Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Schwerkraft verdoppelt.
    »Sehr schön«, sagte Mikko. Er sprach jetzt leise, und beim Klang seiner Stimme rückten die Schaulustigen beiseite, die in seiner Nähe gestanden hatten. Die Mündung der Waffe pendelte hin und her, ganz langsam.
    »Wir sollten das klären«, sagte Mikko, »und zwar an Ort und Stelle. Ehe andere Leute sich in diese Angelegenheit einmischen.«
    Um ihn herum hatte sich in Sekundenschnelle ein großer freier Platz gebildet. Und die eben noch in einen wütenden Kampf vertieften Leute starrten auf diesen kleinen Mann, dessen brennendblaue Augen so bedrohlich wirkten wie das schwere Kriegswerkzeug in seinen Händen. Veruca Salt nahm aus den Augenwinkeln heraus wahr, dass die Menge begann, sich in Nebengänge und Nischen zu verdrücken.
    Mikko hatte hier nicht gerade eine Menge Fans, registrierte K‘jonasoidt. Und es gab hier andere Strukturen als die, an die sie von ihrem Studium des Flottenkommandos her gewohnt war. Wahrscheinlich hatte sie es nicht mit Flottenkommandomenschen zu tun. Die im Institut hatten mit diesem Bild auch nicht übereingestimmt. K‘jonasoidt warf ihre Vorstellungen über den Normalmenschen über Bord und beschloss, innerhalb dieser Gruppe ähnliche Untergliederungen einzurichten, wie sie es für die anderen bedeutenden Gruppen getan hatte. Wahrscheinlich war dies alles viel komplizierter, als die Leute nach ihrer kulturellen Herkunft einzuteilen. Sie konnte in der Menschenmenge, die Mikko mit seiner Waffe bedrohte, niemanden als Karnesen, Oniskier oder Serafimer ausmachen. Wenn man von so nebensächlichen Merkmalen wie Körpergröße, Haarfarbe, Hautfarbe und Augenform absah, war diese Menge im Grunde genommen gleichförmig. Das waren nur Leute, in mehr praktische als modische Kleidung gehüllt, mit nahezu einheitlichen Frisuren und mit einem ebenso einheitlichen Ausdruck von Mordgier in den Augen. Je länger sie in die Mündung von Mikkos Waffe blickten, desto ruhiger wurden sie. Vielleicht war es das durchdringende Blau von Mikkos Blick, das die Leute zurücktrieb.
    Veruca Salt hatte sich mit ihnen allen zugleich angelegt, dachte Jana, und das war wahrscheinlich töricht gewesen. Sie trat ein paar Schritte vor und drehte sich zu der Masse um. Da waren ein paar Frauen und Männer, die sich aufrappelten; da waren welche, die sich um die offensichtlich gebrochenen Knochen der Opfer von T‘Arastoydts Raserei kümmerten. Da war unverhohlene Vorfreude in den Augen von einigen dieser Leute, und die schauten alle auf Mikko. Veruca Salt war für ein paar Sekundenbruchteile verwirrt. Dann reimte sich Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt etwas zusammen. Ein Rudel, das auf die Entscheidung seines Leittieres wartete. Mikko war hier so ein Leittier. Solche Individuen wurden ebenso respektiert wie gefürchtet, und das meistens aus denselben Gründen. Veruca Salt musste sich nur auf die richtige Seite schlagen.
    Die richtige Entscheidung treffen.
    Für einen winzigen Augenblick malte sie sich eine Alternative aus; sie sah den geilen Bock von damals vor sich, der vor einer Frau, deren Arme festgehalten wurden, grinsend die Hose aufknöpfte. Sie sah sich mit rasendschnellen Bewegungen durch den Raum gleiten und dem Mann mit den blitzblauen Augen den gestreckten Fuß in den Leib rammen, die Waffe übernehmen, und damit die Macht. Sie spürte Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt in sich, und sie wusste, dass sie eine solche Aktion nicht lange überleben würde. Sie wusste zuwenig darüber, wie Mikkos Macht funktionierte. Nur körperliche Kraft konnte es kaum sein, und Waffen waren nicht allein verantwortlich dafür. Da musste mehr sein. Mal abgesehen von all den Rudelmitgliedern hier – sie hatte Ari nirgendwo gesehen. Vielleicht saß der geschwärzte Mann an einer Konsole und justierte ein Fadenkreuz, zielte mit irgendeiner Waffe auf den Kopf von Veruca Salt. Es wäre ihm zuzutrauen.
    Also blieb sie ruhig.
    Sie drehte sich langsam um ihre eigene Achse, tänzerisch und elegant. Ihr Blick glitt über all die wütenden, schmerzverzerrten, wartenden Gesichter. Einige erkannte sie nun wieder, das von Tonio Gaudio zum Beispiel, der sich offenbar prächtig amüsierte. Dann ging Veruca Salt mit einigen wohlberechneten Schritten zu Mikko, wich dem Lauf der Waffe aus und sah ihm aus einem Meter Abstand in die Augen. Wie konnte nur irgendjemand so blaue Augen haben.
    »Schon besser«, sagte Mikko. Die Menge tauschte verständnislose Blicke. Der Mann zielte schließlich immer noch mit

Weitere Kostenlose Bücher