht. Dann gab er es auf, stand auf zog sich an und stieg die Treppe hinunter zur Schleuse und trat hinaus in die Nacht.
    Eine leise Stimme sagte: »Bist du das, Ira?« »Ja, Schlappohr. Ich konnte nicht einschlafen. Ich mach mir Sorgen.« »Du machst dir immer Sorgen«, sagte Schlappohr und rülpste. »Das ist bei dir schon zur Berufskrankheit geworden.« »Wir, sitzen in der Klemme, Schlappohr.«
    »Ich hab' Planeten gekannt«, sagte Schlappohr, »da wär's mir egal gewesen, wenn man mich dort ausgesetzt hätte, aber der hier gehört nicht dazu. Der hier, der ist wirklich und wahrhaftig der Hinterteil des Universums.«
    Sie standen nebeneinander in der Dunkelheit. Die fremden Sterne kreisten über ihnen, und der schweigende Planet verdämmerte hinter einem nebelhaften Horizont.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, fuhr Schlappohr fort. »Ich kann's direkt riechen. Die Neunmalgescheiten drin im Schiff haben gesagt, es gäbe hier nichts, weil sie nichts finden konnten. Und in den Büchern, die sie lesen, steht, daß es auf einem Planeten aus Fels und Moos auch nicht viel geben kann. Aber ich, ich habe schon eine Menge Planeten gesehen. Ich hab' mich schon im Weltraum herumgetrieben, als die meisten von denen noch in Windeln lagen, und meine Nase sagt mir mehr über einen Planeten als ihre ganze Gescheitheit auf einem Haufen.«
    »Ich glaube, du hast recht«, bekannte Warren. »Ich hab' das gleiche Gefühl. Seit kurzem wenigstens.

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